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Im Labyrinth der Fugge

Im Labyrinth der Fugge

Titel: Im Labyrinth der Fugge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abe
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Sünden-Knüppel,
    Der seine Sünden in sich fraß,
    Als wie den Rost der Zwibbel.
    O Canisi, nimm mich Geck am Ohr,
    Wirf mir den Gnadenknochen vor,
    Und hilf mir Sündenlümmel
    In deinen Gnadenhimmel.«
    Natürlich musste Feddo nun als Messdiener und Lakai ganz unten anfangen.
     
    »Könnt Ihr Euch nicht denken, was mich zu Euch führt?« Der Graf hatte die richtige Sitzstellung gefunden, streifte Canisius verbundenen Fuß mit keinem Blick, sah sich vielmehr naserümpfend in der Schreibstube des Dompredigers um. Mit goldener Wandverkleidung und einem selbst erlegtem Löwen konnte er noch nicht protzen. Aber er würde einen Diener beauftragen, auf dem Schwarzen Erdteil einen für ihn zu schießen. »Ich dachte, Ihr seid wegen, wegen …« Stottern war das Letzte was er tun wollte, nur je mehr er sich anstrengte, desto häufiger gerieten ihm die Worte durcheinander. Jetzt bräuchte er was von Feddos Leichtigkeit.
    »Ja?«
    »Ich dachte, da…, dass …«
    »Ihr denkt, Pater, das heißt Ihr handelt eigenmächtig. Euer Versprechen auf dem Pestberg, habt Ihr es etwa vergessen?«
    »Kkkeineswegs.«
    »Aber wo sind die Fortschritte in dieser Angelegenheit?« Der Graf hievte sich wieder aus dem Sessel, schlenderte zur Balkontür und sah hinaus. »Stattdessen verkriecht Ihr Euch hier im Domhaus oder lasst Euch in der Stadt herumtragen.«
    »Verkriechen? Die Gläubigen warten schon, doch leider …« Canisius stöhnte laut und verlagerte seinen Fuß.
    Der Graf wandte sich um. »Die Auswürfe des einfachen Volkes sind Euch wichtiger als unsere Vereinbarung?«
    »Lasst mich erklären.« Canisius atmete auf, er hatte seine Sprache wieder im Griff. »Das ganze letzte Jahr habe ich darauf verwandt, Eure Schwägerin zu bekehren. Und ihr Jüngstes ist kürzlich verstorben.«
    »Eines natürlichen Todes, wie ich erfuhr«, sagte der Fugger kalt. »Und für Nachschub ist bereits gesorgt.«
    Canisius wollte aufspringen. »Ihr habt nicht verlangt, dass ich …, dass ich das fünfte Gebot breche.« Der Schmerz im Fuß ließ ihn in die Polster zurücksinken. »Was kann ich dafür, dass die Älteste nicht greifbar war?«
    »Nicht greifbar? Ihr hieltet Euch doch angeblich unentwegt im Hause meines Bruders auf. Freiherr Jacob Villinger zu Schöneberg. Soll ich Euch erklären, was das bedeutet? Auf dem Geschlechtertanzbild im Rathaus sind sie bereits als Paar porträtiert worden und beim Festbankett nach Eurer Teufelsaustreibung wurde das Gelöbnis zwischen meinem Bruder und Villinger vereinbart. Meinen Respekt übrigens zu dieser Vorstellung im Dom, das hätte einer der besten Gaukler nicht besser vollbracht.«
    Bei dem plötzlichen Sinneswandel des Grafen klappte Canisius der Mund auf.
    »Wie habt Ihr das mit der Selbstentzündung der Magd bewerkstelligt?«
    »Ein Salpetergemisch, Graf. Ein doppelt genähtes Hemd mit Eingriffen, darin war das Pulver versteckt.«
    »Sehr geschickt gemacht, Pater. An Euch ist ein Brandmeister verloren gegangen.«
    Ja, dachte Canisius, und ein weiterer Einfall flammte in ihm auf. Die doppelt genähten Hohlräume im Hemd, die kleinen Beutel, würden sich darüber hinaus als Aufbewahrungsort für allerlei anderes in der Kleidung eignen. ›Canisianen‹ würde er sie nennen und dem Schneider auftragen, welche in seine Soutane zu nähen. Dann würde nicht mehr jeder mitbekommen, wenn zum Beispiel der Fugger ihm Geld zusteckte. Schnell in die Canisiane und weg!
    »Lasst mich an Euren Grübeleien Anteil nehmen, Pater.« Der Graf grinste. »Was sinniert Ihr?«
    Nichts da, am Ende schnappte er ihm noch die Erfindung weg. »Äh, das fünfte Gebot, Graf. Davon sprachen wir.«
    »Ich bin gekommen, um Euch ein Grundstück für Euer Jesuitenkolleg anzubieten. Aber …«
    »Seid versichert, …«, Canisius richtete sich auf, »dass Eure anderen Nichten und Neffen so gut wie verschwunden sind. Es ist alles geregelt, glaubt mir.«
    »Glauben obliegt allein Euch.« Er trat zu ihm und legte die Hände auf Canisius’ Knöchel.
    Canisius hielt den Atem an.
    »Fühlt sich wie ein Klumpfuß an, würde ich meinen.« Der Fugger lachte durchdringend. »Ein Exorzist mit Hinkefuß? Und damit wollt Ihr den Teufel in die Schranken weisen? Ich trete gern für Euch auf den Balkon und erzähle Euren Schäflein von Eurer Mutter …«
    »Von mmmmeiner Mmmmutter?« Canisius stotterte wieder. Sein Knöchel pochte ihm bis ins Hirn. »Sie lebt nicht mehr. Was soll das?«
    Die Hand des Grafen ruhte immer noch auf seinem Fuß.
    »Meine

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