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Im Labyrinth der Abwehr

Im Labyrinth der Abwehr

Titel: Im Labyrinth der Abwehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wadim Koshewnikow
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Johann empört, „schließlich leitet er eine Gruppe!"
    „Nein, auf keinen Fall", rief sie unerschütterlich, „gegen Subow erhebe ich kategorisch Einspruch." Sie sagte traurig: „Vielleicht fahre ich nach dem Krieg nach Bakuriani und erhole mich dort. Und wenn Subow da als Skilehrer arbeitet, wird das für ihn das richtige sein.“

    Hugo Horfeld, ein alter Freund Landsdorfs, traf in Warschau ein. Er war einer der Direktoren der Opel-Werke.
    Horfeld hatte nach einer längeren Geschäftsreise durch den Donbaß auf der Durchreise in Warschau Halt gemacht. Im Donbaß hatte er mit der SS-Leitung Verhandlungen über die schnellere Lieferung von Spezialstählen geführt, die für die Fertigung neuer Panzertypen notwendig waren.
    Doch Horfeld hatte keinen Erfolg gehabt. Ein alter sowjetischer Ingenieur, der in den dreißiger Jahren wegen seiner Beteiligung an einer antisowjetischen Organisation verurteilt worden war, arbeitete nach Verbüßung seiner Strafe in einem der Horfeld interessierenden Werke als einfacher Arbeiter. Die deutsche Kommandoleitung hatte die „verdienstvollen" Umstände im Lebenslauf des Alten studiert. Man machte ihn zum leitenden Werkingenieur. Horfeld setzte die größten Hoffnungen auf diesen Mann.
    Doch nach einigen Monaten erwies sich, daß die Maschinenteile, die aus dem sowjetischen Stahl gefertigt wurden, Risse bekamen und vorzeitig unbrauchbar wurden, und daß die Panzerungen von sowjetischen Geschossen durchschlagen wurden. Durch lange und komplizierte Analysen stellte man fest, daß Zusätze, die der leitende Ingenieur beim Stahlschmelzen hinzugefügt hatte, das Metall verdorben hatten.
    Man brachte ihn nach Berlin. Und dieser schwächliche Alte, der bei den Verhören jede körperliche Gewalt über sich ergehen ließ, schwieg. Seinen Widerstand zu brechen gelang nur mit Narkotika.
    Man verurteilte ihn zum Tode, doch versprach man, ihn zu begnadigen, wenn er einwillige, wieder mit den Deutschen zusammenzuarbeiten.
    „Stell dir vor", schloß Horfeld mürrisch seine Erzählung, „besitzt doch dieser Schurke die Frechheit zu erklären, daß er gerade jetzt bedaure, nicht vom ersten Tag der Revolution dem Volk gedient zu haben. Dem Volk, das jetzt bis Berlin kommen würde, um Deutschland die letzte und lehrreichste Lektion zu verpassen. Wie findest du diese Sache?"
    „Mit dem Alten?"
    „Nein, mit dem verdorbenen Stahl?"
    „Die Technik ist dein Gebiet", sagte Landsdorf ausweichend. „Und wie findest du die Russen?"
    „Sie schlagen sich weiter."
    „Nein, nicht die. Die in den besetzten Gebieten."
    „Entschuldige, aber die Psychologie — das ist wohl dein Gebiet." Landsdorf biß sich nachdenklich auf die Lippen.
    „Wir haben einen schweren strategischen Fehler begangen."
    „Oh, du kritisierst den Generalstab?"
    „Nein, es geht um etwas anderes."
    „Und worum?"
    „Ich habe die Russen beobachtet und bin zu einer interessanten Entdeckung gelangt. Ein bestimmter Teil von ihnen unterliegt allgemeinmenschlichen Schwächen: Sie fürchten den Tod, Schmerz und so weiter. Aber sie sind in der Minderheit. Bei der wesentlichen Mehrheit fehlen diese natürlichen psychologischen Eigenschaften.
    Anfangs habe ich die Erklärung dafür in ihrer atheistischen Weltanschauung gesucht. Doch allmählich — bitte, begreife, daß ich mir in meinen Schlußfolgerungen noch nicht völlig sicher bin, da so etwas glauben, viel von dem aufgeben heißt, wovon wir unerschütterlich überzeugt sind —, allmählich beginne ich zu glauben, daß bei diesem Volk das Bewußtsein der Freiheit gleichbedeutend ist mit dem Gefühl der eigenen Existenz."
    „Und zu welchen Schlußfolgerungen bist du im Ergebnis deiner scharfen Beobachtungen gelangt?"
    Landsdorf achtete nicht auf den Unterton von Ironie in der Stimme des anderen.
    „Zu einer ganz natürlichen. Wenn wir das sowjetische Volk nicht ausrotten, so wird sich diese Krankheit über die ganze Welt ausbreiten, und selbst die Menschen im Westen werden so wie dein russischer Ingenieur werden. Deshalb sollten wir auf rassische Vorurteile verzichten und den Unterschied zwischen den Besitzenden und Nichtbesitzenden beibehalten. Unter den heutigen Bedingungen kann der deutsche Nationalsozialismus keine eventuellen Bundesgenossen von sich stoßen."
    Horfeld lächelte verständnisvoll:
    „Jedenfalls hat die Firma Opel wieder einmal Weitsicht und klugen Menschenverstand walten lassen: Sie hat auf die Firmenbogen kein Hakenkreuz gedruckt. Die Panzer von General Motors

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