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Im Kreis des Wolfs

Im Kreis des Wolfs

Titel: Im Kreis des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Evans
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und ließ ihn ihren Hals küssen.
    »Hm, du riechst gut«, sagte er.
    »Und du stinkst nach Kühen.«
    »Nach Bullen, mein Schatz. Nach reinrassigen Calder-Bullen.«
    Das Restaurant im Motel war nicht übel. Sie bestellten sich Steaks und eine Flasche Napa-Valley-Merlot, berührten einander mit den Knien und streichelten sich unter dem Tisch, bis Buck es nicht länger aushielt. Ohne nach der Rechnung zu fragen, legte er einen Hundertdollarschein hin und ging mit Lorna aufs Zimmer, für das er zuvor schon den Schlüssel besorgt hatte.
    Als sie hinterher auf dem Bett lagen, sagte Lorna, dass dies das letzte Mal war. Buck stützte sich auf einen Ellbogen und betrachtete sie stirnrunzelnd.
    »Wieso?«
    »Ich werde heiraten.«
    »Was? Wann?«
    »Nächsten Monat.«
    »Herrgott noch mal. Diesen … wie heißt er gleich?«
    »Du weißt genau, wie er heißt, Buck.«
    Das stimmte. Er hieß Phil. Sie ging seit vier Jahren mit ihm.
    »Nur weil du heiratest, muss sich doch zwischen uns nichts ändern, oder?«
    »Verdammt, Buck, wofür hältst du mich eigentlich?«
    Buck war überzeugt, dass es auf diese Frage eine Antwort gab, nur fiel sie ihm gerade nicht ein.
    Sie zogen sich an und gaben sich in der einsetzenden Dämmerung auf dem Parkplatz zum Abschied einen Kuss.
    »Ruf mich nicht mehr an, okay?«, sagte sie.
    »Ach, Schätzchen, können wir nicht wenigstens hin und wieder telefonieren?«
    »Nein, lieber nicht.«
    Er fuhr über die Interstate zurück, und sein Selbstmitleid wuchs mit jedem Kilometer. Granitfarbene Regenwolken hingen tief über die Straße, und der Trailer bebte im kalten Nordwind.
    In letzter Zeit schien alles schiefzulaufen.
    Zuerst ließ Ruth Eleanor in ihr Geschäft einsteigen und wurde plötzlich ganz moralisch, und jetzt kam ihm Lorna auf die gleiche Tour. Dann gab es da diese Spinner, die immer noch wegen der Wolfssache anriefen. Und wenn er es recht bedachte, war eigentlich alles in Butter gewesen, bis diese verdammten Wölfe auftauchten.
    Nun, es wurde Zeit, ernsthaft etwas gegen die Biester zu unternehmen.
    Der erste Teil seines Plans war bereits umgesetzt: Luke arbeitete für Helen Ross. Buck hatte zwar aus dem Jungen noch nicht herausbekommen, wo sich die Viecher aufhielten, doch das war nur eine Frage der Zeit. Wenn er erst mal die nötige Information hatte, brauchte er nur noch jemanden, der etwas damit anfangen konnte.
    Außer dem Verkauf der Bullen und seiner Lust auf ein Wiedersehen mit Lorna, war dies einer der Gründe für seine heutige Fahrt.
    Es war ihm nämlich ein alter Trapper eingefallen, der vor langer Zeit oben am Hope River gelebt hatte. Einer von der Sorte, wie es sie heute nicht mehr gab. Bucks Vater hatte ihn eingestellt, wenn Wildtiere Probleme machten, meist Kojoten, aber manchmal auch Berglöwen oder ein Grizzly, der sich in der Gegend herumtrieb.
    Buck wusste, dass der Sohn von dem Kerl im gleichen Geschäft war, doch sosehr er sich auch angestrengt hatte, ihm war der Name einfach nicht eingefallen.
    Vor zwei Abenden hatte er dann im Last Resort den alten Ned Wainwright, der schon an die Neunzig war, beiläufig gefragt, ob er sich an den Namen erinnerte.
    »Lovelace. Josh Lovelace. Gütiger Himmel, der ist bestimmt schon zwanzig, dreißig Jahre tot.«
    »Aber hatte der nicht einen Sohn?«
    »Stimmt, J. J.. Der ist rüber nach Big Timber gezogen. Da hat auch schon Josh gewohnt, als er zu alt war, um noch allein zurechtzukommen. Und da haben sie ihn auch begraben.«
    »Wohnt der Sohn noch da?«
    »Keine Ahnung.«
    »Muss selbst ja auch schon ganz schön alt sein.«
    »Was reden Sie da, Buck Calder? Der ist mindestens zwanzig Jahre jünger als ich. Gerade mal raus aus den Windeln.«
    Der alte Mann lachte und begann zu husten. Buck spendierte ihm noch ein Bier und brachte ihn dann nach Hause.
    Er fand den Namen J. J. Lovelace im Telefonbuch und rief einige Male an, ohne eine Antwort zu erhalten. Also steckte er sich die Adresse in die Tasche und beschloss, aufdem Rückweg von Billings vorbeizufahren und ihn aufzusuchen.
    In düsterer Stimmung fuhr er einem düsteren Horizont entgegen, als er vor sich das Schild für die Ausfahrt nach Big Timber aufragen sah. Er blinkte und bog von der Interstate ab.
    An einer Tankstelle hielt er an und fragte den Jungen an der Kasse nach dem Weg. Zehn Minuten später holperten Truck und Trailer über die Schlaglöcher eines kurvigen Sandwegs.
    Es wurde dunkel und begann zu regnen. Nach etwa drei Meilen führte der Weg durch ein Wäldchen mit

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