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Im Land der Feuerblume: Roman

Im Land der Feuerblume: Roman

Titel: Im Land der Feuerblume: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Federico
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meiner annimmt, habe vielmehr damals schon erkannt, dass man hier nur von Pack und Banditen umgeben ist. Anstatt auf einen Auswandereragenten zu setzen, habe ich selbst von einem Spanier eine Hazienda erworben. Sämtliches Geld, das ich besaß, steckt nun darin. Nicht weit vom Fluss Maullin liegt sie, besteht aus mehr Wäldern als Äckern, aber wirft schon etwas Ernte ab. Was jedoch am wichtigsten ist: Ich habe mit dem Bau einer Straße begonnen. Daran mangelt’s hier, und wenn ihr mich fragt, so ist genau das das Problem. Kaum kann man in diesem Land einen Schritt setzen, ohne dass man im Sumpf versinkt. Wie also sollen die deutschen Einwanderer überhaupt zu brachliegendem Land gelangen, wenn es keine Wege gibt? Und wie sollen sie später Handel treiben? Diese Straße wird nicht nur mir helfen, sondern irgendwann auch euch. Also: Verlasst euch nicht auf die Chilenen, nehmt euer Leben selbst in die Hand und kommt mit mir. Auf meiner Hazienda werden genügend helfende Hände gebraucht.«
    » Ihre Hazienda. Nicht unsere.« Fritz blickte ihn grimmig an.
    »Ist das denn meine Schuld?«, gab Konrad Weber zurück. »Diese Verwirrung darüber, wer für die Deutschen zuständig ist … welches Land es überhaupt noch zu vergeben gilt … wie hoch dessen Wert ist … Nun, vielleicht schafft Rosales eines Tages doch, dies alles zu klären. Und bis dahin habt ihr keine große Wahl. Ihr habt doch alles verloren, nicht wahr? Ihr braucht eine Unterkunft, ihr braucht etwas zu essen, ihr braucht Erholung von der Reise. Das alles biete ich euch und verlange doch nur, dass ihr auf meiner Hazienda arbeitet. Keine Angst«, er lachte so lange, bis nur mehr ein Krächzen aus seiner Kehle kam, »ich bin doch kein Sklaventreiber.«
    Als er endlich schwieg, setzte Getuschel ein. Die Menschen wiederholten, was er gesagt hatte: »… keine Wahl, die einzige Möglichkeit, Erholung von der Reise …«
    Fritz machte nach wie vor ein grimmiges Gesicht, schwieg jedoch – genau wie Lambert, der seine Kinder anstierte. Viktor hatte die Augen verschlossen – vielleicht, um Tränen zu verbergen, und Greta wippte immer noch mit starr-glänzenden Augen hin und her.
    »Vater«, Elisa war zu Richard und Annelie getreten, »Vater, was meinst du denn dazu?«
    Er hob den Kopf, und sein Blick erschreckte sie zutiefst. Seine Augen waren so leer wie die von Katherl.
    »Ich weiß nicht«, stammelte er.
    »Diese Hazienda …«, setzte Annelie an, »wir könnten dort erst einmal Unterschlupf finden und wieder zu Kräften kommen.«
    Elisa wandte sich ab. Ihr fiel nichts ein, was sie gegen Konrads Vorschlag einwenden konnte, doch obwohl dieser nun schweigend und mit verschränkten Armen dastand, war ihr, als könnte sie immer noch sein Lachen hören – spöttisch, kalt und verächtlich.
    Sie wollte Cornelius fragen, was der von dem plötzlichen Erscheinen ihres Landsmannes hielt, doch als sie sich umblickte, war sein Platz leer. Nicht nur er, sondern auch sein Onkel war verschwunden.

    »Was machst du denn hier, Onkel?«
    Cornelius hatte Pastor Zacharias in den letzten Wochen fast immer aufgeregt und ängstlich erlebt. Doch nun war er entsetzt, als er ihm in die Augen blickte. Der Onkel wirkte nicht hysterisch wie sonst, sondern hilflos und verloren wie ein kleines Kind. Er hatte es in der Baracke nicht mehr ausgehalten, sondern war nach draußen geflohen, wo er, ungeachtet des Drecks, einfach auf den Boden gesunken war.
    »Ich halte das nicht aus …«, stammelte er, »die vielen Menschen … wie viel sie verloren haben … Das ganze Elend!«
    Er selbst hätte nicht elender aussehen können. Cornelius beugte sich zu ihm herab. So lästig ihm das Gejammer des Onkels manchmal war – seiner aufrichtigen Zuneigung zu ihm hatte es nie etwas anhaben können.
    »Onkel Zacharias …«
    Er konnte sich nicht erinnern, als Kind jemals auf Zacharias’ Schoß gesessen zu sein und im wilden Spiel seine Haare zerrauft zu haben. Die Wohltaten, die der Onkel ihm hatte angedeihen lassen, bestanden aus guten Worten und finanzieller Unterstützung – nie aus Streicheln und Umarmen. Jetzt hatte er das Gefühl, er müsse ihn zu sich ziehen, müsse ihn halten, ihn in den Armen wiegen. Doch als er näher trat, fuhr Zacharias unerwartet wütend hoch.
    »Du … du hast mich dazu gedrängt!«, rief er heiser. »Genau wie der Bischof! Gemeinsam habt ihr mich überredet, in dieses verdammte Land zu gehen, und ich Dummkopf habe nachgegeben. Nie hätte ich das tun sollen,

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