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Im Labyrinth der Abwehr

Im Labyrinth der Abwehr

Titel: Im Labyrinth der Abwehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wadim Koshewnikow
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die Garnison alles versuchte, damit der Panzer durchbrechen konnte, mußte das Paket sehr wichtig sein, hing von ihm vielleicht das Leben vieler ab.
    Er mußte handeln, mußte sich wenigstens für einige Minuten aus diesem quälenden untätigen Dasein reißen. Johann band die Schürze ab und rückte das Käppi zurecht.
    „Herr Major, erlauben Sie, wenn ich jetzt nicht mehr gebraucht werde, daß ich die Papiere aus dem zerschossenen sowjetischen Panzer hole?" Das sagte er in einem Ton, als ob er gefragt hätte: „Darf ich Ihnen noch etwas Soße geben?"
    Ohne den Blick vom Teller zu heben, nickte der Major schweigend mit dem Kopf.
19
    Der Himmel hatte sich bezogen, leichte Wolken bedeckten ihn, doch sein fahles Licht erhellte deutlich jede Unebenheit im Boden. Johann musterte aufmerksam das sumpfige Gelände. Es war ungefährlicher, wenn man sich zu dem Panzer nicht in einer geraden, sondern einer Zickzacklinie durchschlug. Er warf noch einmal einen Blick auf das Gelände und prägte sich einige Orientierungspunkte ein, um nicht die Richtung zu verlieren.
    Er begann zu kriechen, sobald er aus dem Graben eines Gefechtsvorpostens heraus war, und zwar, wie es aussah, nicht in Richtung auf den Panzer, sondern an ihm vorbei. Er zwang sich, häufig auszuruhen und langsam zu kriechen. Er befahl sich, das geringste Knacken eines Zweiges, das kaum hörbare Klirren von Eisen, jedes Geräusch zu meiden, denn er fürchtete sein Leben zu verlieren, sein Leben, das ihm nicht gehörte. Und es kam ihm so vor, als wenn er nicht sich selbst der tödlichen Gefahr aussetzte, sondern einen anderen Menschen, dessen Leben unvergleichlich bedeutender, wichtiger als sein eigenes war.
    Er kroch sehr langsam, vorsichtig und zaghaft die geringste Deckung nutzend. Und wahrscheinlich langweilten sich die Offiziere, die ihn mit dem Feldstecher verfolgten. Steinglitz empfand sogar so etwas wie Verlegenheit: Was für ein Feigling war doch sein vielgerühmter Fahrer!
    Johann schaute auf den Leuchtzeiger seiner Armbanduhr. Er kroch erst wenig mehr als zwei Stunden langsam und hartnäckig durch den Sumpf; er legte endlose Ruhepausen ein, kroch wieder durch das Dunkel, die Feuchte, den Schmutz. Und da fiel ein Schuß, der erste Schuß.
    Johann nahm seine letzten Kräfte zusammen und arbeitete sich in Zickzacksprüngen zum Panzer vor. Je kürzer der Abstand wurde, desto länger wurden die Feuerstöße des sowjetischen Maschinengewehrs.
    Endlich lag er in Deckung des Panzers.

    Die Vorderluke war offen, aus ihr hing ein regloser Körper. Mit einem Sprung war Johann in der Luke, die Maschinengewehrsalve prallte gefahrlos gegen die Panzerung, als wenn jemand eine Handvoll Kieselsteine geworfen hätte. Johann durchzuckte ein Schmerz, er fiel in das Innere. Eine Kugel hatte sein Bein getroffen.
    Es gelang ihm, den Stiefel auszuziehen und die Wunde zu verbinden. Er zog den toten Panzersoldaten durch die Luke herein, durchsuchte seine Taschen. Das Paket war nicht drin. Am Steuerknüppel saß noch ein Panzersoldat — tot und blutbedeckt. Johann durchsuchte auch seine Taschen. Nichts, keinerlei Papiere. Vielleicht im Stiefelschaft? Johann beugte sich vor, und plötzlich streifte ein eiserner Gegenstand seinen Kopf, traf ihn auf die Schulter.
    Johann sprang nicht auf, sondern ließ sich blitzschnell auf den Rücken fallen, zog die Beine an, preßte sie an den Leib, um Brust und Magen zu schützen, und streckte sich dann plötzlich, beide Beine mit gewaltiger Kraft von sich stoßend.
    Der Schmerz in der Schulter und in dem getroffenen Bein ließ ihn augenblicklich wie in eine dunkle Grube sinken. Ein neuer Schmerz brachte ihn wieder zu sich: Ein am Leben gebliebener Panzersoldat schlug seinen Kopf gegen den stählernen Fahrzeugboden, versuchte ihn mit klebrigen, blutigen Händen zu erwürgen. Johann riß die Hand von sich weg, klemmte sie unter den Arm, bog sie heftig um und versuchte, sie auszurenken. Jetzt lag er auf dem Panzersoldaten.
    Hartnäckig und befehlend stieß er hervor:
    „Versteh doch! Ich bin einer von euch!" Nach Atem ringend, sagte er: „Hör zu! Zwanzig Kilometer von Kulitschek im Nordwesten von Wysselka liegt ein Treibstofflager." Er forderte: „Wiederhole ...!
    Und jetzt, wo ist das Paket? Du hast doch ein Paket?"
    Der Panzersoldat zog den Revolver.
    „Nicht doch ... Ein faschistischer Panzer kommt. Verstanden? Ein Panzer! Du mußt das Paket vernichten!"
    Der Panzersoldat senkte die Waffe.
    „Wer bist du?"
    Johann gab ihm das

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