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Im Land der Kaffeeblüten (German Edition)

Im Land der Kaffeeblüten (German Edition)

Titel: Im Land der Kaffeeblüten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Antoni
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Julia drei Tage später mit fliederfarbenem Briefpapier überrascht, das Julias Namen trug. Was war nur geschehen, dass ihre Mutter und sie sich heute so unversöhnlich gegenüberstanden?
    »Danke.« Julia legte das Papier auf ihren Schreibtisch. Als sie sich wieder umdrehte, stand ihre Mutter immer noch in der Tür. In ihrem Blick lag etwas, das Julia nicht deuten konnte. »Einverstanden, Maman. Ihr bekommt die Arbeit zur Information.«
    »Julia.«
    »Ja?«
    »Viel Erfolg.«
    Was hatte ihre Mutter eigentlich sagen wollen? Warum hatte sie nicht den Mut gefunden, mit ihr zu reden?
    Frustriert schloss sie die Guatemala-Datei, legte die Erlaubnis in eine Hülle und sandte Isabell eine Mail: »Erlaubnis bekommen. Habe morgen zwei Freistunden. Können wir uns um 11:00 Uhr treffen?«

46
    »Bist du sicher, dass du alles erfahren willst?« Isabell schaute Julia fragend an. Sie saßen zwischen Unmengen von Kisten im Leseraum des Margarete-Archivs. Nachdem Julia ihr von dem Gespräch mit ihren Eltern erzählt hatte, fragte sich Isabell, was sie wohl entdecken würden. Barg der harmlos aussehende Stapel vergilbter Papiere, der vor ihnen lag, ein brisantes Geheimnis? Bisher hatten sie nur Briefe von Margarete gefunden. Das fehlende Tagebuch war in keiner Kiste gewesen. Eine letzte holte der Archivar gerade noch aus dem Keller. Sie hatten Briefe aus Margaretes erster Zeit in Bremen gefunden. »Für das Projekt haben wir jedenfalls genug Material.«
    »Ich gebe nicht auf halber Strecke auf. Lass uns mal schauen, was Margarete so schreibt.« Julia griff in den Stapel und holte einen Brief heraus. Vorsichtig zog sie das Papier aus dem Umschlag und faltete es auseinander. »Igitt! Eine Spinne!« Sie schleuderte den Brief von sich.
    »Das ist nur eine getrocknete Blume.« Isabell bückte sich und hob die zerbrechlich wirkende Blüte auf. Sie hatte jede Farbe verloren und wirkte wie eine verblasste Erinnerung aus einer lang vergangenen Zeit. »Eine Orchidee. Bestimmt aus Guatemala.« Sie hielt Julia die Blume hin, doch die war bereits mit dem Text beschäftigt. Ihr Finger zog die altertümliche Schrift nach. Endlich legte sie das Papier zur Seite, sie war blass und wirkte erschöpft.
    »Steht etwas Spannendes drin?« Isabell bemühte sich, nicht zu neugierig zu klingen, aber je tiefer Julia und sie in die Geschichten ihrer beiden Familien eintauchten, desto mehr Fragen stellten sich. Und nicht nur das. Fast schien es, als ob beide Familien Geheimnisse verbergen wollten, die ihre Geschichte in einem neuen Licht erscheinen lassen könnte. »Sag schon!«
    »Nein, nein.« Julia wirkte wie jemand, der gerade aus einem Traum gerissen wurde. »Kleine Berichte aus der Bremer Zeit. An ihre Großmutter Minna gerichtet.«
    »Die hier sehen anders aus.« Isabell zog einen Packen heraus, der mit einem blasslilafarbenen Schleifenband zusammengebunden war. »Irgendwie … persönlicher?«
    »Lies du bitte vor.« Julia seufzte. »Mir fällt die Kurrentschrift einfach zu schwer.«
    Vorsichtig entfaltete Isabell den Briefbogen. Einen Augenblick lang bewunderte sie die elegante Schönschrift, mit der Margarete geschrieben hatte.
    Mein geliebter Juan,
    ich bedauere es jeden Tag, nein, jede Stunde, jede Minute, dass ich dem Willen meines Vaters folgte und nach Bremen gefahren bin. Ich vermisse Dich so schmerzlich  …
    Isabell stoppte und schaute Julia an. »Nenne mich altmodisch, aber ich … also, irgendwie fühlt es sich nicht richtig an, diesen Brief weiterzulesen. Er geht uns nichts an.«
    »Du hast recht. Er sollte nur den beiden gehören.« Julia schluckte. Sie benötigte Zeit, um sich zu sammeln. Auch wenn ihre Ururgroßmutter schon lange tot war und Julia sie niemals hatte kennenlernen können, so hatte sie sich einBild von Margarete geschaffen. Aus den Erzählungen ihrer Familie, aus der Firmenchronik und durch die vielen Fotos, die eine harte und starke Frau zeigten. Sie hätte ihre Vorfahrin einfach nicht mit derart leidenschaftlichen Worten in Verbindung gebracht. So … so voller Sehnsucht und Verzweiflung. Ob ihre Eltern davon wussten? »Gib ihn mir bitte.«
    Vorsichtig faltete Julia das Papier zusammen, steckte es wieder in den Umschlag und legte ihn auf den Stapel zurück.
    »Ähm, gehören diese Briefe wirklich hier ins Archiv?« Isabell kratzte sich am Kopf. »Sollten sie nicht lieber bei euch zu Hause aufbewahrt werden?«
    Julia runzelte die Stirn. Eine gute Frage. Vielleicht sollte sie das mit ihren Eltern besprechen.
    »Gibt es

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