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Im Kreis des Wolfs

Im Kreis des Wolfs

Titel: Im Kreis des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Evans
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Duett im dämmrigen Wald. Dann rief der Junge nach dem Hund, und Lovelace ahnte, dass irgendwas nicht stimmte.
    Irgendwas stimmte ganz und gar nicht. Was es war, sollte Lovelace erst eine halbe Stunde später erfahren, als er zum Kadaverplatz kam und das Jaulen hörte. Es klang nicht nach einem Wolf, und als er das Tier mit seiner Taschenlampe anstrahlte, sah er, dass es ein Hund war. Er hatte sich in derselben Fußangel verfangen wie vor zwei Tagen der Welpe. Offenbar war es gerade erst passiert, denn er sprang wie ein Wahnsinniger hin und her und zog damit die Schlinge um seine Pfote immer enger. Dann entdeckte ihn der hässliche Köter und begann, mit dem Schwanz zu wedeln.
    Rasch knipste Lovelace die Taschenlampe wieder aus. Wahrscheinlich suchte der Junge schon nach dem Hund, und die Spuren würden ihn direkt hierherführen. Wenn er schon irgendwo in der Nähe war, hatte er das Jaulen bereits gehört. Vielleicht wäre es am besten, so schnell wie möglich von hier zu verschwinden. Doch dann würde der Junge die Fallen finden, und die ganze Sache flog auf. Der Wolfsjäger fluchte. Er hätte nie mit Fußangeln arbeiten dürfen. Aber wer konnte schon damit rechnen, dass sich dieser verdammte Köter darin verfing?
    Dann hörte er den Jungen weiter unten im Wald rufen. Und gleich darauf entdeckte er das schwankende Lichteiner Taschenlampe. Wenn der Hund jetzt bellte, saß er ganz schön in der Klemme.
    Ihm blieb nur eine Möglichkeit. Er löste die Bindung seiner Skier und streifte sie ab. Der Hund winselte leise.
    »Bist ein lieber Hund«, sagte er im gleichen freundlichen, besänftigenden Ton, mit dem er sich auch einem gefangenen Wolf näherte. »Ein braver Hund. Ein wirklich guter, braver Hund.«

29
    Sie hielt nach ihm Ausschau, als sie hinter den übrigen Passagieren vom Flugsteig kam, und entdeckte ihn vor dem riesigen ausgestopften Bären, genau dort, wo Dan auf sie gewartet hatte, als sie das erste Mal hier angekommen war.
    Er trug seinen Hut, Jeans und Stiefel, hatte den Kragen seiner alten, braunen Wolljacke hochgeschlagen und brachte Helen zum Schmunzeln, weil er genau wie der junge Cowboy aussah, den ihre Schwester sich vorgestellt hatte. Er sah sie direkt an, schien sie aber einen Augenblick lang nicht zu erkennen.
    »Luke?«
    »Hi!«
    Sie gingen aufeinander zu, und plötzlich war Helen ganz nervös. Sie wusste nicht, ob sie ihn in den Arm nehmen sollte oder nicht. Vielleicht war ihm das peinlich. Also blieben sie stehen und schauten sich verlegen an, während die Menge an ihnen vorbeiströmte. Neben ihnen küssten sich zwei junge Leute, umarmten sich und wünschten einander ein gutes neues Jahr.
    »D-D-Du bist ja ganz b-b-blond geworden.«
    Sie zuckte verlegen die Achseln und fuhr sich mit einer Hand durchs Haar.
    »Ja. Das macht die Sonne.«
    »Sieht gut aus.«
    Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Zum Umarmen war es schon zu spät, also stand sie einfach nur da und grinste ihn ein bisschen dümmlich an.
    »Soll ich d-d-deine Tasche nehmen?«
    »Ach was, geht schon.«
    Er nahm sie trotzdem. »Ist das alles?«
    »Tja, das ist alles.«
    »Sollen wir …?«
    »Ja. Lass uns gehen.«
    Auf dem Weg zum Parkplatz sprachen sie kein Wort.
    Der Wind peitschte weiße Flocken von den Schneehaufen, die die Pflüge zur Seite geräumt hatten, und ließ sie zwischen den Reihen schneeverkrusteter Autos aufwirbeln. Buzz saß vorn im Jeep, und als er sie entdeckte, geriet er völlig aus dem Häuschen. Kaum hatte sie die Tür geöffnet, wurde sie fast von ihm umgeworfen. Sie sah den Verband an seiner Vorderpfote.
    »He, Hund, hast du dich wieder mit Bären angelegt?«
    »Mit W-W-Wölfen.«
    »Meinst du das ernst?«
    Als sie zur Interstate fuhren, erzählte er ihr, wie er die Opern-CD aufgelegt hatte und was dann passiert war. Und schließlich berichtete er noch, wie er im Licht der Taschenlampe den Spuren hinauf in den Wald gefolgt war, als Buzz ihm plötzlich auf dem Weg entgegengehumpelt kam.
    »Er hat ziemlich stark geblutet, und weil ich dachte, dass ihn der Wolf gebissen hat, bin ich gleich mit ihm zu Nat Thomas gefahren, aber der hat gesagt, es sieht eher aus wie eine Drahtwunde. Er nimmt an, dass Buzz in eine Schlinge geraten ist.«
    »Eine Schlinge? Werden da oben Schlingen ausgelegt?«
    »Ja, manchmal. Von W-W-Wilderern.«
    »Hast du welche gefunden?«
    »Nein, ich wollte am folgenden Tag nachsehen, aber in der Nacht hat es geschneit, und am nächsten Morgen waren alle Spuren weg.«
    Er wollte noch etwas

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