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Im Land der Feuerblume: Roman

Im Land der Feuerblume: Roman

Titel: Im Land der Feuerblume: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Federico
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hättet uns zurückgelassen«, brach es jäh aus ihm hervor. »Ihr hättet Greta und mich einfach im Stich gelassen.« Seine Hände zitterten immer noch, doch seine Stimme nicht. Wieder schüttelte er sich.
    Christine und Elisa antworteten nicht, sondern senkten verlegen die Köpfe. Juliane Eiderstett war weniger maulfaul. Sie schaute zuerst verächtlich auf Konrad, dann nicht mehr ganz so verächtlich, aber dennoch von oben herab, auf ihn. Ob sie ahnte, dass er sich vor Angst in die Hose gemacht hatte?
    »Euer Vater hat sich auf Konrads Seite geschlagen«, verkündete sie hart. »Was hätten wir denn tun sollen? Euch Kindern vertrauen? Was, wenn ihr zu eurem Vater gerannt wäret?«
    Viktor streckte seinen Rücken durch. Sämtliche Blicke waren auf ihn gerichtet, selbst der von Konrad, dem der Tiroler eben die Hände hinter dem Rücken fesselte.
    »Ich bin bald fünfzehn«, erklärte er und kämpfte darum, nicht zu stottern, »und Greta vierzehn. Wir sind keine Kinder mehr.«
    Jule musterte ihn eindringlich: »Siehst mir aber gar nicht danach aus.«
    Viktor fühlte, wie seine Wangen rot vor Scham glühten – nach der Kälte das erste warme Gefühl, doch es tat weh, so, als würde man ihn ohrfeigen.
    Ehe er etwas erwidern konnte, schob sich Christine vor ihn und schützte ihn vor Jules hartem Blick. »Lass ihn in Ruhe! Er hat recht mit dem, was er sagt. Wir haben uns keine Gedanken darüber gemacht, was aus den beiden wird – und das ist unverzeihlich.«
    Sie klang nicht schuldbewusst, eher ärgerlich, und Viktor war sich nicht sicher, ob sie tatsächlich Partei für ihn ergriff oder einfach nur gegen Jule.
    Elisa legte vorsichtig ihre Hand auf seine Schultern. »Es tut uns leid«, murmelte sie, »wirklich. Hol deine Schwester, Viktor! Kommt mit uns, wenn ihr wollt.«
    Viktor schüttelte ihre Hand ab. Von wegen, es tat ihr leid!
    Seine Scham wich Wut. Wenn er das Gewehr seines Vaters nicht gestohlen hätte … wenn er Konrad nicht damit überrascht hätte … wenn er … nun gut, allein wäre es ihm nie gelungen, Konrad Weber zu Boden zu zwingen. Aber das hieß nicht, dass er sich auf die anderen verlassen konnte. Das hieß auch nicht, dass sie es von nun an ehrlich meinten.
    In einem hatte Elisa von Graberg allerdings recht. Er musste Greta holen. Hatte er nicht vorhin gesagt, sie sollte ihm folgen, wenn er alles geklärt hatte? Er fuhr herum, blickte in sämtliche Richtungen. Doch von Greta war weit und breit nichts zu sehen.

    Viktor stürzte zum Haus und drosselte erst kurz davor das Tempo seiner Schritte, um sich lautlos anzuschleichen. Als er die Tür erreicht hatte, lauschte er so angestrengt, dass ihm die Ohren schmerzten. Er vernahm ein lautes Rauschen – wahrscheinlich das eigene Blut –, doch das Schnarchen seines Vaters war verstummt. Behutsam öffnete er die Tür und hielt die Luft an, als sie knarrte. Endlich war der Spalt breit genug, um durchzuhuschen.
    »Greta?«, raunte er.
    Einer der dunstigen Sonnenstrahlen hatte sich seinen Weg durch die Ritzen gebahnt und fiel auf seine Schwester. Ihr dünnes Haar glänzte wie immer weißlich. Sie stand ganz steif und blickte ihn mit aufgerissenen Augen an. »Greta, was ist denn?«
    »Es tut mir leid.«
    Sie verstummte augenblicklich, und wieder schmerzte die Stille in seinen Ohren. Kein Atemzug war zu vernehmen, nicht einmal der eigene. Sein Blick fiel auf das Bündel vor Gretas Füßen. Wahrscheinlich war es dort hingefallen, als der Vater ihren Namen gerufen hatte – der Vater, der aufgewacht war, sie ertappt und gestellt hatte.
    Plötzlich machte sie wieder den Mund auf, doch er hörte ihren Schrei nicht. Er sah nur eine dunkle Hand auf sich niedersausen, und er konnte förmlich spüren, wie sie ihn traf, so brutal, so erbarmungslos, wie sie ihn oft getroffen hatte. Nicht selten war unter der Wucht ihres Schlags die Haut aufgeplatzt, waren tagelang blutige Schrammen zurückgeblieben und blaue Flecke. Manchmal hatte sein Vater so besinnungslos auf ihn eingeprügelt, dass er sich hinterher nicht mehr rühren konnte und kaum mehr atmen, dass er ohnmächtig geworden war und sich wieder erwachend in einem Meer von Schmerzen wiedergefunden hatte, aus dem es kein Entrinnen gab.
    Er fühlte diesen Schmerz bereits und wappnete sich dagegen, doch ehe ihn die Hand traf, drehte er sich blitzschnell im Kreis. Die Hand fuhr ins Leere, der Vater stolperte und fiel fast zu Boden.
    Greta stand immer noch stocksteif da. Verwirrung breitete sich in ihrem Gesicht

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