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Im Land der Feuerblume: Roman

Im Land der Feuerblume: Roman

Titel: Im Land der Feuerblume: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Federico
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zu werden, um es freundlich auszudrücken.«
    Cornelius seufzte. Plötzlich fühlte er keine Wut mehr, sondern einfach nur Überdruss. Er ertrug den zänkischen Tonfall, der in ihrer Stimme lag, nicht. Er glich dem von Greta, mit dem sie ihn jahrelang verfolgt hatte. Anfangs hatte sie sich viel Mühe gegeben, ihm ein behagliches Heim zu bereiten. Sie hatte ihn bekocht und umsorgt und hatte versucht, Emilia eine gute Mutter zu sein. Für all das war er auch dankbar, er hatte sie oft genug dafür gelobt. Doch leider war ihr das zu wenig gewesen. Anstatt sich mit freundlichen Worten zu begnügen und sich damit zufriedenzugeben, dass er die Ehre von ihr, dem toten Bruder und der Tochter wahrte, hatte sie nachdrücklich seine Nähe eingefordert. Er konnte sich noch überwinden, sie zu umarmen und zu streicheln, weil er glaubte, sie suchte Trost. Aber als sie ihre Rechte als Ehefrau geltend machte und sich eines Tages einfach zu ihm ins Bett legte, hatte er sie rüde abgewiesen und ihr mehr als nur ein Mal zu verstehen gegeben, dass sie nur nach außen hin Mann und Frau wären, nie aber in den eigenen vier Wänden.
    Sie hatte sich nicht abfinden können, sondern jahrelang darum gekämpft, das zu ändern. Am Ende war er von diesem steten Kampf ausgelaugt und Greta verbittert.
    »Was ist?«, schrie Elisa, als er nichts sagte. »Hat es dir die Sprache verschlagen?«
    Das verdiene ich nicht, dachte er. Ich habe nichts Schlimmes getan. Ich habe Greta in ihrer größten Not geholfen. Und ich habe Elisa doch nur … geliebt.
    »Wenn du mich anschreist, machst du die Sache nicht besser!«, erklärte er grimmig.
    »Ach ja?« Sie funkelte ihn an. »Und was soll ich deiner Meinung nach tun?«
    Er ahnte, dass es besser wäre, darüber in Ruhe nachzudenken, doch die Spannung zwischen ihnen war zu groß. »Warum hast du nicht vorher darüber nachgedacht, was du mit deinem Verbot anrichtest?«
    »Mein Gott«, zischte sie. »Mein Gott, du hast ja keine Ahnung!«
    »Ahnung wovon?«
    Ihr Blick flackerte, unruhig kaute sie auf ihren Lippen, als wolle sie etwas sagen. »Du hast kein Recht, mir Vorwürfe zu machen«, setzte sie schließlich etwas gemäßigter hinzu. »Du nicht. Du warst nicht hier. Und nun machst du dir nicht einmal die Mühe, mich zu verstehen.«
    »So, so«, entgegnete er und erschrak über die Bitterkeit, die in seiner Stimme lag. »Ich dachte, genau das dürfte ich nicht! Über dich nachdenken, mit dir sprechen, ja, dir überhaupt nahekommen! Du hast mich aus deinem Leben vertrieben – und jetzt willst du, dass ich mir über dich den Kopf zerbreche? Du hast verlangt, dass ich mich von dir fernhalte – und jetzt wirfst du mir vor, dass ich nicht weiß, was in dir vorgeht? Elisa, was immer du wolltest, habe ich getan, und ich …«
    »Getan, was ich wollte?«, schrie sie. »Ich wollte, dass du gehst, nicht, dass du Greta heiratest!«
    Eine bitterböse Entgegnung lag ihm bereits auf den Lippen, aber er konnte sich gerade noch beherrschen, sie auszusprechen.
    Nein, nein, nein!, dachte er verzweifelt. So sollte es nicht zwischen ihnen sein! So durfte es nicht sein!
    Sie starrten sich an, kamen zur Besinnung, schienen beide entsetzt über so viel Gift, das sie ausspien.
    Cornelius seufzte. In den letzten Jahren hatte er das Gefühl gehabt, halbwegs gut leben zu können, nicht wirklich glücklich und erfüllt, aber doch in Frieden. Nun fragte er sich, wie er auch nur einen Tag mit dem Wissen überstehen hatte können, dass Elisa ihn derart hasste.
    Und das musste sie doch – würde sie ihn sonst so anschreien?
    Nun, immerhin schrie sie jetzt nicht mehr, sondern wandte sich ab, ging auf und ab. Ihr Gesichtsausdruck war nicht mehr wütend, eher trotzig und erinnerte ihn an die Elisa von einst, die ihn mit ihrer Willensstärke und Spontaneität mitgerissen und bezaubert hatte.
    »Elisa …«, sagte er leise.
    Wieder schien sie mit etwas zu ringen. Etwas lag ihr auf den Lippen, das fühlte er genau, aber sie sprach es nicht aus, und als sie sich ihm endlich wieder zuwandte, war ihr Gesicht zur ausdruckslosen Maske erstarrt.
    »Wir … wir müssen die beiden zurückholen«, erklärte sie schlicht.
    »Ja«, sagte er leise, »ja, das müssen wir.«

39. KAPITEL
    E milia konnte sich nicht erinnern, jemals so erschöpft gewesen zu sein. Sie kämpfte verbissen darum, es sich nicht anmerken zu lassen, aber oft war sie den Tränen nahe. Den ganzen Tag auf den Beinen zu sein war sie gewohnt, und auch das Reiten fiel ihr nicht

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