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Im Land der Kaffeeblüten (German Edition)

Im Land der Kaffeeblüten (German Edition)

Titel: Im Land der Kaffeeblüten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Antoni
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beschützend den Arm um die Hüfte.
    »Mein Vater musste vieles verkaufen und kämpfte dennoch gegen den Ruin«, fuhr Margarete schließlich fort. »Alles, was unsere Familie aufgebaut hat, drohte unterzugehen. Das habe ich vorgefunden, nachdem ich aus Bremen zurückgekommen war.«
    Wieder schluckte sie und kämpfte sichtbar gegen die Tränen an. »Vor Kummer hat mein Vater sich dem Trunk ergeben und kann und will sich nicht mehr um die Geschäfte kümmern.« Man konnte ihr die Erleichterung, die Karten offen auf den Tisch gelegt zu haben, förmlich ansehen. »Meine Großmutter, das Fräulein und ich haben es gemeinsam geschafft, das Ende gerade noch aufzuhalten. Noch einVertrag, der in der Schwebe steht … Drei Frauen, die eine Finca retten wollen.«
    Sie stieß ein bitteres Lachen aus und schaute Georg und Elise direkt an. Elise trat noch einen Schritt an sie heran und gab ein mitfühlendes Murmeln von sich.
    »Das tut mir sehr leid«, sagte Georg nach einer langen Pause.
    Elise war sprachlos, aber ihre Gedanken drehten sich im Kreis. Margarete war offensichtlich ebenfalls mittellos, ihr Vater ein Trinker … Wer sollte ihr nun helfen, Henni und Johann Hohermuth zu finden? Durfte sie derart egoistische Gedanken überhaupt hegen, nun, da sie wusste, in welch schwieriger Situation sich Margaretes Familie befand?
    »Das konntet ihr nicht ahnen.« Margarete zuckte die Schultern und lächelte schief. Sie wirkte erwachsener und niedergedrückter als auf dem Schiff – und gleichzeitig leuchtete sie. Wahrscheinlich aus Liebe zu Juan. Für einen kurzen Moment spürte Elise Neid in sich aufsteigen. »Aber danke. Wir werden es schaffen. Weil wir es müssen.«
    Jetzt schwiegen sie alle. Elises Blick wanderte voller Angst von einem zum anderen. Georg wirkte wie versteinert. Margarete lehnte sich an Juans Schulter. Und Juan? Der hatte nur Augen für Margarete. Elise hätte schwören können, dass er für sie durchs Feuer, vielleicht sogar in den Tod gehen würde. Endlich durchbrach Margaretes Stimme die düstere Stille.
    »Robert.« Sie wechselte einen schnellen Blick mit Juan und hob abwehrend die Hände, als Juan etwas sagen wollte. »Robert Linden, ein Kaufmann aus Bremen. Er hat Geld und er ist sicher bereit, euch zu helfen.«
    »Nein! Wie kannst du nur daran denken?« Nach diesemAufschrei drehte sich Juan um und verließ das Zimmer. Die Tür schlug er laut hinter sich zu.
    Bestürzung breitete sich aus. Elise fasste sich als Erste.
    »Wer ist Robert Linden? Wo finden wir ihn?« Sie wollte Hilfe um jeden Preis und war bereit, jeden darum zu bitten. Jeder Tag, der ungenutzt verstrich, barg die Gefahr, dass sie ihre Eltern nie wiedersehen würde. »Und was ist mit Juan?«
    Margarete schaute zu Boden und verschränkte die Finger ineinander. Sie schwieg. Endlich holte sie tief Luft und schaute Elise und Georg abwechselnd an.
    »Robert Linden hat mir einen Heiratsantrag gemacht und ich überlege, ihn anzunehmen«, antwortete sie mit gelassener Stimme. »Juan hält nichts davon.«
    Elise verstand gar nichts mehr. Vor einer Minute hätte sie schwören können, dass Margarete nur diesen Indio-Jungen liebte, und nun dachte sie darüber nach, einen Kaufmann zu heiraten.
    »Ist es wegen der Finca?«, fragte sie schließlich. »Solltest du nicht einen Karl Irgendwen heiraten?«
    »Ja. Karl Federmann.« Margarete lächelte ein wenig schief. »Das konnte ich verhindern. Nein, nicht wegen der Finca. Das schaffen Fräulein Dieseldorf, meine Großmutter und ich ohne eine Mitgift. Für unser …« Sie schaute Elise und Georg an und ließ den Satz unvollendet.
    »Wo finden wir Robert?« Elise beschloss, alle Fragen, die sich ihr stellten, erst dann anzusprechen, wenn sie mit Margarete allein war. »Bitte. Es geht um das Leben meiner Eltern.«
    »Entschuldige.« Margarete war auf einmal blass geworden und schien kraftlos. »Ich habe einen Augenblick nur an meine Sorgen gedacht. Leider ist Robert nach Xela abgereist.«
    »Xela?« Von der Stadt hatte Elise noch nie gehört. Sollte dieser ominöse Robert etwa nach Mexiko unterwegs sein?
    »Du kennst die Stadt als Quetzaltenango«, sagte Georg. Er wirkte etwas ruhiger. Robert Linden erwies sich als Hoffnungsschimmer am Horizont. Nur Elise musste gegen die Furcht ankämpfen, dass sie von einer Fata Morgana zur nächsten ritten und sich immer weiter von Cancuen und ihrer Familie entfernten.
    »Wann können wir aufbrechen?« Elise wollte keine Zeit mehr verlieren. »Wie weit ist es?«
    »Einige

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