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Im Kreis des Wolfs

Im Kreis des Wolfs

Titel: Im Kreis des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Evans
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so dass er von der Straße aus nicht zu sehen war. Jedenfalls war das viel besser, als es in irgendeinem schäbigen Motel an derInterstate oder oben im Wald zu treiben, den nackten Hintern den Elementen ausgesetzt, oder – im Winter – hinten auf dem Pick-up, was in jungen Jahren ganz in Ordnung war. Doch mit zunehmendem Alter brauchte man für die Liebe, wie für die meisten Dinge im Leben, etwas mehr Komfort.
    Vor einiger Zeit hatten sie ein Signal vereinbart. Wenn sie die Vorhänge vor dem kleinen Fenster auf der Straßenseite schloss, bedeutete dies, dass sie Besuch hatte, dann fuhr Buck weiter. Er freute sich, dass dies heute nicht der Fall war. Er sah Licht im Haus und stellte sich vor, wie sie duschte, frisch roch und für ihn bereit war. Schon allein bei dem Gedanken spannte sich der Stoff seiner Hose im Schritt.
    Buck hatte immer einen Grund gefunden, von zu Hause zu verschwinden. Einmal war es irgendeine Sitzung, zu der er musste, dann ein Nachbar, den es zu besuchen, oder ein Geschäft, das es in der Stadt zu tätigen galt. Für die seltenen Augenblicke, in denen es knifflig wurde, hatte er Freunde, auf die er sich verlassen konnte. Heute Abend nahm er angeblich an einem Viehzüchtertreffen in Helena teil, wo er tatsächlich kurz gewesen war. Meist brauchte er nicht einmal zu lügen, da Eleanor nie fragte, wohin er ging oder wann er zurück sein würde; und wenn er heimkam, schlief sie schon.
    Die Straße war frei, also lenkte er den Wagen in die Auffahrt und parkte hinter dem alten Kombi. Als er ausstieg, ging die Haustür auf. Er sah sie in ihrem schwarzen Bademantel im Türrahmen lehnen, wo sie auf ihn wartete, ein verführerisches Lächeln im Gesicht. Er ging schweigend auf sie zu. Als er bei ihr war, glitten seine Hände unter ihren Morgenmantel und umfassten ihre nackten Hüften, während er sie auf den Hals küsste.
    »Ruth Michaels«, sagte er, »du bist doch wirklich die aufregendste Frau diesseits des Missouri.«
    »Ach ja? Und wen hast du auf der anderen Seite?«
     
    Als er später nach Hause kam und sich zum zweiten Mal an diesem Abend auszog, drehten sich Bucks Gedanken um weniger erregende Dinge. Aus dem kleinen Kabinett, das Schlaf- und Badezimmer miteinander verband, betrachtete er Eleanors schlafende Gestalt im großen Messingbett und fragte sich, was sie in Gottes Namen dazu gebracht hatte, Ruth Geld anzubieten.
    Ruth fand die Idee offenbar recht amüsant. Sie hatte ihm die Neuigkeit etwa eine halbe Stunde nach seiner Ankunft mitgeteilt, als sie verschwitzt und zufrieden auf ihrem Bett lagen und er, aus keinerlei bestimmtem Grund, an die hübsche junge Biologin dachte, die dort oben allein im Wald lebte, und sich fragte, wie seine Chancen wohl bei ihr standen. Als wollte sie ihn für diese Gedanken bestrafen, erzählte ihm Ruth wie von einer längst beschlossenen Sache, dass Eleanor ihr aus der Patsche helfen und ihre Geschäftspartnerin werden wollte. Er wäre fast aus dem Bett gefallen.
    »Deine Partnerin?«
    Ruth lachte. »Weißt du, als sie hereinkam, war ich schrecklich nervös und dachte nur, meine Güte, da kommt sie, sie weiß Bescheid. Und dann sitzt sie da mit ihrem Cappuccino und bietet mir Geld an.«
    »Das kann sie doch nicht tun. Verdammt noch mal, Ruthie, ich hab dir doch gesagt, ich gebe dir das verdammte Geld.«
    »Dein Geld könnte ich nicht annehmen.«
    »Und von ihr kannst du’s?«
    »Ja.«
    »Das kapier ich nicht.«
    »Tja, mein lieber Buck, denk drüber nach.«
    Und dann lachte sie, dass ihre Brüste sich auf eine Weise bewegten, die ziemlich irritierend war, wenn man versuchte, wichtige Neuigkeiten richtig einzuschätzen. Er hatte Ruth gefragt, was so lustig sei, und sie erzählte ihm, Eleanor habe gesagt, sie wolle mehr als nur eine »stille Teilhaberin« sein.
    Buck fand das überhaupt nicht witzig.
    Er stand unter der Dusche und spülte sich den Sexgeruch vom Körper, während er weiter nachdachte. Natürlich konnte er Eleanor nicht darauf ansprechen, solange sie ihm nicht selbst etwas sagte. Außerdem war es schließlich ihr Geld. Ihr Vater hatte es ihr vererbt, und es war allein ihre Sache, aus welchem Fenster sie ihr Erbe warf. Doch wenn sie ihre Pläne in die Tat umsetzte, würde sein Leben komplizierter werden, denn eine der Grundregeln bei Seitensprüngen lautete, dass man Frau und Geliebte möglichst weit auseinanderhielt. Für Ruth schien dies erstaunlicherweise kein Problem zu sein.
    Er trocknete sich vor dem Spiegel ab, bewunderte wie immer seine

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