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Im Land der Feuerblume: Roman

Im Land der Feuerblume: Roman

Titel: Im Land der Feuerblume: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Federico
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hat gar nicht hinsehen können, als die Knochen brachen, das Blut spritzte und die weißliche Masse des Gehirns hervortrat. Aber ich, ich habe hingesehen. Ich sehe es vor mir, als hätte es sich eben erst zugetragen.«
    Ihre Worte gingen in Gelächter unter.
    Elisa starrte sie entsetzt an. Ein kalter Schauder überlief ihren Rücken. Sie wusste nicht, was schlimmer war – dass Greta die Wahrheit sagte oder sich die Geschichte nur ausgedacht hatte, um sie zu quälen. Sie wusste nur, dass sie sich nie zuvor vor einem Menschen derart gefürchtet hatte. »Wenn Cornelius nicht hier ist, dann gehe ich wieder«, sagte sie hastig. Sie wandte sich ab und stieg vorsichtig über das Gestrüpp, um nicht ein weiteres Mal hinzufallen.
    »Du bist doch nicht grundlos hier«, hielt Greta sie plötzlich auf. Sie klang nicht länger belustigt, vielmehr nüchtern. »Ich nehme an, es hat mit Emilia und Manuel zu tun.«
    Elisa blieb zögernd stehen, obwohl alles in ihr danach drängte, zu fliehen. Sie atmete tief ein, ehe sie Gretas Blick suchte. Kein Wahnsinn tanzte mehr darin, nur Strenge. »Also, was stört dich an meiner Tochter?«
    Greta als Emilias Mutter zu betrachten machte es für Elisa leichter. Auch wenn sie Emilias Nähe scheute, so wusste sie, dass diese ein liebes, wohlerzogenes Mädchen war, ein wenig ungebärdig zwar und nicht über alle Maßen fleißig, aber zu Mensch und Tier freundlich. Dies konnte nicht nur Cornelius’ oder Annelies Werk gewesen sein, sagte sie sich – auch Greta musste etwas dazu beigetragen haben.
    »Mich stört ganz gewiss nichts an deiner Tochter«, sagte Elisa schnell. »Emilia ist ein liebes Mädchen … wirklich. Ich finde nur, dass sie und Manuel zu viel Zeit miteinander verbringen.«
    Gretas Augen wurden schmal. »Ist meine Tochter etwa zu schäbig für deinen Sohn?«
    »Greta!«, rief Elisa empört. »Wie kommst du nur darauf! Das habe ich nie gesagt!«
    »Das stimmt«, murmelte Greta. »Dass sie zu schäbig ist, hast du nie gesagt. Wie solltest du auch? Emilia verhält sich wie eine von euch. Und genau das hat euch immer zutiefst erstaunt, nicht wahr? Dass ich so ein Kind gebären und großziehen konnte! Auf mich habt ihr hinabgesehen, aber auf Emilia niemals.«
    »Ich will doch nur …«, setzte Elisa an.
    »Du willst nur, dass die beiden nicht so viel Zeit miteinander verbringen, das sagtest du bereits. Ich frage mich nur: Wenn es nicht an Emilia liegt, dem lieben Mädchen, an wem liegt es dann? Vielleicht an deinem … Bastard?«
    Elisa zuckte zusammen. Das Wort traf sie wie eine Ohrfeige. Kurz glaubte sie, Greta habe nur nach der erstbesten Beleidigung gesucht, um Manuel schlechtzumachen, doch das wissende Lächeln, das ihren Mund verzog, bekundete, dass sie ganz genau wusste, was sie sagte.
    »Ja«, bekräftigte sie ihre Worte kalt, noch ehe Elisa ihren Schrecken überwunden hatte. »Dein Manuel ist nichts weiter als ein Bastard!«
    Elisa starrte sie fassungslos an. »Was redest du denn da?«
    »Dachtest du etwa, ich weiß es nicht? Dachtest du, ich sei das dumme, kleine Mädchen von einst und habe keine Augen im Kopf? Oh, ich habe Augen im Kopf, und ich habe immer viel gesehen … viel mehr als ihr allesamt. Man wird feinfühlig, wenn man mit einem Vater lebt, der jederzeit zuschlägt, und mit einem Bruder, der seinen Verstand verloren hat. Ich war mir sehr wohl bewusst, dass Cornelius mich nur deshalb geheiratet hat, weil du ihn weggeschickt hast.« Sie kaute vermeintlich nachdenklich auf den Lippen. »Natürlich habe ich mir überlegt, warum das wohl so war. Ja, warum hast du freiwillig auf ihn verzichtet, nachdem du endlich Lukas Steiner los warst? Du hast Cornelius doch immer für dich haben wollen, all die Jahre – und dann ganz plötzlich nicht mehr? Nein, nein, das war unmöglich. Also ist etwas zwischen euch vorgefallen, etwas, das es euch schwergemacht hat, euch jemals wieder offen in die Augen zu sehen, etwas, was dich ihn hat verfluchen lassen. Erst an jenem Frühlingstag, als ich dir sagte, er würde mich heiraten, bist du plötzlich angekrochen gekommen. Du hast Versöhnung gesucht, und ich weiß auch, warum. Weil du sein Kind unter deinem Herzen getragen hast. Leider bist du zu spät gekommen … viel zu spät.«
    »Schluss jetzt!«, schrie Elisa. Ihre Stimme war brüchig und rauh. »Hör auf mit diesem Unsinn!«
    »Es ist kein Unsinn, das weißt du so gut wie ich. Du redest dir seitdem ein, dass du ihn hassen würdest, aber insgeheim glaubst du immer noch,

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