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Im Kreis des Wolfs

Im Kreis des Wolfs

Titel: Im Kreis des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Evans
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wirklich hübsch. Vielen Dank.«
    Er nickte und verschwand.
     
    Buck saß wartend hinter dem Steuer, während Clyde die letzten Heuballen von der Ladefläche hievte und auf dem Boden vor einer Reihe pitschnasser Kühe verteilte. Der Regen trommelte aufs Führerhaus. Er fiel so schwer und dicht, dass er den Strahl der Scheinwerfer wie ein silberner Vorhang durchschnitt.
    Da die Tage näher kamen, in denen die Kälber geboren wurden, fütterten sie jetzt nachmittags. Laut einer Theorie, die irgendein schlauer Viehzüchter oben in Kanada aufgestellt hatte, warf eine Kuh, die man nachmittags fütterte, ihr Kalb am Morgen und machte so das Leben für die Rancher leichter. Häufig funktionierte es auch, doch gab es immer noch genug Kühe, die sich einen Spaß daraus zu machen schienen, den Rancher die ganze Nacht wach zu halten, egal, wann man sie fütterte.
    Die Zeit des Kalbens war immer anstrengend, und wenn der verdammte Regen nicht bald aufhörte, würde sie dieses Jahr zum reinsten Alptraum.
    Clyde stieg prustend und schnaufend ins Führerhaus, während ihm das Wasser vom Hutrand und über seinen schlammbespritzten Regenmantel lief. Er knallte die Tür zu. Vielleicht lag es nur am Wetter und an Bucks düsterer Stimmung, aber im Augenblick ärgerte ihn einfach alles, was dieser Kerl tat. Buck biss sich auf die Lippen und ließ den Truck langsam anrollen, damit die Räder nicht durchdrehten und der Wagen aufsaß.
    Ehe er ausgestiegen war, hatte Clyde ihm von Jordan Townsends Ranch erzählt, die ihm der Verwalter gestern gezeigt hatte. Und seither sprach Clyde ohne Unterbrechung von diesem Haus.
    »Jedenfalls hat angeblich einer von diesen Typen den alten Jordan gefragt, warum er sich denn ein Kino mit dreißig Sitzplätzen gebaut hat, und weißt du, was der gesagt hat?«
    »Keine Ahnung«, erwiderte Buck, und es interessierte ihn auch nicht die Bohne.
    Clyde lachte viel zu laut.
    »Er hat gesagt: ›Warum lecken Hunde sich die Eier?‹«
    »
Was?
«
    »Weil sie’s können!«
    Clyde schüttelte sich vor Lachen.
    »Was ist daran bloß so verdammt lustig?«
    Clyde musste so sehr lachen, dass er ihm nicht antworten konnte. Buck schüttelte den Kopf.
    Sie schlitterten und holperten über die Weide zur Straße hinunter. Clyde stieg aus, um das Gatter zu schließen. Auf der Uhr am Armaturenbrett war es kurz vor halb sechs. Sie kamen eine Stunde zu spät zu Juniors Geburtstagsparty.
    »Sitzt Lovelace immer noch den ganzen Tag in seinem Trailer?« fragte Buck, als sie nach Hause fuhren.
    »Ja, sagt, ist zu nass.«
    »Ist auch zu nass, um das verdammte Vieh zu füttern, aber irgendeiner muss es ja tun.«
    »Wenn du mich fragst, der schafft das nicht. Ist viel zu alt.«
    »Hab dich aber nicht gefragt«, fauchte Buck ihn an. »Wenn du so verdammt clever bist, dann bring mir einen besseren.«
    »He, tut mir leid, ich …«
    »Schließlich bezahl
ich
ihn, nicht du. Außerdem hat er schon drei erwischt. Und wenn er den Rest fängt, bevor die Kälber kommen, bin ich mit ihm zufrieden.«
    Clyde hob beide Hände. »Okay, okay.«
    »Und komm mir nicht mit deinem verdammten okay!« Er schlug mit der Faust aufs Lenkrad.
    In den zwanzig Minuten, die sie zum Ranchhaus brauchten, sprach keiner von ihnen ein Wort.
    Kathy, Eleanor und Luke warteten bereits auf sie. Luftballons und Girlanden hingen in der Küche, und Kathy bestand darauf, dass sie alle, auch Buck und Clyde, Papphüte trugen. Die Stimmung war etwas angespannt, da Buck junior allmählich hungrig wurde. Kaum hatten sie ihre Mäntel und Stiefel ausgezogen, setzte Kathy den Kleinenin den Kinderstuhl und zündete die Kerze auf dem wie ein Revolver geformten Geburtstagskuchen an. Kathy hatte ihn selbst gebacken und mit Zuckerguss überzogen.
    »Peng!«, sagte das Baby, und alle lachten und machten es ihm nach.
    Sie standen um Buck junior herum und sangen »Happy Birthday«. Kathy half ihm, die Kerze auszublasen, musste sie dann aber wieder anstecken, weil er zu schreien begann. Nachdem sie noch einige weitere Male die Kerze ausgeblasen und wieder angezündet hatte, wurde es ihm langweilig. Schließlich bekamen alle eine Tasse Kaffee und ein Stück vom Pistolenkuchen.
    »Und was hat unser kleiner Revolverheld alles zum Geburtstag bekommen?«, fragte Buck.
    Kathy zählte ihm alles auf, während der Kleine versuchte, sich Schokoladenkuchen in den Mund zu stopfen, doch das meiste davon landete in seinem Gesicht oder auf dem Boden.
    »Und Lane hat ihm einen tollen Strampelanzug

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