Im Kreis des Wolfs
blieb, ließ sich bereitwillig täuschen.
Als Kathy zur Welt kam, änderte sich alles.
Die Geburt setzte zwei Wochen zu früh ein, und Buck befand sich gerade auf einer Viehzüchterkonferenz in Houston. Alles geschah derart rasch, dass sie erst spät am Abend, das Neugeborene im Arm, von der Klinik aus in seinem Hotel anrufen konnte und in sein Zimmer durchgestellt wurde. Eine Frau meldete sich, eine, die offenbar die Regeln noch nicht kannte.
»Hier Mr. Calders Bett«, flötete sie, ehe er ihr den Hörer aus der Hand reißen konnte.
Buck kam nach Hause und gestand. Und um der Kinder willen, aber auch, weil er seine Rolle als reuiger Sünder genauso gut spielte wie die als Betrüger, erklärte Eleanor sich bereit, ihm zu vergeben, war es doch, wie er beteuerte, nur ein einmaliger Ausrutscher gewesen. Nichts könne entschuldigen, was er getan habe, sagte er. Doch er sei in einer fremden Stadt gewesen, ganz allein, und nach ein paar Drinks zuviel könne es schon mal passieren, dass man auf Abwege geriete. Und da Eleanor schwanger und es schon ziemlich lange her gewesen sei, dass sie … na ja, sie wisse schon.
Sechs Monate lang machte sie ihm die Hölle heiß, verbannte ihn aus ihrem Bett und bemühte sich, nicht schwach zu werden, während er den reuigen Gatten spielte und seine angemessene Strafe mannhaft ertrug. Er sah nach den Kindern und erledigte die Arbeit auf der Ranch, während sie sich um das Baby kümmerte.
Eleanor war insgeheim beeindruckt davon, wie gut er jene monotonen Aufgaben bewältigte, um die sie sich bisherhatte kümmern müssen. Morgens weckte er Henry und Lane und zog sie an, abends badete er sie und brachte sie wieder ins Bett. Er kaufte ein, ohne sie fragen zu müssen, was sie brauchten. Er brachte ihr Blumen und kochte besondere Gerichte für sie, die sie kommentarlos zu sich nahm. Er war höflich und rücksichtsvoll und lächelte sie verlegen an, wenn sie sich herabließ, in seine Richtung zu schauen.
Eleanor wusste nicht, wie viele »Gegrüßet seist du, Maria« man zur Buße für einen Ehebruch aufbekam, aber gerade als sie zu dem Schluss kam, dass er genug gelitten habe, glaubten zwei mitfühlende Freundinnen, ihr alles mitteilen zu müssen, was ihr bislang verborgen geblieben war. Bei einem vormittäglichen Kaffeeplausch berichteten sie ihr in allen Einzelheiten, mit wem Buck in den letzten Jahren noch ins Bett gegangen war – und dazu gehörten auch einige Frauen, die Eleanor bis dahin für Freundinnen gehalten hatte.
Heute wusste sie, dass sie den Rat ihrer Freundinnen befolgen und ihn hätte verlassen sollen, doch in einem Winkel ihres Herzens war sie überzeugt, ihn doch noch retten zu können. Manchmal schaute sie aus dem Küchenfenster auf die schneebedeckte Weide, sah die Pappel aus der rostigen Karosse des alten Ford ragen und sagte sich, dass nichts unmöglich war, dass der Herrgott kein Unglück zuließ, das nicht auch einen Funken Hoffnung in sich barg.
Schließlich ließ sie ihn zurück in ihr Bett, doch sollten noch einmal drei Jahre vergehen, bevor sie wieder mit ihm schlief. Dabei sehnte sie sich nach ihm. Manchmal wachte sie nachts voller Begehren auf und musste all ihre Kraft aufbieten, um ihn nicht zu wecken und ihm in lustvoller Umarmung zu vergeben.
Auf genau diese Weise war Luke empfangen worden.Und während in den folgenden Monaten das letzte Kind in ihrem Schoß heranwuchs, entdeckten Eleanor und Buck eine Leidenschaft füreinander, die ihn ebenso erregte und überraschte wie sie selbst. Er war der einzige Mann, mit dem sie je geschlafen hatte, doch erst damals war ihr Körper ganz für ihn erwacht.
Selbst wenn sie heute, nach all diesen Jahren, an jene Zeit zurückdachte, konnte Eleanor die Heftigkeit und den Schmerz ihrer Liebe fast noch spüren und schämte sich dafür, so von der körperlichen Liebe überwältigt worden zu sein. Hätte sie sich doch nur zurückgehalten, vielleicht wäre dann der Kummer über seine späteren Eskapaden leichter zu ertragen gewesen. Denn nach der Geburt von Luke – ihrem Sohn, dem Vater so unähnlich, wie ein Kind es nur sein konnte – war es mit der Leidenschaft vorbei.
Für Buck, dachte sie später, war es wahrscheinlich nur wie das Ende einer seiner Affären gewesen.
Sie verstand seine Kritik an Luke als Kritik an ihr selbst, denn der Junge war tatsächlich ihr Ebenbild, und seine Schwächen und Unzulänglichkeiten mussten daher auch die ihren sein.
Die anderen Kinder hatten frühzeitig die Nacht
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