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Im Labyrinth der Fugge

Im Labyrinth der Fugge

Titel: Im Labyrinth der Fugge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abe
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du noch, wie du mich getragen hast, Anna?«
    »Eine ortenburgische Pfauenfeder warst du damals noch.« Sie küsste ihn auf den Hals.
    »Du hast mich an deinen zarten Busen gedrückt …«, er streichelte ihre Brüste. Nach und nach verschmolzen sie zu einem Leib. Er durchbrach so zart ihr Jungfernhäutchen, dass sie keinen Schmerz verspürte. Danach hörten sie nicht auf sich gegenseitig zu streicheln, bis sie irgendwann ineinander verschlungen auf der am Boden ausgebreiteten Altarstola einschliefen.
     
    Die Glocke schlug einmal. Anna schreckte hoch. Es war eine Stunde nach Mitternacht, die erste Hore begann. »Schnell, du musst gehen.« Sie weckte Heinrich mit einem Kuss. Beide kleideten sich hastig an. Anna sperrte das Tor auf. Bevor er es aussprach, sagte sie: »Meine Freundin ist hier, ohne sie kann ich nicht gehen. Noch ein wenig Geduld, Liebster, bitte.« Sie zog seinen Ring ab. »Bewahre ihn für mich auf.« Dann schob sie ihn sanft auf die Gasse.
     
    Mit jedem Schritt auf dem Weg zum Kapitelsaal spürte sie Heinrich noch in sich. Sie hatte die Laterne im Pförtnerhaus vergessen. Es machte ihr nichts aus, sich im Dunkeln vorwärts zu tasten. So konnte sie noch ganz in Gedanken bei ihm sein. Das Kachelofenfeuer war niedergebrannt und keine Fackel oder Kerze ringsum leuchtete. Einzelne Schemen von vertrauten Mauervorsprüngen halfen ihr den Weg in den Ostflügel zu finden. Weihrauch erfüllte den Gang.
    »Geh nicht hinein, Anna.«
    Sie erschrak, Pater Canisius, sie war auf ihn geprallt. Er versperrte ihr die Tür zum Kapitelsaal.
    »Ich habe dich aufwachsen sehen. Vom Mädchen bist du zu einem Weib gereift. Immer brachte ich dich wieder auf den rechten Weg, damit du nicht der Versuchung oblagst.«
    Hatte er Heinrich und sie beobachtet oder warum hielt er sie vom Beten ab? Und wenn schon, ihre Tage im Kloster waren gezählt. Sie würde alles für ihre Flucht vorbereiten, Bianka einweihen und mit ihr zusammen nach Heidelberg fliehen, zu Oheim Ulrich, wo Heinrich auf sie wartete. »Pater, die Hore hat angefangen, lasst mich vorbei.«
    Er rührte sich nicht. Als pechschwarzer Schatten baute er sich vor ihr auf, die Arme an den Wänden abgestützt, damit sie nicht den Türknauf greifen und unter ihm durchschlüpfen konnte.
    »Jedes Mal, wenn dir der Beelzebub die Hand führen wollte, durchbrach ich es. Was wärst du ohne mich. Doch was ich nun vorgefunden habe, kann kein Mensch und kein Weib geschaffen haben, verrate mir die Formel, die Er dir eingesagt hat, Nacht für Nacht.«
    Aus dem Kapitelsaal vernahm sie Stöhnen und unterdrückte Schreie. Was ging da vor?
    »Wer?« Anna hatte seinem Geschwafel gar nicht richtig zugehört. Wie immer war er dem Teufel auf der Spur, sollte er ihn doch suchen, wo er wollte, aber nicht bei ihr. »Ich male am Tag wie Ihr wisst im Skriptorium, nachts würde ich mir die Augen verderben vom Kerzenlicht und der Arbeit an der Miniatur.«
    »Gib es her, zeig es, wo versteckst du es. Los!« Er packte sie grob. Sie wehrte sich, trat und schlug um sich. Das schien ihn noch mehr zu erregen.
    »Er war es doch auch, der dir die Geheimschrift in dem roten Buch einsagte. Gib es zu. Du weißt, ich kenne auch andere Methoden, dir dein Geheimnis abzupressen.«
    »Bianka«, schrie Anna so laut sie konnte. Ihre Freundin hatte mehr Kraft als sie. »Biiiiiannnnkaaaaa!«
    Canisius lachte schallend. »Hören kann sie dich vielleicht noch, schrei nur. Deine Gehilfin hat zwar geschwiegen wie ihr Vater einst, aber das hat ein Ende.«
    »Wo ist sie, lasst mich durch, was habt Ihr mit ihr gemacht? Wenn Ihr den Leibhaftigen austreiben wollt, so müsst Ihr Euch selbst exorzieren. Lasst mich los! Reicht es Euch nicht Schellebelle, Virginia und vermutlich auch Mechthild umgebracht zu haben?«
    »Mäßige dich, auch wenn es dir schwer fällt. Ich bin ein Mann Gottes, alles was ich tue, ist ein Prozess der Reinigung. Aber diesmal wirst du selbst es machen. Ich rühre deine Gehilfin nicht an.« Er öffnete gebieterisch die Tür. »Nun komm, läutere die Sünderin.«
    Die Nonnen beugten sich über eine Gestalt am Boden. Sieben schwarze Krähen hakten auf ihrer Beute herum, dachte Anna. Sie wollte hinlaufen und Bianka aufhelfen, doch der Pater hielt sie von hinten fest. Gemurmeltes Ave Maria. Alle sieben umringten Bianka, sogar Schwester Demetria war von ihrem Krankenlager aufgestanden. Blut hatte sich zwischen Biankas Beinen gesammelt, vom Bauch abwärts war ihre helle Kutte durchtränkt.
    »Das geschieht mit

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