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Im Labyrinth der Abwehr

Im Labyrinth der Abwehr

Titel: Im Labyrinth der Abwehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wadim Koshewnikow
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lassen ..."
    Während er berichtete, zitterte Himmler vor Angst. Er hatte sich, bevor er zu Hitler ging, eine Ampulle mit Gift in den Mund gesteckt. Wenn man ihn verhaftete, so brauchte er nur eine Bewegung mit der Zunge zu machen, und die Ampulle war zwischen den Zähnen ...
    Doch der Führer winkte müde mit der Hand. Himmler hielt den Atem an und ging auf Zehenspitzen zur Tür. Sein Gesicht, der Hals, die Achselhöhlen waren naß vor Schweiß.
86
    Zuerst sah Johann nur verschwommene, schwankende Umrisse vor sich. Allmählich festigten sich diese Umrisse, und er erkannte Baryschew.
    Baryschew ließ sich ächzend auf einen Stuhl neben dem Bett nieder und sagte, ganz so, als ob sie sich erst gestern zum letztenmal gesehen hätten:
    „Na, was ist, Below, du bist nicht sehr munter?" Er beugte sich vor, drückte seine glattrasierte Wange an Johanns Gesicht und richtete sich wieder auf.
    Johann blickte aufmerksam und ungläubig auf Baryschew; er wartete, daß diese Erscheinung wieder verschwinden würde, so wie alle Dinge schwanden, die er versuchte anzublicken. Doch Baryschew blieb, saß vor ihm, lächelte ihn an. Und jetzt drang auch Baryschews Stimme klar in sein Bewußtsein, als er die an der Tür stehende Schwester bat:
    „Wir könnten einen Tee und ein gutes Frühstück vertragen, nach Moskauer Art. Geht das? Allem Anschein nach haben Sie ihm als Faschisten nur dünnen Tee serviert?"
    „Was Sie denken! Wir haben ihn so behandelt, wie es seinem Offiziersrang zukommt."
    „Nun, dann bitte einen Tee vom gleichen Rang." Als Baryschew im Lazarett eintraf, in dem sich seiner Information nach Below befinden mußte, erklärte der diensthabende Arzt, daß bei ihnen kein Below liege und auch nicht gelegen habe. Sie hätten wohl einige verwundete sowjetische Offiziere, doch der, den der Oberst suche, sei nicht unter ihnen.
    „Aber vielleicht haben Sie noch andere Verwundete?" beharrte der Oberst.
    „Wir haben einen Deutschen, einen SD-Offizier." Der Arzt zog die Brauen hoch und erklärte entschieden: „Aber als Arzt erhebe ich dagegen Einspruch, daß Sie ihn verhören. Das kann ihm endgültig schaden. Traumatische Erkrankungen sind äußerst ernst. Wenn Sie wollen, können Sie seine Krankenkarte sehen."
    Er reichte Baryschew die Krankengeschichte.
    „Hauptsturmführer Johann Weiß", las Baryschew.
    „Na, und was ist das für ein Bursche?" fragte er.
    „Dieser Mensch ist selbst im Zustand tiefen psychischen Traumas, das von Depressionen und zeitweiliger Schwächung der Seh- und Hörfunktionen begleitet wird, imstande, von sich die Vorstellung zu wahren, daß er ein faschistischer Held ist. Freilich hat er eine etwas eigenartige Psychose: Er glaubt, daß er unter seinen Leuten in einem deutschen Lazarett ist. Um keine zusätzlichen Erregungen hervorzurufen, geben wir uns alle Mühe, ihm das nicht auszureden. Wenn er erfährt, daß er in Gefangenschaft ist, kann das seinen Tod bedeuten."
    „Also so ist das." Baryschew schwieg einen Augenblick, dann sagte er so, als ob er sich eines anderen besonnen hätte: „Ich bin natürlich kein Arzt, aber ich denke, daß Ihre Methode, vom psychiatrischen Standpunkt aus gesehen, richtig ist."
    „Zweifellos", sagte der Arzt.
    Baryschew nahm mit zitternden Fingern eine Papirossa, steckte sie mit dem falschen Ende in den Mund, versuchte sie anzuzünden, warf sie in den Aschenbecher und fragte angstvoll:
    „Meinen Sie, daß er wieder gesund wird?"
    Der Arzt zuckte die Schultern.
    „Sehen Sie, die vielen Wunden sind alle gut vernarbt. Doch die Funktionen der Gehirntätigkeit sind für uns noch ein Rätsel. Es kommt vor, daß irgendein äußeres Reizmittel so wirkt, daß der gesamte psychische Apparat seine verlorene Stabilität wiedergewinnt. Es kann aber auch umgekehrt sein. Wir rechnen auf Heilung durch Dauerschlaf."
    „Und schläft er?"
    „Nein, selbst die stärksten Schlafmittel sind wirkungslos. Überdies stellt sich der Patient schlafend. Merkwürdig ist das!"
    „Erlauben Sie mir, dieses wohltuende Reizmittel zu werden ... Begreifen Sie doch, mein Lieber, das ist unser Genosse ..."
    Der Arzt starrte ihn verwundert an. Baryschew bat:
    „Erlauben Sie, ja? Ach, ich bin so aufgeregt! Geben Sie mir etwas, na, Baldrian oder so ..."
    Schließlich hatte sich Baryschew wieder in der Gewalt, und vom ersten Augenblick an benahm er sich Below gegenüber so, als ob sie die ganze Zeit zusammen gewesen wären. Er schaute sich im Zimmer um und fragte ihn:
    „Du hast doch nichts

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