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Im Labyrinth der Abwehr

Im Labyrinth der Abwehr

Titel: Im Labyrinth der Abwehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wadim Koshewnikow
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Behälter der Kesselwagen durchlöcherten, die auf der Brücke standen. Auf der versengten, mit verbrannten und verkrümmten Eisenstücken übersäten Erde war es nicht möglich,' selbst Fetzen von den Leichen der Tschekisten zu finden.
    Freiwillige Nachahmer einer solchen Methode fanden sich unter den Mitarbeitern der Abwehr nicht, obwohl im Auf trag von Canaris Hunderte von Angestellten sämtliche Fluchtschemas zusammenstellten, die je in Gefangenenlagern praktiziert worden waren, und die erfolgreichsten ihren Gruppen empfahlen. Vor der Abwehr stand die Aufgabe, eine Reihe von Wehrmachtsoffizieren aus sowjetischer Gefangenschaft zu befreien, eine Aufgabe, die bisher weder zu den Funktionen der Abwehr gehörte noch im Barbarossa-Plan vorgesehen war.
    Dietrich schickte eine Sondergruppe an die Front, die den Auftrag hatte, sich absichtlich gefangennehmen zu lassen, um so in die sowjetischen Kriegsgefangenenlager einzudringen und mit denjenigen Deutschen abzurechnen, die an der siegreichen Größe des Dritten Reiches zweifelten.
    Nagel, der zu einer Art „Nachrichtenoffizier" geworden war, entfaltete unter der Leitung Baryschews im Ural eine aktive Tätigkeit. Von ihm trafen ständig Anforderungen über die zusätzliche Einschleusung neuer Gruppen, über Nachrichtenmittel, Ausrüstungen, Sprengstoff und Geldmittel ein.
    Nagel selbst war, wie er meldete, in einem metallurgischen Kombinat als Angestellter der Kaderabteilung untergekommen. Dieser Posten erschloß ihm fast unbegrenzte Möglichkeiten für die Unterbringung deutscher Agenten in den verschiedenen Abteilungen des Kombinats.
    Nagels Gruppe war bereits in die Kategorie einer „Agentenzentrale" aufgerückt. Die Meldungen über ihre Tätigkeit trafen jetzt unter Übergehung des Stabes „Vally" unmittelbar bei Canaris selbst ein.
47
    So wie jeden Morgen rieb sich Elsa nach der Gymnastik am offenen Fenster mit dem feuchten Schwamm ab. In dem halbblinden Spiegel, der über dem winzigen Tischchen hing, zeichnete sich ihr schmalhüftiger, flächiger Körper ab, ihre muskulösen Arme und Beine. Der Wirrwarr ihrer zerzausten, rotbraun gefärbten Haare. Das kleine Gesicht mit den eingefallenen Wangen und den tief eingesunkenen Augen.
    Und weniger aus Scham vor ihrer Nacktheit als aus einem Gefühl des Abscheus sich gegenüber zog sie sich schnell an. Sie nahm ihre Handtasche und ging das schmutzige, stinkende Treppenhaus hinunter.
    Heute um elf Uhr zehn mußte sie an einem Mann vorübergehen, der sich an dem Zeitungskiosk in der Marszalkowska drei Nummern der Goebbelsschen Zeitung „Das Reich" kaufen würde, und, während er sie las, einen „Völkischen Beobachter" hinlegen, den er mitnehmen sollte.
    Elsa brauchte die Kennzeichen dieses Mannes nicht zu wissen. Wenn er es für nötig hielt, ihr eine Zigarette anzubieten, mußte sie die dritte von links nehmen. Das hieß, sie erhielt eine chiffrierte Meldung.
    Das war eine gewöhnliche Aufgabe, die keinerlei besondere Schwierigkeiten bot. Ganz gleich, wer der Mann auch war, sie mußte sich nicht sein Äußeres einprägen, sie mußte nur genau diese einfachen, kleinen Gesten machen.
    Sie hatte die Zeit genau berechnet, und ohne einen Schritt langsamer oder schneller zu gehen, kam sie fast gleichzeitig mit einem Mann bei dem Kiosk an. Sie legte eine alte zusammengerollte Zeitung hin, kaufte zwei Postkarten, steckte sie in ihre Kunstledertasche und wandte sich ab, wobei sie zum Abschied der alten Verkäuferin zulächelte.
    Nachdem der Mann in die Zeitung geschaut hatte, nahm er sie zusammen mit der von ihr hinterlassenen, zahlte und ging, ohne sich umzuschauen, auf die andere Straßenseite.
    Und jetzt öffnete sich plötzlich die Tür des Kiosks. Aus ihr sprang ein Mann hervor und folgte, die rechte Hand im Brustausschnitt seines Kapuzenmantels, dem Mann, der sich eben die Zeitung gekauft hatte. Seine Bewegung war so offensichtlich berufsmäßig, daß Elsa augenblicklich begriff, in welcher Gefahr sich der Mann befand. Ohne zu überlegen, warf sie ihre Tasche in einen drahtgeflochtenen Abfallkorb, stürzte dem Kerl im Mantel hinterher, griff seinen Arm und schrie, er habe ihr eben am Kiosk ihre Tasche gestohlen.
    Es entspann sich ein Kampf. Plötzlich kamen aus einem Winkel zwei Motorräder und ein Wagen mit verdunkelten Scheiben hervor. Elsa wurde in den Wagen geworfen, blitzschnell fuhr der Wagen ab.
    Alles ging so schnell, daß die Vorübergehenden nicht begriffen, was vor sich gegangen war.
    In letzter Zeit

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