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Im Labyrinth der Abwehr

Im Labyrinth der Abwehr

Titel: Im Labyrinth der Abwehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wadim Koshewnikow
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die Mine ging hoch. Die Verwundeten hatte man auf Zeltbahnen in die Nähe des Tunnels geschleppt.
    Major Kolossow schaute auf die Uhr. Die angekündigte Verstärkung hatte sich schon verspätet. Er sah, wie nacheinander die Feuerstellungen der Fallschirmspringer überwältigt wurden. Er hörte das Krachen der Handgranaten, ein Zeichen, daß der Nahkampf begonnen hatte. Er nahm den Hörer seines Feldtelefons und befahl dem Richtschützen des SMGs:
    „Jegorow, halt auf die linke Flanke, gib es ihnen!"
    Im Feldstecher sah er, daß sich die Fallschirmspringer auf die zweite Verteidigungslinie zurückzogen. Der Funker berichtete, daß die Leute aus dem Schacht um die Erlaubnis baten, herauszukommen.
    „Nein, auf keinen Fall! Sie sollen nur ungefähr ein Dutzend der Kräftigsten aussuchen. Als Reserve!" Und er fügte hinzu: „Ruf die Flugzeuge! Sie müssen was werfen. Die Luftlandetruppen werden aufgehalten, und ich habe Verluste."
    Der Funker meldete:
    „Sie haben Befehl gegeben, daß in zwanzig Minuten alle in Deckung gehen sollen. Sie haben Angst, daß sie die Unseren treffen. Wir sollen die vorderste Linie durch Leuchtkugeln markieren,"
    „Einverstanden. Wir werden ihnen schon leuchten."
    Mit der Dämmerung kam Bewegung in den düsteren Himmel. Zuerst ließen die Sturzbomber ihre Ladung fallen, dann sausten Tiefflieger über das Feld und durchbohrten mit Feuerstößen die Erde.
    Noch während des Luftangriffs verließ der Major den Unterstand, zog seine Pistole und kroch zu den in einiger Entfernung liegenden Fallschirmspringern. Kaum war das letzte Flugzeug verschwunden, sprangen die Fallschirmspringer aus ihrer Deckung und gingen zum Angriff über.
    Die Verstärkung, die am Flußübergang aufgehalten worden war, beendete diesen Kampf. Major Kolossow war verwundet.
    Die Häftlinge kamen in einer langen Reihe aus dem Tunnel hervor. Sie gingen und stützten sich gegenseitig mit den Schultern, sie gingen und gingen, eine endlose schwankende Kolonne.
    Der Leutnant, dem Kolossow das Kommando übertragen hatte, legte die Hand an den Helm. Kolossow richtete sich ein wenig auf und führte die zitternde Hand ebenfalls an die Mütze.
    Die Kolonne wuchs und wuchs und blieb auf das Kommando des Lagerältesten stehen. Es war unheimlich still, man hörte nur den heiseren Atem der Häftlinge.
    „Genossen !" rief der Leutnant. „Entschuldigt, wir wurden aufgehalten ..."
    „Du mußt ihnen eine Rede halten!" forderte der Major. „Das gehört sich so."
    Der Leutnant nahm den Helm vom Kopf. Sein Gesicht war jung. Er zog das Gesicht in Falten, seufzte und sagte:
    „Das ist alles, Genossen, alles! Und ich schwöre, daß wir das auf dieser Welt nicht mehr zulassen werden." Er lief auf die Männer zu, umarmte den ersten, den, der ihm am nächsten stand.
    „Das ist doch keine Kundgebung", sagte der Major kopfschüttelnd.

    In unmittelbarer Nähe des Stollens lag eine Kleinstadt, in der sich ein deutsches Lazarett befand. Man hatte es nicht mehr völlig evakuieren können. Dorthin wurden die Verwundeten gebracht, unter ihnen auch Kolossow und Below.
    Nadja war bereits nicht mehr da. Sie war zurück nach Berlin beordert worden.
    Nach der ersten Untersuchung wurde der Major aus dem deutschen Städtchen in ein Armeelazarett gebracht. Zum Abschied flüsterte er dem Arzt zu, daß Johann Weiß eine hohe Persönlichkeit sei und man sich um ihn besonders kümmern müsse.
    Weiß war noch bewußtlos. Er hatte eine Gehirnerschütterung und war nicht transportfähig.
    Dem Politstellvertreter des Lazaretts wurde gemeldet, daß man in Weiß' Uniform einen von Himmler, Müller, Keitel, Kaltenbrunner unterschriebenen SD-Ausweis gefunden habe.
    Er gab die Meldung an den Leiter der Sonderabteilung weiter. Dieser sagte:
    „Also hat uns der Major richtig informiert, scheint ein großes Tier zu sein. Wenn er wieder gesund ist, werden wir ihn verhören. Aber, daß alles kultiviert vor sich geht. Anständige Pflege, menschlich behandeln, wie es sich gehört."
    Durch den Steinschlag hatten Johanns Sehnerven gelitten. Er sah fast nichts. Operiert wurde er von einem von der Front geholten Facharzt, der deutsch sprach. Auch die Schwester, die ihm zugeteilt wurde, sprach deutsch. Man tat alles, um den verwundeten SS-Offizier vor Ruhestörungen und Aufregungen zu bewahren. Er wurde in ein Einzelzimmer gelegt.
    Als das Bewußtsein wiederkam, begann er langsam zu überlegen. Er konnte sich nur daran erinnern, daß er bei dem Bombenangriff auf dem Flugplatz

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