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Im Land der Kaffeeblüten (German Edition)

Im Land der Kaffeeblüten (German Edition)

Titel: Im Land der Kaffeeblüten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Antoni
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waren zurückgekehrt. »Wir sind gerettet.«
    Georg sprang hoch, damit Juan ihn entdeckte. Der Indio zügelte das Maultier. Nemo riss den Kopf hoch und die Augenbinde flog auf der Straße. Um den Mula nicht weiter zu verängstigen, ging Elise, Georg und Robert dicht hinter ihr, mit ruhigen Schritten auf den Wagen zu, obwohl jede Faser ihres Körpers ihr zuschrie, so schnell zu rennen wie noch nie zuvor in ihrem Leben.
    »Danke, mein Guter.« Schnell strich sie Nemo über die Nase, dann hievte sie sich mit letzter Kraft auf den Wagen. Mit vor Rührung bebender Stimme wandte sie sich an Juan und Margarete. »Danke! Das werde ich euch nie vergessen.«
    Georg sprang zu ihr auf den Wagen, während Robert sich eines der Pferde griff, die am Wagenende angebundenwaren. Das Tier wieherte und kämpfte gegen den Zügel, doch Robert gelang es, in den Sattel zu klettern und den aufgebrachten Fuchs zu beruhigen.
    »Beeilt euch.« Margarete klang atemlos. Ihre Stute schien losstürmen zu wollen. »Wir müssen hier weg.«
    Margarete ritt voraus und schrie und fluchte, bis die Menge ihnen Platz machte. Immer wieder versuchte jemand, sich an den Wagen zu hängen oder auf den Kutschbock zu klettern, doch Juan und Georg wehrten alle Versuche ab. Nur einem Jungen, den jemand zu Boden gestoßen hatte, reichte Georg die Hand und zog ihn neben sich auf den Wagenboden.
    Der Kleine starrte Georg und Elise aus riesigen Augen an und zitterte am ganzen Leib. Er drehte den Kopf von rechts nach links, als ob er jemanden suchte.
    »Mamacita!«, brüllte er und deutete auf eine Indio-Frau, die ein Baby in einem Tuch vor sich trug.
    Juan zügelte Nemo. Er kämpfte mit aller Kraft gegen den Mula, der nicht stehen bleiben wollte.
    Georg nahm den strampelnden Jungen und reichte ihn der Frau, die sich zum Wagen durchschlug. Elise und er wechselten einen Blick.
    »Bitte«, flüsterte sie, doch Georg schüttelte den Kopf. Voller Bedauern, aber auch voller Gewissheit.
    »Miguel! Miguel!« Tränen rannen der Frau übers Gesicht und sie nahm ihren Kleinen in Empfang. »Gracias. Gracias.«
    Endlich lichtete sich die Menschenmenge und Margarete hielt ihre Stute zurück, bis sie neben dem Wagen war.
    »Geht es dir besser?«, wandte Juan seinen Kopf zu Elise um. »Erträgst du es, wenn das Maultier galoppiert?
    »Ich schaffe das. Nimm keine Rücksicht auf mich«, stieß Elise zwischen den Zähnen hervor. Sie klammerte sich an Georg und schloss die Augen, um den entsetzlichen Anblick nicht mehr ertragen zu müssen. »Nur raus aus Xela.«
    Elises schlechtes Gewissen regte sich. Nur zu gut wusste sie, dass sie jetzt nur noch ihr eigenes Leben retten konnten. Wenn ihnen das überhaupt gelang.
    In dem Augenblick stieß Margarete einen Schrei aus. Elise schreckte auf, hielt sich an den Wänden des Wagens fest und versuchte zu erkennen, was sie in Angst und Schrecken versetzt hatte.
    »Was … was ist das?« Margarete deutete mit zitternden Fingern nach links. Ihr Gesicht war schreckensbleich, ihre Stimme drohte zu brechen. Ihre Augen wirkten riesig in ihrer Furcht. »Was?«
    Auch Georgs Blick folgte ihrer Hand und sein Gesicht spiegelte Margaretes Entsetzen.
    Elise schluckte. Direkt über dem Kegel des Vulkans, erhob sich eine gigantische weiße Wolke. Sie schien die schwarzen Wolken, die vorher darüber gewabert hatten, gefressen zu haben.
    »Eine Eruptionswolke«, sagte Georg mit tonloser Stimme. Sein Gesicht war unter der Ascheschicht kaum noch zu erkennen. Seine Haare waren grau, genau wie seine Kleidung. Der Vulkan ließ sie alle gleich aussehen. »Das Vorzeichen des drohenden Ausbruchs.«
    »Es sieht aus wie …« Elise zitterte vor Angst und konnte nur noch beten. Beten für die Rettung von Georg und Margarete und Robert und Juan. »… wie ein todbringender Blumenkohl.«
    In dem Augenblick verdunkelte sich der Himmel undein Sirren ertönte, als ob jemand Dutzende von Pfeilen auf sie abschösse.
    »Vorsicht, Steine! Duckt euch!«, schrien Georg und Robert durcheinander. Georg warf sich schützend über Elise und bedeckte seinen Kopf mit den Armen.
    »Gib, was du kannst.« Juan beugte sich vor und knallte die Zügel auf Nemos Rücken. Der Mula wechselte in einen rasenden Galopp und der Wagen wurde hin und her geworfen wie ein Schiff in einem Orkan.
    Im selben Augenblick prasselten erbsengroße Steine auf sie nieder. Die Wucht, mit der der Santa María sie ausspuckte, ließ sie wie Hageldonner klingen. Elise wurde am Bein getroffen und stieß einen

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