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Im Land der Feuerblume: Roman

Im Land der Feuerblume: Roman

Titel: Im Land der Feuerblume: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Federico
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innen noch saftig weich. Hungrig hatte sie ihren Fladen heruntergeschlungen und erst später die Spanierin gemustert, die ihn ihr überreicht hatte. Konrad Weber, so hieß es, hätte die Frau mit der Stärkung geschickt. Er würde sie, so sein Versprechen, auch mit neuer Kleidung versorgen. Die Gewänder der Spanierin waren farbenprächtig, und am auffälligsten war ein mantelartiger Umhang, der keine richtigen Ärmel hatte, nur einen mit langen Fransen gesäumten Schlitz, durch den man den Kopf steckte.
    »Warte!«, hielt Cornelius sie zurück, als sie nach einem Fladen für ihn fragen wollte. »Ich habe keinen Hunger. Ich möchte nur mit dir reden – aber nicht hier.«
    Elisa sah ihn verwundert an. Sie fühlte sich halbwegs wieder zu Kräften gekommen, doch er wirkte blasser, sorgenvoller und erschöpfter als gestern.
    »Komm mit!«, sagte er knapp. Sie stiegen über liegende Leiber. Die meisten waren so in ihre Gedanken und Sorgen versunken, dass sie sie gar nicht bemerkten. Trüb war der Himmel, der sie im Freien erwartete. Sie sahen weder etwas von der verfallenen Kaserne noch vom Meer, obwohl es durchdringend nach Algen und Fisch roch.
    »Konrad Weber will uns auch Decken bringen lassen. Gott sei Dank! Die Steiner-Kinder frieren erbärmlich. Ihre leinenen Hosen und Hemden sind völlig zerrissen, und ihre selbstgemachten Pantinen mit Filzsohlen reichen wohl nicht.«
    Elisa wusste nicht, warum sie so schnell und viel redete. Die Worte sprudelten einfach aus ihr hervor. Jetzt, da ihr der Hals nicht mehr so weh tat, hatte sie das Gefühl, es der ganzen Welt bekunden zu müssen: dass sie noch lebte, dass alle Glieder noch heil waren und ihre Stimme noch kräftig genug, sich Gehör zu verschaffen – und auch ihre Zweifel zu übertönen.
    Immer noch wusste sie nicht, was sie von Konrad Weber halten sollte.
    »Ich meine«, fuhr sie rasch fort, »würde sich dieser Konrad Weber so fürsorglich unsereins annehmen, wenn er kein gutes Herz hätte? Nun gut, er wirkt etwas hart, barsch und laut, und Jule meinte vorhin, dass es wohl keine gute Idee wäre, sich ihm mit Haut und Haaren anzuvertrauen …« Sie zuckte mit den Schultern, hatte Jules skeptischen Tonfall noch im Ohr. »Aber genau betrachtet haben wir keine Wahl. Was sollen wir schon machen in unserer Lage, und du findest doch sicher auch …«
    Sie brach ab, bemerkte erst jetzt verschämt, dass sie so viel redete – er hingegen stumm geblieben war. Doch das war nicht so schlimm. Schlimm war, dass er plötzlich ihre Hand losließ, von ihr fort trat, ihr nicht ins Gesicht blickte. Noch ehe er es aussprach, spürte sie in sich Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit aufkommen.
    »Cornelius …«
    »Ich gehe nicht mit.«
    Elisa schluckte schwer. Gerade noch hatte sie das Gefühl genossen, wieder frei atmen zu können. Nun zog sich ihre Kehle schmerzhaft zusammen.
    »Cornelius …«
    »Will sagen: Wir gehen nicht mit«, berichtigte er sich, als würde das irgendeinen Unterschied machen, als würde die gnadenlose Wucht dieser Ankündigung dadurch abgemildert werden.
    »Aber …«
    Er drehte sich wieder zu ihr um und hob seinen Blick. Müde war er ihr eben noch erschienen, doch sie hatte wohl Traurigkeit mit Erschöpfung verwechselt – jene Traurigkeit, die sie ihm schon angesehen hatte, als sie sich das erste Mal begegnet waren. In einem anderen Leben schien das passiert zu sein – und so viel lag dazwischen: der Sturm, der Brand, aber auch die vielen Stunden an Deck, in denen sie gemeinsam gelacht und geredet hatten. Und in denen sie gefühlt hatte, wie die Verzagtheit, der Kummer von ihm abfielen, wie ein entschlossener, starker Cornelius zum Vorschein kam, auf den sie sich immer hatte verlassen können.
    »Mein Onkel … er schafft es einfach nicht.«
    »Ihr wollt hierbleiben?«, fragte sie entsetzt.
    Er zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass er wieder zu Kräften kommen muss, ehe wir eine Entscheidung über unsere Zukunft treffen. Wir können nicht ins Ungewisse gehen!«
    »Aber Konrad hat uns doch versprochen, dass er auf seiner Hazienda für uns sorgen wird. Er bietet uns Arbeit an. Er …« Die Zweifel über diesen Mann, die eben noch in ihr gewuchert hatten, zählten nicht mehr. Das Einzige, was zählte, war die Frage, wie sie dies alles hier auch nur eine Stunde ertragen könnte – ohne ihn!
    Abermals zuckte er mit den Schultern. »Es ist nicht meine Entscheidung.«
    »Doch du trägst sie mit?« Aus ihrer

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