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Im Labyrinth der Abwehr

Im Labyrinth der Abwehr

Titel: Im Labyrinth der Abwehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wadim Koshewnikow
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recht. Also bitte, damit du eine Sicherheit hast." Er schaute auf die Uhr. „In einer Stunde rufst du im Gefängnis an und wirst erfahren, daß die zum Tode Verurteilten geflüchtet sind."
    „Ach! Du scheinst ja toll informiert zu sein! Aber wozu die Sache aufschieben! Ich rufe gleich an."
    „Nein, es ist noch zu früh."
    „Und wenn ich jetzt anrufe?"
    „Dann wird es nicht gelingen, sie zu retten."
    „Das heißt, wenn ich nicht anrufe, so werde ich gleichsam zum Helfer an ihrer Flucht?"
    „Genau wie ich", sagte Weiß.
    „Hältst du mich zum besten?"
    Heinrich griff nach der Kognakflasche. Weiß hielt seine Hand zurück: „Nein, ich bitte dich."
    „Du hast recht, sich betrinken wäre Feigheit."
    Er ging im Zimmer auf und ab, blieb vor dem Tischchen mit dem Telefon stehen. Ohne Johann aus den Augen zu lassen, griff er nach dem Hörer.
    Johanns Hand glitt zur Pistolentasche. Heinrich, der ihn noch immer im Auge behielt, wählte. Johann hob langsam die Waffe.
    „Angelika", sagte Heinrich, „seien Sie doch bitte so freundlich und bitten Sie den Oberst an den Apparat." Und einen Augenblick später fuhr er höflich fort. „Herr Oberst, ich halte es für meine Pflicht, Sie um Entschuldigung zu bitten. Mein Freund hat sich danebenbenommen. Er war einfach betrunken. Ja, natürlich, es tut ihm leid ..."
    Heinrich legte den Hörer hin und setzte ein triumphierendes und spöttisches Lächeln auf. Johanns Gesicht war blaß, an den Schläfen traten Schweißtropfen hervor.
    „Na, es ist wohl gar nicht so einfach, einen alten Freund umzubringen? Hättest du es wirklich gekonnt?"
    „Gieß mir bitte einen ein." Johann zeigte auf die Flasche.
    „Also, du darfst und ich darf nicht — das ist ungerecht."
    „Weißt du, Heinrich, ich bin froh."
    „Hör schon auf! Ich habe noch kein Freundesblut vergossen." Heinrich kam zu Johann, setzte sich neben ihn. „Ich will mir über alles selbst klarwerden, was jetzt geschieht." Er steckte sich eine Zigarette an, streckte die Beine aus und schloß die Augen.
    So saßen sie beide unbeweglich und schwiegen, bis das Telefon klingelte.
    Heinrich öffnete die Augen und schaute fragend auf Johann. Dieser blickte auf die Uhr.
    „Geh ran."
    „Zielst du wieder mit der Waffe auf mich?"
    „Diesmal nicht."
    Heinrich nahm den Hörer ab, und je länger er auf die unruhig im Hörer summende Stimme hörte, desto härter wurde sein Gesichtsausdruck.
    Als er den Hörer hinlegte, sagte er:
    „Alle. Du hast recht gehabt."
    „Willst du mich noch etwas fragen?"
    „Darf ich?"
    Johann nickte.
    „Also du bist einer von den Deutschen, die meinen, daß nur die Rote Armee Deutschland vor Hitler retten kann?"
    „Einer von den Deutschen, wie du einer werden mußt."
    „Glaubst du, ich kann es?"
    „Ja."
52
    Kurz und sachlich meldete Subow den erfolgreichen Ausgang des Unternehmens.
    Johann nahm den Bericht ohne Fragen entgegen. Er erkundigte sich nur, ob man Schwarzkopf mit den befreiten Deutschen zusammenbringen solle und ob diese Begegnung Heinrich in der gewünschten Richtung beeinflussen würde.
    Subow war beleidigt.
    „Es scheint, daß du diese Deutschen nur als Gesprächspartner für deinen SS-Mann brauchst?"
    „Wenn wir Heinrich Schwarzkopf für uns gewonnen haben, so kannst du das für das Beste halten, was wir hier geleistet haben." Darüber, wie Jaroslaw seine Aufgabe erfüllt hatte, erkundigte sich Johann mit besonderer Gründlichkeit. Es stellte sich heraus, daß hier keineswegs alles glatt gegangen war.
    Jaroslaw hatte mit der Gruppe polnischer Patrioten Verbindung aufgenommen, ihnen die Materialien, die bewiesen, daß Duszkiewicz ein Provokateur war, übergeben. Die ganze Gruppe hatte sich aufgelöst, die Leute waren tiefer in die Illegalität gegangen. Doch der Überfall auf Schwarzkopf war nicht abgesagt worden, man hatte den Termin verschoben. Das bedeutete, daß das Leben Heinrichs weiter in Gefahr war. Und schuld daran hatte Johann, weil er es nicht für nötig gehalten hatte, Subow rechtzeitig über alles zu unterrichten.
    Jetzt versprach Subow Johann, alles zu tun, um die Gefahr von Heinrich abzuwenden. Zum Abschied riet er Johann, Heinrich für einige Tage fortzubringen, bis Jaroslaw wieder Verbindung mit der polnischen Gruppe aufgenommen haben würde.
    Das war Johann recht, um so mehr, als er den Auftrag, den ihm vor längerer Zeit Doktor von Kluge erteilt hatte, erfüllen mußte. Heinrich willigte sofort und ohne sich für die Ziele dieser Dienstreise zu interessieren, ein,

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