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Im Labyrinth der Fugge

Im Labyrinth der Fugge

Titel: Im Labyrinth der Fugge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abe
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Teufels sein?
    Er würde das Büchlein abschreiben lassen und einen Übersetzer finden. Die Bilder waren hübsch, aber bedeutungslos. Ähnlich dem Weib, das dem Mann nur Beiwerk war, nur ein Mittel zum Zweck.
    Bevor es ein Richter tat, musste er Anna befragen und untersuchen. Was war eigentlich mit ihrer stummen Freundin, sie würde ihm bestimmt verraten können, wo Anna den Codex verwahrte. Schließlich hatte er der Kühbacher Äbtissin geraten, die Tochter des Kürschners, aus reiner Großmut selbstverständlich, auf immer in St. Katherina wegzusperren. Über die Jahre verlor er sie aus den Augen. Doch sie war stumm wie ihr Vater und konnte ihn nie verraten. In der winzigen Benediktinerkutte hatte sie ihn auf dem Turm gesehen, als die Fuggertochter fiel. Er schlug das Buch zu und fuhr mit den Fingern die feine Goldleiste auf dem roten Leder entlang. Wie konnte Anna ihn nur so hintergehen, bei alldem, was er ihr ermöglichte. Er raufte sich die Haare und starrte in die Kerzenflammen. Sollte er das Buch einfach verbrennen, alles auslöschen, was es womöglich verbarg und somit ihr Leben retten? Aber ihr Leib war vom Satan infiziert und musste gereinigt werden. Noch einmal schlug er das Buch in der Mitte auf und erstarrte.
    Eine Fratze blickte ihm entgegen, zahnlückig, mit einem grauen Spitzbart. Entsetzt schrie er auf und rutschte mit dem Stuhl weg. Hatte das Zerrbild glutrote Augen gehabt und ihn angegrinst? Er holte Luft, wartete, bis sich sein Atem wieder beruhigte. Es musste eine Täuschung gewesen sein, er hatte zu lange hier im flackernden Kerzenlicht auf die Buchstaben geblickt. Da lag es, genau in der Mitte, zu zwei Buchblöcken rechts und links geteilt, schwarze Seiten. Er näherte sich dem Buch. Etwas leuchtete, eine Flamme. Er beugte sich darüber. Eine Kerze spiegelte darin. Ein Stück Spiegel war eingeklebt, wie ausgefuchst. So hatte er sich selbst für den Teufel gehalten, der ihm da entgegenblickte.

10. Die Altarstola
    Heinrich war einen guten Kopf größer als sie. In seinen Zügen versuchte sie den kleinen Ortenburg zu finden und war froh um den schwachen Schein der Laterne, denn wieder glühte ihr Gesicht bei seinem Anblick. Er strahlte sie mit denselben offenen Augen an wie damals. Kein Zweifel, es war Heinrich. »Du bist Benediktiner geworden?«, fragte sie und zog den Faden aus der Nadel in Schwester Hildegards Stickerei, nur damit sie mit etwas beschäftigt war und ihn nicht immerzu ansehen musste. Sie hatte ihn eingelassen und ins Pförtnerhäuschen gebeten. Das hätte Schwester Hildegard auch mit einem Gast getan.
    »Nein, niemals. Ich bin Lutheraner, Anna. Diese Verkleidung habe ich nur gewählt, um dich besuchen zu dürfen. Meister Hörmann riet es mir und von Oheim Ulrich soll ich dich grüßen, er erwartet dich.« Aus seinem Ärmel zog Heinrich ein Dokument. Anna brach das Siegel. Es war kein Brief ihres Oheims, sondern ein Schreiben des Kurfürsten, der ihr freies Geleit durch sein Land versprach, wenn sie die bayerische Grenze verließ. Annas Herz klopfte zum Zerspringen. Ohne sie gefragt zu haben, bestimmten schon wieder Menschen da draußen über sie. Nun sollte sie fliehen, einfach so, nach zwanzig Jahren, ihr Werk und alles, was sie sich mit ihrer Kunst aufgebaut hatte, hinter sich lassen und weggehen, wohin auch immer. Völlig mittellos irgendwo anfangen, sich womöglich als alternde Magd verdingen.
    »Was ist, Anna. Was zweifelst du?« Er strich ihr über den Handrücken. Sie schmolz unter seiner Berührung und seufzte. »Soll ich dich in den Arm nehmen, so wie du mich damals gehalten hast?« Sie nickte. Er stand auf und umfing sie. Sie drückte sich an ihn. Seine Kutte roch muffig, aber sein Hals und sein Kinn dufteten so gut wie er als Kleiner gerochen hatte, sein himmlischer Duft war nicht verflogen, obwohl er längst ein Mann geworden und sie eine alte Frau, na ja, eine zu alte Frau für ihn geworden war. Er küsste sie. Sie saß auf seinem Schoß zwischen Schwester Hildegards Stickereien und dem Schlüsselbund für das gesamte Kloster und küsste ihn auch. Der viele Stoff ihrer Kutten trennte ihre Leiber, doch der Mund verband sie ganz und gar. Sie ertasteten mit den Zungen ihr Inneres. Langsam fanden auch die Hände unter die Stoffe, Finger erkundeten jede Stelle zwischen den Kleidern auf der Suche nach Haut. Schicht um Schicht streiften sie ihre Verkleidungen ab. Er strich ihr über das kurz geschnittene Haar.
    »Bald hast du wieder lange Zöpfe«, flüsterte er. »Weißt

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