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Im Kreis der Sünder - Kriminalroman aus dem Ruhrgebiet

Titel: Im Kreis der Sünder - Kriminalroman aus dem Ruhrgebiet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prolibris Verlag Rolf Wagner
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Teilhaberin.
    Pielkötter hustete heftig. Er hatte sich an einem Stück Mettwurst verschluckt. Vielleicht sollte ich den Feierabend nutzen, um Jan Hendrik wieder einmal zu besuchen, dachte er, als der Hus­tenanfall endlich vorüber war. Im nächsten Moment fiel ihm je doch ein, dass sein Sohn von einer neuen Fotosession für einen Bildband über Industriekultur ziemlich in Anspruch genommen war.
    Während Pielkötter seinen halb vollen Teller unwillig zur Seite schob, musste er plötzlich an Katharina Gerhardt denken. Unwillkürlich zeigte sich der Anflug eines Lächelns auf seinem Gesicht. Am liebsten hätte er sie sofort angerufen, besser noch sie persönlich gesehen, aber das verbot er sich. Wegen Marianne. Oder warum sonst? Ehrlicherweise musste er sich einen ganz anderen Grund eingestehen. Das letzte Telefonat mit Katharina war nicht gerade in seinem Sinne verlaufen. In gewisser Weise hatte er sich von dem Besuch zurückgewiesen gefühlt, den sie bekommen hatte.
    Mit verkniffener Miene stand er auf, entsorgte die Reste des Eintopfs im Abfalleimer und stellte den Teller in die Spülmaschine. Anschließend ging er ins Wohnzimmer. Ehe er es sich in dem Fernsehsessel bequem machen konnte, schrillte das Telefon.
    »Katharina Gerhardt.«
    Fast hätte er den Hörer fallen lassen. Anscheinend gab es wirklich so etwas wie Telepathie.
    »Heute habe ich frischen Apfelkuchen gebacken«, erklärte sie. »Und dabei ist mir mit einem Mal eingefallen, dass Sie den besonders mögen.«
    Pielkötter suchte nach den richtigen Worten.
    »Zudem hat unser letztes Gespräch für meinen Geschmack einfach zu abrupt geendet«, fuhr sie fort.
    Insgeheim pflichtete Pielkötter ihr bei, allerdings wollte eine Zustimmung nicht über seine Lippen kommen. Hatte sie ihn bei dem Telefonat tatsächlich so gekränkt?
    »Sofern Sie mögen, hebe ich gern ein Stückchen für Sie auf. Natürlich dürften Sie ihn auch schon heute probieren, aber wahrscheinlich haben Sie so kurzfristig keine Zeit.«
    »Doch, doch«, beeilte er sich plötzlich, ihr zu widersprechen. »Heute passt es ausgezeichnet. Wenn es Ihnen recht ist, bin ich in einer knappen Stunde da.«
    »Wunderbar, dann setze ich schon mal langsam den Kaffee auf.«
    Nachdem sie das Telefonat beendet hatten, verließ Pielkötter eilig das Wohnzimmer. Auf dem Weg in die erste Etage nahm er jeweils zwei Treppenstufen auf einmal. Im Bad zog er sich aus und stellte sich unter die Dusche. Er genoss, wie das lauwarme Wasser auf seinen Körper prasselte. Ehe er sich im Schlafzimmer frische Wäsche zusammensuchte, warf er noch einen Blick in den bodenlangen Spiegel an der mittleren Schranktür. Pielkötter drehte sich zur Seite. Im Profil ganz passabel, urteilte er. Anscheinend hatte er in der letzten Zeit tatsächlich abgenommen. Trotzdem zog er den Bauch ein und gönnte sich einen weiteren Blick.
    Fünf Minuten später saß er im Wagen und drehte das Autoradio auf. Herbert Grönemeyer sang gerade »Tief im Westen, wo die Sonne verstaubt. Tief im Westen ist es besser, als man glaubt.«
    Also auf nach Westen, dachte Pielkötter, da verstaubt die Sonne gar nicht wie in dem Lied besungen, und Apfelkuchen gibt es auch.
    Sechs bis sieben Songs und einige kurze Statements des Radiomoderators später, stand Pielkötter selten gut gelaunt vor Katharina Gerhardts Wohnung. Sie öffnete ihm mit einem strahlenden Lächeln.
    »Jetzt darf ich nicht einmal nette Überraschung sagen«, begrüßte sie ihn. »Dabei habe ich nicht wirklich daran geglaubt, dass Sie so kurzfristig bei mir vorbeischauen können.«
    »Kommt auch selten vor«, erwiderte Pielkötter. »Aber bei frischem, selbstgebackenen Apfelkuchen kann ich einfach nicht widerstehen.« Dabei streifte er sie mit einem Blick, der beide fast den Kuchen vergessen ließ.
    »Haben Sie schon eine neue Arbeit gefunden?«, fragte er, als er ihr am Kaffeetisch gegenübersaß.
    »Wie man es nimmt.«
    Pielkötter runzelte die Stirn.
    »Zumindest aushilfsweise. Im Moment betreue ich vormittags eine alte Dame hier im Ort. Sie lebt bei ihren Kindern, die beide berufstätig sind.«
    »Gefällt Ihnen dieser Job?«
    »Schon. Die alte Dame ist auch ganz nett. Aber leider ist das nur vorübergehend. Die Frau, die sie sonst betreut, liegt mit einem gebrochenen Bein im Krankenhaus. Sobald die gesund ist, was ich ihr natürlich wünsche, darf ich wieder gehen.«
    Pielkötter hörte einen Anflug von Resignation aus Katharina Gerhardts Stimme heraus. »Sie werden bestimmt etwas anderes

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