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Im Land der Kaffeeblüten (German Edition)

Im Land der Kaffeeblüten (German Edition)

Titel: Im Land der Kaffeeblüten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Antoni
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getäuscht?
    »Elise, mein Kind.« Behutsam legte ihr JohannHohermuth seine Hand auf die Schulter. »Ich bin bestimmt nicht der beste Vater, das weiß ich. Aber … ich wäre zu einem Sohn nicht anders als zu dir.«
    Vor Rührung traten Elise Tränen in die Augen. »Schon gut. Ich finde dich gar nicht so schlecht.« Sie räusperte sich. Auch bei ihrem Vater bemerkte sie ein verdächtiges Glitzern in den Augenwinkeln.
    »Siehst du die Wellen? Und hörst du den Wind?« Johann Hohermuth schien das Thema wechseln zu wollen. »Die Indios nennen das Xocomil. «
    »Xocomil?« Elise hatte sich zwar an einige seltsame Namen in diesem Land gewöhnt. »Das klingt ja wie Schokomilch.« Sie lachte laut auf.
    Ihr Vater erwiderte ihr Lachen. »Ja, da hast du recht. Dahinter steht aber eher eine bittersüße Geschichte.« Johann Hohermuths Gesicht wurde ernst. »Die Legenden sagen, dass hier die Seelen des Cakquichel-Prinzen Utzil und seiner Geliebten, der Quiche-Prinzessin Zacar, ein Klagelied anstimmen, weil sie nicht zueinander finden konnten.«
    »Erzähl Elise nicht so traurige Märchen.« Henni Hohermuth gesellte sich zu ihrem Mann und ihrer Tochter. »Es ist keine trauernde Prinzenseele, sondern – wenn überhaupt – ein Rendezvous der Winde. Die kalten Winde aus der Hochebene treffen auf die heißen des Südens und verbinden sich zum Xocomil.«
    »Papas Geschichte gefällt mir besser«, sagte Elise schmunzelnd. »Sie ist romantischer.« Und ihre Gedanken schweiften in die Ferne.
    »Wir müssen uns sputen, weil wir noch einen Abstecher zur Finca von Don Manuel Alvarado machen wollen«, mahnte Henni Hohermuth zum Aufbruch. »Er hat allesgesammelt, was bei Pflanzungsarbeiten auf Pompeya gefunden wurde.«
    Das Wort riss Elise schlagartig aus ihren Gedanken. »Pompeya?«, fragte sie und bemühte sich nicht, das Erstaunen in ihrer Stimme zu verbergen. »Warum nennt jemand seine Plantage nach einer Stadt, die von einem Vulkan verschlungen wurde?«
    »Vielleicht schwarzer Humor?« Henni Hohermuth zuckte die Schultern. »Ich habe mich das noch nie gefragt.«
    »Vielleicht wollte er damit die Vulkangötter gnädig stimmen«, mischte sich Georg unvermittelt ein. Wie immer, wenn es um die Maya oder um Mythologie ging, beteiligte er sich an den Gesprächen. »Bei den vielen Vulkanen, die es in Guatemala gibt.«
    »Trödelt nicht, ich will heute noch einen Papierabdruck erstellen.« Henni Hohermuth scheuchte sie zu den Reittieren. Die Träger warteten bereits mit stoischer Ruhe auf sie. Sie nickten Elise verstohlen zu, als ihre Eltern mit den Pferden beschäftigt waren.
    D u willst wirklich nicht nach Tikal?«, fragte Johann Hohermuth seine Frau, nachdem sie endlich die Finca Pompeya erreicht hatten. Er schob sich den Hut in den Nacken und wischte sich mit einem karierten Taschentuch über die Stirn. Sein heller Anzug wies Grasflecken auf und die Fliege, ohne die Elise sich ihren Vater kaum hatte vorstellen können, hatte er schon lange abgelegt. Aber er bestand weiterhin darauf, ein Hemd mit steifem Kragen zu tragen und nicht so ein weites Baumwollhemd, wie Georg es trug. »Wir können uns dort einen Namen machen.«
    »Du vielleicht. Ich bin nur eine Frau.« HenniHohermuth rieb sich mit zwei Fingern über die Stirn und setzte den Hut wieder auf. Sie stand neben einem Maya-Relief und rieb vorsichtig Dreck und Erde herunter. »Die Herren Professoren würden mir nur Schreibarbeiten geben. Lass uns weitersuchen.«
    »Schatz.« Etwas in der Stimme ihres Vaters ließ Elise aufhorchen. »Du willst doch nicht wirklich …«
    »Ach, Johann.« Henni Hohermuth schob den Hut in den Nacken. Ihre Stimme klang flehend, als ob sie nicht nur die anderen, sondern auch sich selbst überzeugen musste. »Jeder von uns jagt seinen weißen Wal, oder? Ich bin mir sicher, dass es im Hochland von Alta Verapaz einen bedeutenden Tempel gibt.«
    »Ach, Henni.« Johann Hohermuth war deutlich anzumerken, dass er dieses Gespräch nicht zum ersten Mal mit seiner Frau führte. »Ich wünsche mir doch auch, eine bedeutende Entdeckung zu machen, aber es gibt nichts, was auf einen unentdeckten Tempel an der Grenze zu Peten hinweist.«
    »Doch!« Elise glaubte, nicht richtig zu hören. Ihre Mutter hörte sich an wie ein verzogenes Kind. »Es gibt Hinweise. Und du kennst sie.«
    »Könntet ihr mir bitte mal verraten, was ihr meint?« Elise sah von ihrer Mutter zu ihrem Vater und fragte sich, was so wichtig sein konnte, dass die beiden sich stritten. »Was hat es mit

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