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Im Land der Kaffeeblüten (German Edition)

Im Land der Kaffeeblüten (German Edition)

Titel: Im Land der Kaffeeblüten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Antoni
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Schmerzensschrei aus. Vorsichtig tastete sie mit der Hand nach der Stelle und spürte Blut. Sie rollte sich noch mehr zusammen und kroch unter den Kutschbock, um ihren Körper zu schützen. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie sich Juan an den Hals griff.
    »Juan?«, schrie sie gegen das Grollen an. »Bist du verletzt?«
    »Nichts Schlimmes«, antwortete er. »Haltet euch fest.«
    In wilder Fahrt führte Juan sie aus Xela hinaus ins Umland. Auch hier war der Vulkanausbruch noch zu spüren und die Asche regnete herab. Aber es erschien ihnen sicherer als in der Stadt mit ihren einstürzenden Häusern und brennenden Hütten.
    Endlich waren sie weit genug von Xela entfernt, um eine Pause einzulegen. Margarete zügelte ihre Stute.
    »Lasst uns kurz anhalten und die Tiere tränken.« Sie strich sich mit dem Handrücken über die Stirn und zog eine helle Spur ins Grau der Asche. »Aber lasst uns nicht viel Zeit verlieren. Ich weiß nicht, ob der Vulkan Ruhe geben wird. Kannst du reiten? Dann wären wir schneller.«
    Elise erhob sich. Sie war immer noch wackelig auf den Beinen.
    »Ja. Es wird schon gehen.« Vorsichtig kletterte sie vom Wagen und ging zu ihrem Mula. »Guter Nemo. Ich bin so froh, dass du lebst.«
    Die Anstrengung der Flucht hatte das Fell des Tieres dunkel gefärbt. Schaumflocken waren von seinem Maul geflogen und hatten sich auf Rücken und Beinen verteilt. Das Maultier stieß seine Schnauze an ihre Schulter und schnaubte, als ob es jedes Wort verstanden hätte. Elise lehnte ihren Kopf an seine lange Stirn und sandte einen Dank an wen auch immer, dass sie diesem Chaos heil entkommen waren.
    Plötzlich ertönte ein dumpfer Schlag.
    »Juan!«, schrie Margarete. »Juan. Was ist mit dir?«
    Juan war vom Kutschbock gefallen und lag im von Asche bedeckten Gras.
    »Mir ist schwindelig.« Er versuchte aufzustehen. Schweißtropfen standen ihm auf der Stirn. Robert und Georg eilten herbei und halfen Juan hoch. »Es geht schon.«
    Er hatte den Satz noch nicht beendet, als er sich erbrechen musste. Sein Körper wand sich in Krämpfen.
    »Oh nein, ich habe ihn angesteckt.« Erschrocken schob Elise die Hand vor den Mund. »Es … es tut mir so leid.«
    »Nein. Das ist es nicht.« Robert kniete neben Juan, der sich ins Gras hatte sinken lassen. Aufmerksam schaute er ihm ins Gesicht. Vorsichtig tastete er über Juans Kopf. »Hast du einen Stein abbekommen?«
    Robert schaute auf seine Finger, an deren Spitzen Blut klebte. Sein Gesicht wirkte so ernst, dass Elises Herz schneller schlug.
    »Ja.« Juan nickte und stöhnte auf, als ob die Bewegung ihn schmerzte.
    »Was ist mit ihm?«, schluchzte Margarete, das blanke Entsetzen in den Augen. Sie strich Juan das Haar aus der Stirn und zuckte zusammen, als ihre Hand Blut berührte. »Juan, sag etwas. Bitte.«
    Robert stand auf. Er kam auf Georg und Elise zu. »Ich fürchte Schlimmes. Seine Pupillen … Wir … wir sollten für eine Weile rasten.«
    »Juan!« Margarete schrie den Namen so voller Verzweiflung, dass Elise die Tränen in die Augen traten. »Juan!« Sanft zog sie den Geliebten in ihre Arme und bettete seinen Kopf in ihren Schoß. Sie beugte sich herunter und flüsterte ihm etwas ins Ohr.
    Nach einer Weile blickte sie mit vor Kummer geweiteten Augen die anderen ratlos an.
    Georg und Robert blieben nebeneinander stehen und zuckten hilflos die Schultern, während Elise zu Margarete ging. Juan hatte die Augen geschlossen und atmete stoßweise. Sein Gesicht, das Margaretes streichelnde Hände von der Asche gesäubert hatten, war leichenblass. Endlich öffnete er die Augen und versuchte ein Lächeln. Seine Pupillen waren groß und dunkel. Mit der größten Anstrengung hob er den Arm und legte seinen Handrücken an Margaretes Wange.
    »Nactinra«, flüsterte er. »Sa lin ch’ool.«
    Margarete schluckte. Tränen strömten über ihre Wangen, liefen über Juans Finger. Sie öffnete den Mund, doch sie konnte nichts sagen. Es schmerzte Elise, sie so leiden zu sehen.
    » Nactinra. Ich liebe dich auch«, gelang es Margarete schließlich zu antworten. Ihre Stimme war kaum hörbar, alsob ihre Worte nur Juan galten. »Bitte, bitte, verlass mich nicht. Bitte, du musst bei mir bleiben. Wie soll ich ohne dich leben?«
    Juans Arm fiel herab und er schloss die Augen. Elise fürchtete, dass er erneut das Bewusstsein verloren hatte. Sollte sie Margarete tröstend in die Arme nehmen oder wäre es besser, sie in ihrem Kummer allein zu lassen?
    Da öffnete Juan noch einmal die Augen. Sein Blick

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