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Im Labyrinth der Abwehr

Im Labyrinth der Abwehr

Titel: Im Labyrinth der Abwehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wadim Koshewnikow
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verwundet worden war und Dietrich ihn denunzieren wollte. Bemühten sich jetzt die deutschen Ärzte, ihn am Leben zu erhalten, damit die Gestapoleute ihn dann verhören konnten ...? Alles weitere war seinem Gedächtnis entfallen. Alles, außer dem Geständnis Dietrichs, der zu ihm gesagt hatte, daß er ihn denunzieren würde, da auf Subow Verdacht gefallen sei und man Weiß zusammen mit Subow gesehen habe. Vor ihm tauchte wie aus dem Nebel das Gesicht Subows auf, der Augenblick, als Subow seinen Fallschirm aus dem Flugzeug warf. Johann sah die ganze Zeit dieses Gesicht vor sich, dieses verlegene Lächeln.
    Auch Subow dachte an Weiß. Vor seinen Augen stand das beunruhigte Gesicht Johanns. Und er hatte schnell die Einstiegsluke der Maschine geschlossen, um sich schneller von Johann zu trennen, um ihn nicht einer unnötigen Gefahr auszusetzen.
    Als die Maschine gestartet war, war er ins Heck gekrochen und hatte sich dort an das schwerkalibrige, nach Schmieröl riechende Maschinengewehr gesetzt. Durch die Plexiglaskuppel sah er ein Stück Himmel. Im Heck war es niedrig und eng.
    Die Flugzeit betrug siebzig Minuten. Der Zündmechanismus der Mine war auf fünfzehn Minuten nach dem Zerbrechen der Ampulle mit dem Säurezünder berechnet.
    An seinem Koppel hing ein schwerer belgischer Browning. Er zählte die Passagiere und die Besatzungsmitglieder: Es waren zuviel. Mit den Passagieren würde er vielleicht fertig werden. Doch die Pilotenkabine war durch ein Schott verschlossen. Wenn er mit den Piloten begann, so hatte er keine Treffsicherheit. Begann er mit den Passagieren, so würden die Piloten aus der Kanzel kommen und ihn umlegen, bevor er mit den Gestapoleuten zu Ende war. Blieb also nur die Mine. Sie würde es bestimmt schaffen.
    Bestimmt? Man mußte dennoch die Ampulle eine halbe Stunde vor der Landung zerbrechen, für den Fall, daß die Mine plötzlich versagte; auch das kam vor. Dann würde er die letzten fünfzehn Minuten Zeit haben, die Zahl der Bevollmächtigten zu verringern. So war alles logisch, richtig.
    Subow holte eine Zigarette hervor. Er wollte rauchen, doch ihm fiel ein, daß er das hier nicht durfte. Mechanisch steckte er die Zigarette weg. Er überlegte: Wenn die Mine nicht hochging, würde er in die Tanks schießen.
    Subow fuhr zusammen. Ein bohrendes, durchdringendes Geräusch mischte sich in das Brummen der Motoren. Er stürzte an das Maschinengewehr, zielte aber so, daß im Fadenkreuz nicht die Silhouette des Jagdflugzeuges auftauchte. Dann drückte er auf den Abzug. Ein langer, endloser Feuerstoß ließ den Lauf glühend werden.
    Subow wartete begierig auf einen neuen Angriff. Doch die Maschine geriet in eine Wolke, sie schwankte und schaukelte, als ob sie jeden Augenblick abstürzen wollte. Subow sprang aus dem Heck hervor. In der Kabine war das Pfeifen des Flugwindes zu hören, der durch die Einschußlöcher wehte. Ein Passagier war vom Sitz gerutscht, die anderen saßen mit blassen Gesichtern reglos da.
    Subow ging in die Kanzel. Sie war an zahlreichen Stellen durchlöchert. Der Bordfunker und der eine Pilot waren tot. Der andere Pilot war verwundet, seine Hand hing schlaff herunter, das Gesicht war von Plexiglassplittern zerrissen. Als er Subow sah, sagte er:
    „Den Papieren nach bist du Flieger." Er zeigte auf den toten Piloten: „Schmeiß ihn runter und nimm den Steuerknüppel. Ich hab keine Kraft mehr."
    Subow löste den Körper des toten Piloten aus den Riemen. Dann setzte er sich auf seinen Platz, nahm den Steuerknüppel in die Hand.
    Er merkte nicht, wie der verwundete Pilot kraftlos zusammensackte.
    Als er fühlte, daß die Maschine ihm gehorchte, erfaßte ihn ein Glücksgefühl. Doch er wußte, daß es ihm nicht gelingen würde, die sowjetischen Stellungen zu erreichen. Aus den durchschossenen Tanks lief der Treibstoff und ließ hinter der Maschine ein regenbogenfarbenes Leuchten entstehen. Es blieben nur noch Sekunden. Entweder würde die Maschine in Flammen aufgehen oder mit stehenden Motoren abstürzen.
    Ein Sturmbannführer der SS kam in die Kanzel und erstarrte, als er die Leichen sah. Subow sagte:
    „Alles in Ordnung, Sturmbannführer."
    Sein Gesicht zeigte keine Erregung. Das wirkte auf den Sturmbannführer beruhigend. Er drehte sich um und schloß hinter sich die Tür.
    Subow gewann langsam an Höhe. Er wußte selbst nicht, warum er das tat. Wahrscheinlich zog die Höhe ihn einfach an. Als er die Maschine aus einer fast undurchsichtigen Wolkenschicht riß, befand er sich in

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