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Im Labyrinth der Fugge

Im Labyrinth der Fugge

Titel: Im Labyrinth der Fugge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abe
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warum du mein Korsett im Mist vergraben hast?« Sie wies zu dem Holzkorb vorm Kamin. Anna erkannte einen strohbedeckten Stoffrest und die Bleiplatten, auf denen sich weißer Schlamm abgesetzt hatte. Ihre Farbe! Es hatte geklappt, auch wenn sie der Stallknecht verraten hatte. »Ich wollte Weiß herstellen, Mutter.« Am liebsten hätte sie die Finger hineingetaucht, sie zwang sich ruhig zu bleiben.
    »Weiß?«, Ursula zog die Stirn in Falten.
    »Weiße Farbe, Mutter«, erklärte Anna.
    »Da seht Ihr es Pater, das Kind entgleitet mir. Sie wird ihrem Oheim immer ähnlicher.«
    Anna erschrak. »Welchen meinst du?«
    »Na, Ulrich natürlich. Wen sonst. Anfangs gefiel es mir, in dieser Familie einen Verbündeten im Glauben zu haben, doch dann erkannte ich, dass es mich mehr in die Verblendung führte. Ich werde mit dem Pater beraten, welche Strafe dir zuteil wird.«
    »Lasst Milde walten. Anna hat es bestimmt nicht mit böser Absicht getan. Hab ich recht?«
    Sie senkte den Blick.
    »Vielleicht solltet Ihr all Eure Kinder so früh wie möglich in seelsorgerische Hände geben. Doch auch hier ist Fingerspitzengefühl gefragt, Gnädigste. Durch Fragen kann ein Beichtvater die Kinder erst auf unzüchtige Gedanken bringen und sie Sünden begehen lassen, auf die sie aus eigener Vorstellungskraft gar nicht gekommen wären. Wenn Ihr meinem Rat vertraut, wüsste ich einen Ort, wo sie, von jeder Ablenkung fern, in Sauberkeit und Gebet aufwachsen könnten. Sittsam und gebildet kämen sie zurück in die Welt oder, was für uns Rechtgläubige Verzückung wäre, verschrieben ihr Leben einzig Gott.«
    »Ihr meint ein Kloster?« Ursula trocknete sich die Augen. Selbst ihre Mutter hatte bei Canisius’ Predigten Schwierigkeiten, den Sinn herauszuhören. Anna traute ihren Ohren nicht. Sidonia hatte richtig vermutet.
    »Ich könnte mich für Euch verwenden.« Canisius gab dem Zimmermädchen einen Wink und ließ sich Wein nachgießen. Mit dem Glas in der Hand schritt er zwischen Anna und Ursula hin und her. »Die Benediktiner sind auf Kinder hohen Standes eingerichtet und ziehen die Erben vieler bayerischer Höfe auf. Ich bin mit der Äbtissin von Kühbach sehr gut bekannt. Sie ist von grenzenloser Güte, wie es nur Mütter sein können.«
    Ihre Mutter konnte er damit nicht meinen.
    »Seid versichert, dort wird streng nach den Zehn Geboten erzogen und lässliche Sünden wie Todsünden geahndet. Die Kinder kommen niemals mit niederem Gesinde in Berührung. Aber überstürzt es nicht, besprecht es mit Eurem Gatten und schließt die neuen Erkenntnisse in Eure Gebete mit ein. Auf dass die Einsicht Euch den Weg leuchtet.«
    Sie sollten alle aus Augsburg weg und hinter Klostermauern verschimmeln. Wo lag dieses Kühbach?
    »Und Isabella Brücklmair, wie geht es ihr?«, fragte ihre Mutter unvermittelt. Anna hielt die Luft an.
    »Ihr meint Eure ehemalige Küchenmagd, von der der Leibhaftige Besitz ergriffen hat? Sie weilt noch unter uns, allerdings im Ratskeller.«
    »So viele Monate schon, wozu?«, fragte Ursula. »Ist sie …, ist sie peinlich befragt worden?«
    »Dank Eurer Zuwendung konnte ich für angemessene Verpflegung und Unterbringung sorgen. Doch sie selbst nimmt von Eurer Güte kaum etwas wahr. Die Dämonen plagen sie so sehr, da braucht der Henkersknecht nicht nachzuhelfen. Außerdem dürfte sie bald niederkommen.«
    Ursula stieß einen Seufzer aus. »Ihr meint, sie bekommt … einen Teufelsbalg? Gott im Himmel …«, Ursula klopfte sich auf den Leib, in dem sich auch ein Kind verbarg. »Könnt Ihr sie nicht heilen? In Wien ist es Euch doch gelungen.«
    Canisius blieb stehen und musterte Annas Mutter.
    »Selbstverständlich tue ich mein Möglichstes, Gräfin. Ich habe ihr schon mehrmals die Beichte abgenommen, sie fastet und nimmt nur Salz und geweihtes Brot zu sich. Bitte erklärt mir, was liegt Euch so an dieser Dirne? Sie ist besessen, ohne Zweifel, so leid es mir tut, Gräfin.«
    Du verdammter Heuchler! Anna ballte die Fäuste unter dem Tisch. Du hast sie zerstört!
    »Wir haben Isabella viel zu verdanken, auch wenn sie …« Ursula schluckte, setzte neu an. »Wenn der Medikus nicht gleich zur Stelle war, hat sie unsere Kleinen kuriert. Wir brauchen sie.« Ihre Mutter schniefte.
    »Danke, Mutter, du bist die gütigste und beste.« Anna strahlte sie an. »Das Korsett, es tut mir leid. Ich kann es wieder in Ordnung bringen.« Sie sprang auf und eilte zum Kamin.
    Ursula lachte schallend. »Wie willst du Pferdemist wegzaubern?
    »Wollt

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