Im Kreis des Wolfs
geschickt, ganz in Weiß und Silber. Clyde meint, er sieht darin aus wie Elvis.«
»Er sieht darin absolut lächerlich aus«, fiel ihr Clyde ins Wort.
»Stimmt nicht, was, mein Süßer? Und was noch? Ach ja, ihr werdet es nicht glauben, Mr. Lovelace hat ihm dieses komische Geweih mit lauter geschnitzten Figuren geschenkt.«
Einen Augenblick lang herrschte Stille. Clyde warf rasch einen Blick zu Buck hinüber.
»Wer um alles in der Welt ist denn Mr. Lovelace?«, fragte Eleanor.
Plötzlich wurde Kathy klar, was sie angestellt hatte. Sie schien zu überlegen, wie sie ihren Fehler wieder ausbügeln könnte, doch Clyde kam ihr zuvor.
»Ach, nur so ein alter Knacker, der für uns oben im Haus ein paar Schreinerarbeiten erledigen soll.«
Eleanor runzelte die Stirn. »Der Name kommt mir irgendwie bekannt vor. Wo kommt er her?«
»Aus der Gegend um Livingston. Hat früher viel für meinen Onkel gearbeitet. He, Kathy, pass doch auf. Der Kleine schmiert den Kuchen wirklich überall hin.«
Die Gefahr war gebannt. Luke schien nicht zugehört zu haben, und Eleanor stellte keine weiteren Fragen. Sie bat Luke, Milch zu holen, und ging ans andere Küchenende, um noch mehr Kaffee aufzusetzen.
»Verdammt, was hast du dir dabei gedacht?«, fauchte Clyde Kathy über den Kopf des Babys hinweg an.
»Ich hab mir gar nichts dabei gedacht, das ist alles.«
»Schon okay«, sagte Buck leise. »Ist ja nichts passiert.«
Er gesellte sich zu Eleanor und Luke. Seit er sich um die Wölfe kümmerte, kam der Junge zu den merkwürdigsten Zeiten nach Hause, so dass Buck ihn in letzter Zeit kaum zu Gesicht bekommen hatte. Er sah irgendwie verändert aus, ein wenig erwachsener; doch so waren die Jungs in diesem Alter eben. Kaum drehte man sich um, waren sie schon wieder einige Zentimeter gewachsen.
»Na, Fremder«, sagte Buck und klopfte ihm auf den Rücken. »Wie steht’s denn so?«
»Mir g-g-geht’s gut.«
»Viele Wölfe siehst du bei diesem Wetter wohl nicht, oder?«
»Ist ein b-b-bisschen matschig.«
»Und was treibst du so da oben mit Helen?«
Clyde kicherte. Luke drehte sich zu ihm um.
»Wie b-b-bitte?«
Clyde sah unschuldig drein. »Nichts, gar nichts.«
Kathy stöhnte. »Mach dich nicht lächerlich, Clyde.«
»Ich hab doch gar nichts gesagt!«
Buck hatte den Tratsch selbst gehört. Erst letzten Abend im Last Resort hieß es, Luke und Helen Ross hätten eine Affäre. Das war doch einfach absurd. Jetzt, wo sein eigenes Liebesleben so im Argen lag, wollte er lieber nicht darüber nachdenken. Bislang hatte Luke nie auch nur das geringste Interesse an Mädchen gezeigt. Sein toter Bruder war der mit den Calder-Genen gewesen. Manchmal hatte Buck sogar schon befürchtet, dass Luke einer vom anderen Ufer war.
Der Junge ignorierte Clydes dämliches Grinsen und wandte sich wieder Buck zu.
»Wir tragen s-s-sämtliche Daten zusammen, die wir bisher gesammelt haben.«
Buck hatte den Mund voller Kuchen. »Und wo treiben sie sich in letzter Zeit rum?«
»Na ja, in 1-1-letzter Zeit haben w-w-wir nicht viel von ihnen gesehen.«
»Und vorher, als ihr sie zuletzt gesehen habt?«
Luke schaute ihn unverwandt an. Der Junge traute ihm ganz offensichtlich nicht, und Buck spürte, wie er wütend wurde.
»Ach, die t-t-treiben sich überall rum.«
»Glaubst du vielleicht, ich erzähl gleich alles brühwarm Abe?«
»N-Nein, Sir.«
»Verdammt, warum kannst du es dann deinem Vater nicht sagen?«
Eleanor kam dem Jungen wie stets zur Hilfe und machte Buck dadurch erst recht wütend.
»Er darf keine vertraulichen Informationen weitergeben, stimmt’s, Luke? Schließlich arbeitet er für die amerikanische Regierung, schon vergessen? Also, wer möchte noch ein Stück Kuchen? Hier, Clyde, trink noch einen Schluck Kaffee.«
Von der Warte hatte es Buck überhaupt noch nicht gesehen. Sein eigener Sohn arbeitete für diese verdammten Regierungstypen. Und das auch noch umsonst. Das hob seine Laune nicht gerade. Plötzlich fiel ihm auf, dass er der einzige im Zimmer war, der noch immer diesen idiotischen Papphut trug. Er riss ihn sich vom Kopf und warf ihn auf den Tisch, dann erhob er sich mit grimmiger Miene und aß seinen Kuchen auf, während die beiden Frauen sich über irgend etwas unterhielten.
»Ich hoffe, diese Miss Ross weiß, dass du hier rund um die Uhr gebraucht wirst, wenn die Kühe kalben«, sagte er schließlich.
Der eisige Ton in seiner Stimme war nicht zu überhören.
Schlagartig verstummten alle. Luke runzelte die Stirn und
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