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Im Labyrinth der Abwehr

Im Labyrinth der Abwehr

Titel: Im Labyrinth der Abwehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wadim Koshewnikow
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Vernichtungswaffe arbeite. Und ebenfalls darüber, daß Bayen diesen Punkt den sowjetischen Bombern hartnäckig als Angriffsziel empfehlen würde. In Wirklichkeit befand sich dort, wie Weiß erkundet hatte, ein Sanatorium für tuberkulosekranke Kinder. Den Auftrag zur Zerstörung dieses Objektes hatte Bayen direkt aus dem Propagandaministerium Goebbels erhalten, der bereits früher in der von ihm herausgegebenen Zeitung „Das Reich" einen empörten Artikel über die Bestien von Bolschewiken geschrieben hatte, die die Heime von kranken deutschen Kindern bombardierten.
    Weiß, der damit Landsdorfs Eitelkeit reizte, schlug vor, da ja der Krieg mit Rußland einen langwierigen Charakter annehme, man solle an die Schaffung einer größeren Spionagegruppe denken, die für einen längeren Aufenthalt im Hinterland des Gegners bestimmt sei. Im übrigen sollte man die Agenten vorerst nicht durch voreilige Diversionsakte belasten, sondern ihnen die Möglichkeit geben, sich zu akklimatisieren. Und selbst wenn ihre Untätigkeit von längerer Dauer sein würde, wäre es durchaus von Vorteil, über solch eine Agentenreserve zu verfügen.
    „Warum kommen Sie auf solche Gedanken?" fragte Landsdorf argwöhnisch.
    „Die Zeit zerstört auch die höchsten Gipfel und verwandelt sie in traurige Sandwüsten. Ich möchte nicht im Wirbel der Ereignisse untergehen, zumindest nicht aus Ihrem Blickfeld verschwinden."
    Landsdorf lächelte geschmeichelt:
    „Nun ja, der Gedanke, eine solche Spionagegruppe zu gründen, ist keine unsinnige Idee. Sie haben nicht nur taktische Fähigkeiten, sondern entwickeln allmählich auch eine Art strategisches Denken. Ich scheine mich in Ihnen nicht getäuscht zu haben." Er bemerkte brummig: „Und in bezug auf Major Steinglitz, Ihren ehemaligen Vorgesetzten, hat sich mein Scharfsinn wieder mal bestätigt: Er arbeitet grob und primitiv.
    Wir hatten den Verdacht, daß der polnische Professor und ehemalige Sozialdemokrat Doktor Liwinski infolge seiner antideutschen Einstellung bei der Bevölkerung Ansehen genieße. Ich ließ in einer Warschauer Zeitung einen Artikel veröffentlichen: Es war der Brief des Einsatzgruppenleiters Wolf Hubert, eines Mannes, der persönlich an Hinrichtungen polnischer Patrioten teilgenommen hatte. In diesem Brief drückte er diesem Liwinski seinen Dank dafür aus, daß er ihn von einer gefährlichen Krankheit geheilt habe. Das war eine glänzende Kompromittierung dieses Liberalen in der Öffentlichkeit. Die Polen erklärten ihm den Boykott. Und der überreizte Arzt hätte beinahe Selbstmord begangen.
    Da erscheint Major Steinglitz, der sich irgendwie nicht wohl fühlt, bei Liwinski, und der Arzt soll ihm helfen. Natürlich hat er es abgelehnt. Und Steinglitz fiel nichts Besseres ein, als ihn zu erschießen. So ein Esel! Hat uns das ganze Unternehmen verdorben! Ein Plebejer, der sich etwas darauf einbildet, Offizier zu sein!"
    Weiß trat für Steinglitz ein:
    „Major Steinglitz ist jede Sekunde bereit, sein Leben für den Führer zu geben!"
    „Ich meinerseits habe nichts dagegen einzuwenden. Im Gegenteil, ich bin bereit, alles daranzusetzen, daß er zu diesem Zweck so schnell wie möglich an die Front kommt."
    Dann erinnerte Landsdorf an Olga und forderte ihn auf, die Russin, sobald sie ihre Sehkraft und seelische Ausgeglichenheit wiederhabe, von der Baronin abzuholen, da zu ihrer Einschleusung ins sowjetische Hinterland bereits alles vorbereitet sei.
    Das gleiche stand auch Tichon Lukin bevor. Obwohl sein Bein nach der Amputation noch nicht völlig geheilt war, überzeugte er Dietrich davon, daß man nicht länger warten dürfe. In solcher Verfassung rufe er mehr Mitleid hervor, und das würde ihm erleichtern, einen ruhigen Arbeitsplatz in einem Rüstungswerk zu erlangen.
    Dietrich verhielt sich zu Nagel fast mit einem Gefühl der Zärtlichkeit. Er war stolz auf ihn, betrachtete ihn als Frucht seiner glänzenden und originellen Erfindungskraft.
    Einen Beinversehrten, „einen Kriegshelden" erfinden, das hatte bisher weder das Genie eines Canaris noch eines Himmler erreicht. Jetzt würde man den Namen von Dietrich in die Annalen einschreiben, die die Neuerungen der geheimen Kriegsführung verzeichneten.
    Dietrich war Weiß sehr dankbar, als dieser ihm riet, sich mit Diversionsakten gegen das bestimmte sowjetische Objekt Zeit zu lassen. Vielmehr sei es günstiger, Nagel mit entsprechenden Orden und Dokumenten auszustatten, sich zu bemühen, ihn in eine hohe Stellung zu lancieren, damit

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