Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Labyrinth der Abwehr

Im Labyrinth der Abwehr

Titel: Im Labyrinth der Abwehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wadim Koshewnikow
Vom Netzwerk:
er dann im Ural, dem Industriezentrum Rußlands, ein großes Agentennetz aufbauen könne.
    Nina — oder Olga — war gesund geworden. Eines Tages fuhr Johann zur Baronin, um sie abzuholen.
    Das Mädchen hatte gehofft, daß Johann ihr während der Fahrt erklären würde, wie sie sich jetzt verhalten, was sie unternehmen solle. Sie hatte auch gehofft, daß er ihr eine Aufgabe geben würde. Doch Johann machte nur wenig Worte. In sachlichem Ton sagte er ihr, daß sie vorerst nur die Befehle der Faschisten auszuführen habe. Diese Befehle würden darin bestehen, in einen sowjetischen Armeestab, welchen, würde man ihr noch sagen, einzudringen und zu erkunden, welche von den Mitarbeitern sich für eine Anwerbung eigneten.
    „Was unsere Sache betrifft, Nina, so werde ich Ihnen später die Parole geben, mit der Sie die Verbindung zu den Unseren herstellen. Und bedenken Sie: Man wird von Ihnen nur eines verlangen — Ausdauer. Weiter nichts." Er blickte ihr in die Augen. „Ich muß Sie warnen: Wenn Sie eigenmächtig handeln, zerstören Sie alles."
    Nachdem er das Mädchen in der Spionageschule abgeliefert hatte, warnte er Hauptmann Aufbaum: Sie würde mit ihrem Leben dafür bürgen, daß diese Agentin jederzeit zur Erfüllung eines Geheimauftrages bereit sei.
    Beim Abschied erfuhr Weiß, daß auf Grund der von ihm ausgemachten Parole Hauptmann Aufbaum vier Mädchen aus Ravensbrück aufgenommen hatte: eine Polin, zwei Russinnen und eine Slowakin aus Bratislava. Und als man in „Vally III", das unter der Leitung Dietrichs stand, erfuhr, daß diese Kandidatinnen von Weiß geprüft worden waren, wurde in ihre Personalkartei ohne weiteres der Tauglichkeitsstempel gedrückt.
46
    „Sie müssen endlich Schluß mit diesem Varieté machen!"
    sagte Johann zu Elsa.
    „Was denn noch!" fragte sie empört.
    „Ich werde dem Zentrum Mitteilung machen. Sie sind krank. Man muß sie ablösen."
    „Nein! Und wie wollen Sie dem Zentrum über mich Mitteilung machen? Ich lasse keine persönlichen Nachrichten durch."
    „Ist denn das persönlich?"
    „Es betrifft doch nur mich."
    „Hören Sie", sagte Johann, „Sie sind einfach in Subow verliebt. Sie magern vor Liebe ab. Deshalb trägt mein Telegramm keinen persönlichen Charakter. Ich werde melden, daß Ihr Zustand keine normale Arbeit ermöglicht."
    Plötzlich brach Elsa in Tränen aus.
    Johann legte ungeschickt seine Hände auf ihre Schultern.
    „Du bist doch eine Tschekistin, eine Kundschafterin. Das darf doch nicht sein."
    Sie hob ihr Gesicht, das einen zornigen Ausdruck angenommen hatte: „Bin ich denn kein Mensch? Wenn ich daran denke, daß er tagelang mit dieser Faschistin schöntut."
    „Sie ist keine Faschistin", erwiderte Weiß unsicher.
    „Egal. Und dann so eine Alte."
    „Sie ist ein Jahr jünger als er."
    „Trotzdem, es ist einfach ekelhaft."
    Johann zuckte verlegen die Schultern. Er schlug vor:
    „Du bist seine Vorgesetzte. Du brauchst nur zu befehlen, und morgen verläßt er sie. Er ist ein disziplinierter Bursche."
    Sie erwiderte wütend:
    „Natürlich, solch eine gute Tarnung verlieren, das fehlte noch!"
    „Was willst du dann?"
    „Ich weiß es nicht", sagte sie. „Aber weißt du, was mir fehlt, ist nur einmal neben ihm auf der Straße zu gehen. Nur einfach, daß er neben mir geht und von nichts redet ..."
    Weiß versprach nach einigem Zögern:
    „Vielleicht findet sich mal die Zeit."
    „Zeit!" rief sie. „Zeit! Bei uns findet sich keine. Wir haben niemals Zeit. Weder für persönliche Dinge noch für persönliche Erlebnisse. Sag Subow, daß ich ihm einen Verweis erteile: Bei der letzten Meldung hat er die Transkription eines technischen Ausdrucks ungenau wiedergegeben. Das erforderte längere Sendezeit. Und du weißt, was jede unnötige Sekunde Sendezeit bedeutet: Je länger ein Sender arbeitet, um so schneller haben ihn die Peilgeräte geortet. Das ist Disziplinlosigkeit. Ich kann alles verzeihen, nur keinen Schludrian."
    Einmal erzählte Elsa Johann lachend, daß ein älterer Witwer, Leutnant einer Propagandakompanie, um ihre Hand angehalten habe. Er wollte sie sogar zur Kur in die österreichischen Alpen schicken.
    Johann, der nicht auf den ironischen Unterton Elsas achtete, war sofort einverstanden.
    „Na gut. Soll Subow dich inzwischen vertreten. Und du kurierst dich aus."
    „Subow?" widersprach Elsa. „Du hast tatsächlich keine Menschenkenntnis. Subow ist zu einer ernsthaften organisatorischen Arbeit absolut unfähig."
    „Erlaube mal", erwiderte

Weitere Kostenlose Bücher