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Im Kreis des Wolfs

Im Kreis des Wolfs

Titel: Im Kreis des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Evans
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Pappeln, an deren letzten gelben Blättern der Wind zerrte. Gleich darauf sah er im Scheinwerferlicht einen rostigen grünen Briefkasten, auf dem »Lovelace« stand.
    Die Auffahrt schien ihm für den Trailer zu gefährlich, also stellte er den Wagen ab, schlug den Kragen hoch und ging zu Fuß.
    Der zerfurchte Weg stieg steil an und verlief gleich neben einem Bach, dessen Wasser Buck rauschen hören, aber nicht sehen konnte, da ihm der Blick durch ein dichtes Weidengestrüpp versperrt wurde. Nach etwa einer halben Meile sah er am Hang ein niedriges Holzhaus unter Bäumen. Es brannte Licht. Gleich neben dem Haus stand ein Trailer, in dem man auch wohnen konnte. Er war silberfarben und hatte abgerundete Ecken, was ihn irgendwie unheimlich aussehen ließ, fast wie ein außerirdisches Raumschiff.
    Er hatte Hundegebell erwartet, doch die einzigen Geräusche, die er hörte, als er zum Haus hinaufging, kamen vom Wind und dem Regen, der auf seinen Hut trommelte.
    Die Fenster waren ohne Vorhänge, und Buck stellte fest, dass das Licht von einer Glühbirne stammte, die über dem Küchentisch hing. Im Haus rührte sich nichts, und imTrailer auch nicht. Er trat an die Küchentür und klopfte. Während er darauf wartete, dass ihm aufgemacht wurde, drehte er sich um – und hätte fast einen Herzschlag bekommen.
    Er starrte direkt in den Lauf einer zwölfkalibrigen Schrotflinte.
    »Scheiße!«
    Der Mann, der ihm gegenüberstand, trug einen langen, schwarzen Parka mit einer Kapuze, in deren Schatten ein knochiges, graubärtiges Gesicht und feindselig blickende schwarze Augen lagen.
    »Mr. Lovelace?«
    Der Mann gab keine Antwort, ließ Buck einfach warten.
    »Hören Sie, es tut mir wirklich leid, dass ich hier so unangemeldet aufkreuze, aber ich hatte Angst, dass ich es mit dem Trailer nicht die Auffahrt hinaufschaffe.«
    »Sie blockieren unten den Weg.«
    »Tut mir leid. Ich geh gleich und fahr den Wagen weg.«
    »Sie gehen nirgendwo hin.«
    »Mr. Lovelace, ich heiße Buck Calder und komme aus Hope.«
    Er überlegte, ob er ihm die Hand geben sollte, entschied sich aber dagegen. Der verrückte Mönch glaubte sonst noch, dass er sich sein Gewehr schnappen wollte.
    »Ihr Vater, Joshua, hat für meinen Vater gearbeitet, als ich noch ein Kind war. Deshalb bin ich mir sicher, dass wir uns schon mal getroffen haben, aber das ist ganz schön lange her.«
    »Sind Sie Henry Calders Sohn?«
    »Ja, Sir, der bin ich.«
    Das schien seine Wirkung nicht zu verfehlen. Lovelace, falls er es denn war, senkte den Lauf seines Gewehrs ein wenig. Er zielte jetzt auf Bucks Unterleib.
    »Ihr Vater ist in unserer Gegend so was wie eine Legende«, sagte Buck.
    »Was wollen Sie hier?«
    »Tja, ich habe gehört, dass Sie das Gleiche machen wie früher Ihr Vater.«
    Lovelace sagte nichts.
    »Und, na ja …« Buck blickte auf das Gewehr. »Mr. Lovelace, würde es Ihnen was ausmachen, Ihre Schussrichtung ein wenig zu ändern?«
    Lovelace schaute ihn einen Moment an, als überlege er, ob Buck den Preis für eine Patrone wert sei. Dann riss er den Lauf nach oben, legte mit einem Klicken den Sicherungshebel um und ging an Buck vorbei ins Haus. Er ließ die Tür hinter sich offen. Buck wartete einen Augenblick draußen und fragte sich, ob dies wohl als Einladung gemeint war.
    Tja, war es wohl.
     
    Lovelace legte das Gewehr auf den Tisch und nahm die Kapuze ab. Im Haus war es kalt, also behielt er den Mantel an. Seit Winnies Tod machte er sich nicht mehr die Mühe, den Ofen im Wohnzimmer zu heizen. Er lief durchs Haus zur Fallenkammer und hörte, dass Calder ihm folgte.
    Die Fallenkammer war eigentlich nur eine Art Werkstatt mit einem Elektroofen, aber neuerdings verbrachte er dort die meiste Zeit. Er schlief sogar auf einer Matratze, die er aus dem Trailer herübergeschleppt hatte. Allerdings brauchte er nicht viel Schlaf. Meist lag er nur da und wartete auf die Dämmerung. Er wusste, dass es verrückt war und er sich daran gewöhnen sollte, auch ohne Winnie die Nacht im Schlafzimmer zu verbringen, aber das schaffte er einfach nicht.
    Das Schlafzimmer, die Küche, das ganze Haus war ohne sie leer und doch von ihrer Anwesenheit erfüllt. Er hattefast alle ihre Sachen weggeräumt, aber es half nichts, denn selbst die Lücken, die sie hinterließen, erinnerten ihn an sie. Da war es ihm lieber, in dieser Kammer zu bleiben, die schon immer sein Reich und nicht ihres gewesen war. Sie hatte sich sogar geweigert, es zu betreten, hatte gesagt, es rieche zu sehr nach Köder

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