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Im Labyrinth der Fugge

Im Labyrinth der Fugge

Titel: Im Labyrinth der Fugge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abe
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beiden jungen Leute schon im Fuggerischen Gartenlabyrinth verschwunden. Die Villingerin fand es liebreizend, dass Sidonia ihrem Sohn ein Brot gebacken hatte. Als wenn das Backen nicht jede einfache Magd verstünde.
    Noch war nicht das letzte Wort gesprochen. Wie schnell starb so eine junge Mutter im Kindbett, da musste man nicht mal nachhelfen, gottbewahre, das würde er auch nie tun. Für ihn waren alle Kinder heilig, formbar wie Wachs, saugten sie seine Lehren, dank seines kleinen Katechismus, den er für die einfachen Gläubigen geschrieben hatte, bereits mit der Ammenmilch auf. Vorbild war ihm dabei ein Italiener, dessen Namen man leider nicht mehr laut aussprechen durfte, weil der Gute auf dem Scheiterhaufen gelandet war. Aber er hatte es geschafft, eine Streitmacht aus Kindern aufzustellen, die gegen das Laster kämpfte und selbst bei ihren eigenen Eltern Dinge wie Spiegel, Schminke, falsche Bärte, Schachspiele und Spielkarten, Lauten, Dudelzeug und Gemälde von unheiligen Nackten beschlagnahmte und verbrannte. Mit dem Ruf: ›Es lebe Christus, unser König‹ zogen sie durch die Straßen im Namen von psst, Savonarola, dem Dominikanermönch. Warum sollte sein Heer aus Halbwüchsigen nicht eines Tages ›Es lebe Pater Canisius, im Auftrag des Herrn‹ rufen.
    Endlich hatte er Gräfin Ursula überreden können, ihre jüngeren Kinder in Klausur zu geben. Auch wenn das Kloster Kühbach seinem Namen alle Ehre machte. Einfältige Kühe waren diese Betschwestern, ihm ganz und gar hörig. Sie würden eine Armee Gottes für ihn errichten, nur damit er ihnen die Absolution erteilte. Es hatten sich genug Sünden angesammelt in den Jahren bevor der Bischof auf seinen Wink hin dort dem Lotterleben ein Ende bereitete. Ihm war zu Ohren gekommen, dass der Klostereintritt einer weltlichen Hochzeit glich und dem Prunk einer Fuggervermählung in nichts nachstand. Essgelage wurden gehalten, sogar weltliche Possen dargeboten. Und die Äbtissin führte sich wie die Königin von England auf, betete ihr Schoßhündchen mehr an als den geschundenen Christus. Seit der Bischof dem Kloster neue Statuten auferlegte, konnte Canisius wieder mit gutem Gewissen die adligen Sprösslinge in die Obhut der Schwestern empfehlen. Es schien sogar, dass die Strenge ein wenig auf die andere Seite kippte und die Ordensschwestern ihren Unmut über die Klausur an den Kindern ausließen. Nun mussten die Nonnen erst um Erlaubnis bitten, wenn sie das Kloster verlassen wollten und zwar den Bischof höchstpersönlich. Bei der langen Warterei auf Antwort hatte sich so manches Bedürfnis dann von selbst erledigt.
    Seit er den Benediktinerinnen die Fuggerkinder anvertraut hatte, konnte er all ihre Geschicke lenken, besser als ein Bauer, der säte und hoffen musste, dass seine Sprösslinge unter seiner Hand gediehen. Er musste keine Witterung berücksichtigen, die Schwestern dort standen tief in seiner Schuld. Ohne Zuwendungen der Fugger hätten sie nie den Kirchturm erneuern können. So musste zwar der Bau des Augsburger Jesuitenkollegs noch warten, aber die Pläne bedurften sowieso einiger Sorgfalt. Dafür sprossen andernorts die Kollegien aus ketzergereinigtem Boden, wie in Innsbruck, wohin ihn die beiden Fuggersöhne auf ihrem Weg nach Rom begleitet hatten. Der Jüngere, weich wie sein Äußeres, ließ sich lenken wie ein gefüttertes Kalb. Der Älteste glich in seiner Widerspenstigkeit Anna Fuggerin, man könnte die zwei für Zwillinge halten, wobei das Mädchen die Gescheitere war, sofern man das von einem Weib behaupten konnte. Zurecht sah Georg Fugger in Philipp einen würdigen Nachfolger, der Pflanzennarr hatte den nötigen Willen zur Macht, obwohl seine teuflischen Anlagen denen seines Oheims ähnelten. Vielleicht würde er es mit einigem Geschick sogar zum Kardinal bringen. Canisius hatte Papst Pius IV. diesbezüglich schon seine Gedanken geschrieben. Wenn alles ablief, wie er es eingerichtet hatte, wären bald sämtliche Fuggerbälger zwischen Lech und Wertach verschwunden und es würde wieder nur einen Regenten geben. Sein Auftraggeber konnte zufrieden sein, ob syphiliskrank oder Sodomit, das konnte Canisius dann gleich sein.

4. Das Kreuz
    Nach langer Fahrt, in der Anna gegen Schlaf, Übelkeit und grenzenlose Wut angekämpft hatte, blendete sie die Helligkeit des Morgens. Die Tür wurde aufgehebelt. Sie mussten weit außerhalb von Augsburg sein. Zwischen zwei Nonnen, die sie in Empfang nehmen wollten, sah sie ein Gebäude mit vielen Fenstern. Das

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