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Im Kreis des Wolfs

Im Kreis des Wolfs

Titel: Im Kreis des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Evans
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natürlich typisch, dass sie noch keine einzige zugeschnappte Falle gefunden hatten. Die Fallen unten im Wald waren unberührt.
    »Sie glauben bestimmt, das ich mir das alles nur eingebildet habe«, sagte sie, als sie den Abhang hinunter zum Cañon gingen.
    »Ist wie mit dem Wagen, wenn der komische Geräusche macht. Sobald man ihn in die Werkstatt bringt, ist nichts mehr zu hören.«
    »Bei meinem Wagen wüssten die gar nicht, wo sie anfangen sollten.«
    Die ersten beiden Fallen, die sie im Cañon überprüften,sahen genau so aus, wie Helen sie gestern Abend zurückgelassen hatte. Doch die nächste war tatsächlich zugeschnappt.
    Helen hatte sie neben einem schmalen, staubigen Pfad aufgestellt, der aussah, als würde er vor allem von Rotwild benutzt. Rimmer ging um die Falle herum, und vor jedem Schritt überprüfte er den Boden. Die Falle lag offen da, die Bügel griffen ins Leere. Er hob sie sorgfältig mit einem Stockende an und untersuchte sie, ehe er sie in die Hand nahm und den Mechanismus kontrollierte.
    »Mit der Falle ist alles in Ordnung.«
    Er legte die Falle wieder hin, folgte dem Pfad etwa zwanzig Schritte weit und musterte aufmerksam den Boden. Dann kam er zurück und ging die gleiche Entfernung in die andere Richtung.
    »Kommen Sie, und schauen Sie sich das an«, sagte er schließlich.
    Sie ging zu ihm, und Rimmer zeigte auf den Pfad.
    »Sehen Sie die Rehspur, die hier einfach aufhört?«
    »Wahrscheinlich hat es kehrtgemacht.«
    »Das glaube ich nicht. Schauen Sie hier.«
    Sie gingen an der Falle vorbei zu der Stelle, an der Rimmer zuerst stehengeblieben war.
    »Sehen Sie, wie hier die Spur wieder beginnt? Das ist dasselbe Tier, das in dieselbe Richtung läuft.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Absolut. Was immer auch die Falle zuschnappen ließ, hat hinterher noch seine Spuren verwischt. Ich habe es schon mit ein paar verdammt cleveren Wölfen zu tun gehabt, aber so clever sind sie nun auch wieder nicht.«
    Sie suchten rund um den Pfad nach Spuren, aber es gab zu viele Felsen und zuviel Gebüsch. Bei der nächsten Falle war es das gleiche: die Falle zugeschnappt, sämtliche Spuren verwischt.
    Dann, bei der dritten, fanden sie Wolfsspuren und frische Losung direkt auf der zugeschnappten Falle. Helen stieß einen Freudenschrei aus.
    »Tja, wenigstens gibt es ihn.«
    Rimmer blickte stirnrunzelnd zu Boden.
    »Stimmt, aber ich glaube nicht, dass er den Mechanismus ausgelöst hat. Sehen Sie diese Spuren hier? Nichts deutet darauf hin, dass er mit den Pfoten danach getastet hat oder in die Luft gesprungen ist, als sie zuschnappte. Sieht eher aus, als wäre er hergeschlendert, hätte dran geschnuppert, sein Geschäft verrichtet und wäre dann wieder seiner Wege gegangen.«
    »Sie glauben, die Falle war schon zugeschnappt, als er auftauchte?«
    »Denke schon. Und mir scheint auch, dass hier der Sand gefegt wurde, bevor der Wolf kam. Deswegen sieht man seine Spuren so deutlich.«
    Er zog eine Plastiktüte aus seiner Tasche, streifte sie über seine Hand und hob die Losung auf. Dann stülpte er die Tüte um und gab sie Helen.
    »Immerhin hat er Ihnen ein Präsent dagelassen.«
    Sie kämmten die Gegend um die Falle ab. Rimmer hockte am Boden und schnupperte an einem Grasbüschel.
    »Ist ja ein verdammt merkwürdiger Geruch. Fast wie Ammoniak oder so.«
    Er riss das Grasbüschel aus und gab es Helen, damit sie daran roch.
    »Stimmt. Und noch irgendwas. Diesel vielleicht?« Sie suchten weiter. Und dann fand Rimmer einen frisch abgebrochenen, mit Staub bedeckten Stängel Beifuss. Er hielt ihn hoch, um ihn ihr zu zeigen.
    »Sein Besen. Jemand führt uns hier an der Nase herum.«Als sie an diesem Abend unter der Dusche stand, war sie von der Lösung des Rätsels immer noch weit entfernt.
    Die Dusche funktionierte inzwischen wunderbar, und Helen war stolz auf die Veränderungen, die sie vorgenommen hatte: neue Fliegengitter, eine Tür, von der aus sie den See und, Gott behüte, zu Besuch kommende Bären rechtzeitig sehen konnte. Das Beste aber war der zwanzig Liter fassende Plastikkanister, den sie in einem Baum über ihrem Duscheimer angebracht hatte. An einer Seite war ein Seil befestigt, an dem sie nur zu ziehen brauchte, damit der Kanister vornüberkippte und ihren Eimer füllte. Bestimmt würde eines Tages die ganze Konstruktion über ihr zusammenbrechen, aber so konnte sie wenigstens etwas länger duschen, auch wenn das Wasser so kalt war, dass sie blaugefroren aus der Dusche kam.
    Sie klapperte mit den Zähnen, als

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