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Im Labyrinth der Abwehr

Im Labyrinth der Abwehr

Titel: Im Labyrinth der Abwehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wadim Koshewnikow
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Falschmeldung. Unsere Arbeit?"
    „Nein. Wir haben gestern abend wichtige sowjetische Dokumente zu fassen bekommen. Stell dir vor, im Fall unseres Eindringens hat das Verteidigungsministerium seinen Truppen befohlen, jegliche Provokation zu vermeiden, um keine schweren Komplikationen hervorzurufen. Das ist alles."
    Dietrich starrte auf das ungleichmäßig brennende Lämpchen und sagte. überzeugt:
    „Wir müssen sie alle zu einem Haufen zusammentreiben." Er zeigte mit den Händen, wie er das zu tun gedachte. „Wieviel braucht man für sie ...? Zehn, zwölf Quadratkilometer — und alle ..." er machte den Finger krumm. „Alle Sonst bringen sie uns um ..." Er verstummte plötzlich, streckte sich auf dem Boden aus und begann augenblicklich zu schnarchen.
    Johann trat zusammen mit Steinglitz aus dem Zelt.
    Sie schwiegen. Als er sich eine Zigarette angezündet hatte, hielt es Steinglitz für nötig, das Benehmen Dietrichs zu erklären:
    „Der Hauptmann hat gestern die Nerven verloren: Er hat zwei verwundete sowjetische Offiziere verhört. Sie haben sich frech und herausfordernd benommen."
18
    Am folgenden Tag begann die Abteilung von Major Steinglitz endlich mit ihrer unmittelbaren Arbeit. In einem großen Sanitätszelt, hinter einem Klapptisch sitzend, befaßten sich vier Soldaten, darunter auch Weiß, mit dem Sortieren von Ausweispapieren. Manche darunter waren beschädigt, blutbefleckt.
    Die Papiere wurden, wenn sich auf ihnen keine Eintragung befand, weggeworfen, hatten sie aber Eintragungen oder handschriftliche Notizen, so erhielt sie der Gefreite Wolf. Er studierte sie aufmerksam und steckte einige davon in eine Aktentasche.
    Nach Angaben der deutschen Spionage hatten in der Ortschaft Kulitschek anfangs einige Panzer und etwa eine halbe Kompanie Grenzposten die Verteidigung übernommen, allmählich aber war die Zahl der sowjetischen Soldaten größer geworden. Jede Nacht brachen neue Kämpfer durch, obwohl dabei fast die Hälfte umkam.
    Zur Zerstörung dieser Garnison war eine Artillerieeinheit beordert. Man hatte sorgfältig ausgerechnet, wieviel Munition man für die entsprechende Fläche brauchte, aus wieviel Rohren man feuern mußte. Und dennoch zögerten die Deutschen mit dem Sturmangriff, sie warteten auf die Ankunft der Panzer.
    Eines Nachts, als Steinglitz und Dietrich wie gewöhnlich von ihrem Beobachtungsstand aus den Engpaß betrachteten, zu dem sich vereinzelte Gruppen sowjetischer Soldaten verzweifelt durchkämpften,- brach plötzlich von der gegenüberliegenden Straße ein einzelner sowjetischer Panzer durch.
    Sofort krachten Salven, und die genau auf den Sektor konzentrierten Batterieeinheiten schossen den Panzer bewegungsunfähig.
    Steinglitz und Dietrich befahlen, den gefallenen Panzersoldaten die Papiere abzunehmen. Sie vermuteten, daß die Besatzung den Auftrag erhalten hatte, zu einer stärkeren sowjetischen Einheit durchzustoßen.
    Doch die Soldaten konnten den Befehl nicht ausführen: Die belagerte Garnison eröffnete ein so starkes Feuer, daß drei Deutsche sofort getötet wurden. Von den nächsten fünf kehrte keiner zurück.
    Wenn die belagerte Garnison den abgeschossenen Panzer so schützte, war eindeutig, daß sich in ihm Unterlagen befanden, die auf keinen Fall in die Hand des Gegners fallen durften.
    In einer Stellung, deren Wände mit Bohlen verkleidet waren, saßen die Offiziere auf Klappstühlen. Auf einem Tischchen in flachen Thermosgefäßen stand warmes Abendessen, man aß und unterhielt sich übers Essen.
    Dietrich ließ nachlässig seine Bemerkungen in die Unterhaltung einfließen. Er war ein Kenner der europäischen Küchen, war viel gereist und nur in den besten Häusern abgestiegen.
    Ein Wehrmachtsoffizier meldete, daß in zwei Stunden die angeforderten Panzer eintreffen würden und man sich dann dem sowjetischen Panzer nähern könne. Vorläufig bleibe nichts anderes übrig, als geduldig zu warten.
    Weiß bediente, da dies jetzt zur Gewohnheit geworden war, schweigend die Offiziere. Er wechselte die Teller, zerlegte das Fleisch, goß Wein in die Gläser, schnitt Brot. Und während er all dies schnell und gewandt tat, überlegte er, wie er handeln solle. Zehn deutsche Soldaten hatten das Ziel nicht erreicht, und die Aussicht, es überhaupt zu erreichen, war gering. Das Risiko war groß. Hatte er ein Recht, etwas zu riskieren?
    Wenn es ihm gelang, bis zum Panzer zu kriechen, so mußte er das Paket, das man sicher einem der Panzersoldaten übergeben hatte, vernichten. Da

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