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Im Land der Kaffeeblüten (German Edition)

Im Land der Kaffeeblüten (German Edition)

Titel: Im Land der Kaffeeblüten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Antoni
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»Falls Sie mir vertrauen.«
    »Natürlich.« Spontan trat Elise auf Juan zu und umarmte ihn. Nach anfänglichem Zögern erwiderte er ihre Umarmung und für einen kurzen Moment standen sie schweigend da und gaben einander Halt. »Wann können wir gehen?«
    »Gleich. Er erwartet uns.« Juan löste sich aus ihren Armen und schob Elise ein wenig zurück. Er lächelte, wohlauch um seine Worte abzumildern. »Aber Sie müssen dieses Mal wirklich schweigen. Auch Georg gegenüber.«
    Elise spürte, wie sich ihre Wangen röteten. Aber die harschen Worte hatte sie verdient. Schließlich hatte sie ein Versprechen gegeben und es nicht gehalten.
    D er Brujo musterte Elise lange Zeit schweigend. Sie fühlte sich, als ob Insekten ihren Rücken heraufkrochen. Nur unter Aufbietung allen Mutes gelang es ihr, den Blick des Indios zu erwidern und nicht schreiend davonzulaufen. Unauffällig betrachtete sie die kleine, spärlich eingerichtete Hütte. Nichts wies darauf hin, dass sie es mit einem Schamanen zu tun hatte. Im hinteren Teil der Hütte sah sie im Halbdunkel eine zweite Gestalt sitzen. Ihr Herz pochte bis zum Hals.
    Und wenn alles nur ein Schwindel war? Warum hatte sie Georg nicht wenigstens gesagt, wohin sie gehen würde? Konnte sie Juan wirklich vertrauen? Vielleicht steckten ja alle Indios mit den Entführern ihrer Eltern unter einer Decke? Sollte sie etwas sagen, um das Schweigen, das ihr so fürchterliche Angst einjagte, zu durchbrechen? Als Elise meinte, die Stille nicht mehr zu ertragen, zündete der Brujo eine Kerze an und stellte sie in die Mitte des Tisches.
    »Du hast mehr Mut, als du denkst«, sagte er und lächelte sie an. Mit diesem freundlichen, offenen Lächeln, das er ihr schon am Feuer und im Tempel entgegengebracht hatte. Und wie hatte sie es ihm gedankt? Scham stieg in ihr hoch. »Vertraue auf deine Stärke und nicht auf andere.«
    Elise wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie hatte mit Vorwürfen gerechnet, aber nicht mit einem Orakelspruch, den sie nicht zu deuten wusste. Bevor der Schamane noch mehrseltsame Weisheiten äußern konnte, stieß sie hervor: »Wo sind meine Eltern? Kann ich sie sehen?«
    »Du bist sehr ungeduldig.« Das Lächeln war einer besorgten Miene gewichen. »Deinen Eltern geht es gut, aber …«
    »Aber?« Elise hätte nie gedacht, dass in einem Wort so viel Besorgnis mitschwingen könnte. Würde sie ihre Eltern etwa doch nicht wiedersehen? Die Ungewissheit drohte sie an den Rand eines Nervenzusammenbruchs zu bringen. Elise blinzelte die Tränen weg. »Bitte. Bitte, ich möchte doch nur zu meinen Eltern.«
    »Ich weiß, mein Kind.«
    Mehr und mehr beschlich Elise eine Ahnung, dass die ganze Geschichte weder für ihre Eltern noch für sie gut ausgehen würde.
    »Unsere Verbündeten folgen den Banditen. Es sind sehr viele. Zu viele für uns.«
    »Aber wir müssen doch etwas tun«, flehte Elise. »Ich … ich werde Geld bekommen und Ihnen geben, was ich besitze. Bitte, helfen Sie mir.«
    »Wir werden deine Eltern finden.« Ruhig und gelassen sprach der Brujo die Worte aus. Elises Herz schlug schneller, als sie endlich wieder Hoffnung schöpfen konnte. »Aber es wird Zeit brauchen.«
    »Wie lange?« Sie fühlte sich, als ob man ihr einen Eimer Eiswasser ins Gesicht geschüttet hätte. Erst hoffen, dann wieder bangen, hoffen, bangen … »Bitte, ich möchte nur meine Eltern wiederhaben.«
    In diesem Augenblick trat der zweite Mann an den Tisch. Ein alter Mann, gekleidet in der traditionellen Tracht der Maya. Er sah Elise mit zornigen Augen an und sprach schnell auf den Brujo ein. Zorn vertiefte die Falten, die seinGesicht aussehen ließen wie eine zerklüftete Landschaft. Mit großen Gesten und lauter Stimme sprach er auf den Schamanen ein. Immer wieder deutete er auf Elise und schüttelte den Kopf. Er wirkte bedrohlich und Elise bekam es mit der Angst zu tun.
    Der Brujo antwortete ruhig und schüttelte ebenfalls den Kopf. Obwohl er zu dem alten Mann aufsehen musste, wirkte der Schamane größer und bedeutender als sein Gegenspieler. Nach einem erneuten Wortwechsel stürmte der Alte an Elise vorbei aus der Hütte. Der Schamane schaute ihm gelassen nach. Was hatte das zu bedeuten?
    »Es … es ging um mich und meine Eltern?«, vermutete Elise. Wahrscheinlich stand ihr das schlechte Gewissen ins Gesicht geschrieben. »Weil ich mein Wort gebrochen habe.«
    Der Schamane nickte. »Ich habe ihm gesagt, dass du noch ein Kind bist und es nicht besser wissen konntest«, sagte er und sah Elise mit

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