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Im Land der Kaffeeblüten (German Edition)

Im Land der Kaffeeblüten (German Edition)

Titel: Im Land der Kaffeeblüten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Antoni
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fragen konnte, begann es, in Strömen zu regnen, und sie suchten Schutz unter den Bäumen. Allerdings konnte selbst das dichte Blätterdach nur wenig gegen die Sturzgewalten ausrichten. Nach einer Weile, die Elise wie eine Ewigkeit vorkam, ging die Sintflut in einen feinen Nieselregen über, den chipi-chipi.
    Elise und Georg schwangen sich wieder auf ihre Reittiere und folgten Henni und Johann Hohermuth weiterRichtung Cobán. An vielen Stellen hatte der Wolkenbruch die unbefestigten Straßen in ein sumpfartiges Gebiet verwandelt. Pferd und Maultier blieben immer wieder im Matsch stecken, sodass Elise und Georg abstiegen und neben ihnen herliefen. Es hatten sich so tiefe Pfützen um sie herum gebildet, dass ihnen das Wasser in die Stiefel tropfte. Elise war inzwischen so erschöpft, dass sie mit gesenktem Kopf stur geradeaus marschierte und kaum noch aufsah.
    »Cobán heißt ›Ort im Nebel‹ oder ›Ort im Regen‹ und ist Kekchí «, sprach Georg sie an und lächelte. Wollte er sie damit etwa aufmuntern? Der Regen hatte sein Haar an seinen Kopf geklebt und er sah aus wie ein nasser Kater.
    »Ich dachte, Guatemala sei das ›Land des ewigen Frühlings‹?« Elise strich sich bestimmt zum zehnten Mal an diesem Tag das Wasser aus dem Nacken. Selbst die Krempe ihres Huts konnte den feinen Regen nicht davon abhalten, sich seinen Weg ihren Nacken hinunter zu bahnen. »Ich würde es eher ›Land des Dauerregens‹ nennen.«
    »Im Frühling regnet es doch auch in Deutschland viel«, antwortete ihre Mutter, zu der sie in der Zwischenzeit wieder aufgeschlossen hatten. »In Guatemala sind Sommer und Winter vertauscht.«
    »Aha, es schneit also im Sommer und Weihnachten ist im Juli?«, meinte Elise forsch.
    »Nein, ganz so schlimm ist es nicht.« Täuschte sich Elise oder entwickelte ihre Mutter etwa Anzeichen von Humor? Je näher sie dem Hochland kamen, desto glücklicher wirkte Henni. »Der Sommer, der verano, herrscht von November bis Mai, und der invierno , der Winter, von Mai bis Oktober.«
    »Gibt es im Winter weniger Regen?« Elise schüttelte sich. Sie fühlte sich, als ob ihr bald Schwimmhäute zwischenFingern und Zehen wachsen würden. Sie wünschte sich, dass ihre Eltern die Reise besser geplant hätten. Chipi-Chipi war ein viel zu freundlich klingender Name für diese Dauerdusche. »Warum sind wir nicht im Sommer hierhergekommen? Wäre das nicht vernünftiger gewesen?«
    »Nicht unsere Entscheidung«, mischte sich nun Johann Hohermuth ein, der ebenfalls ziemlich erschöpft wirkte. Er wischte sich Wasser von der Stirn und schüttelte sich wie ein Hund, der aus einem Teich gestiegen war. »Wir mussten lange reden und betteln, bis wir das Reisegeld zusammenhatten.«
    Elise hatte nicht darüber nachgedacht, dass jemand diese Expedition finanzieren musste. Ihre Familie war nicht reich und ihr Vater hatte seine Stelle an der Universität nach einem heftigen Streit mit seinen Kollegen gekündigt.
    Z wei Tage später, Tage, in denen Elise es aufgegeben hatte, sich abzutrocknen, und sich dem Nieselregen ergeben hatte, erreichten sie endlich Cobán.
    Henni Hohermuth konnte die Papierabdrucke, die sie mühsam mit Ölhäuten vor der Nässe geschützt hatte, zu treuen Händen geben und auf den Weg nach Deutschland bringen. Johann Hohermuth nutzte die Gelegenheit, im Deutschen Club endlich mal wieder ein vernünftiges Bier zu trinken, wie er es nannte. Elises Sehnsucht nach einem weichen Bett und sauberen Laken wurde in der Pension, in der sie sich eingemietet hatten, erfüllt. Endlich konnte sie ihre Kleider trocknen und ein heißes Bad nehmen. Wer wusste schon, wann sie das nächste Mal so einen Luxus genießen konnte. Und heute Abend würde sie wieder Muße finden, sich ihrem Tagebuch zu widmen.
    Und Georg, der freute sich auf eine ordentliche Portion Sauerbraten.
    Die Pensionswirtin hatte ihre Gäste freudestrahlend begrüßt und ihnen ein typisch deutsches Essen versprochen. »Keinen Mais und keine schwarzen Bohnen.« Die Frau hatte den Kopf geschüttelt. »Das ist doch Viehfutter.«
    Elise nahm sich gerade einen Kloß, als ihr die Ankündigung ihrer Mutter den Appetit verdarb.
    »Wir brechen morgen schon auf, sonst laufen uns die Träger davon.«
    »Ach, bleiben Sie doch noch einen oder zwei Tage«, widersprach die Wirtin. »Die Kleine sieht aus, als ob sie Ruhe bräuchte, und Indios finden Sie immer wieder. Den Burschen kann man nicht trauen. Keinem. Es soll sogar Banditen in den Wäldern geben.«
    Doch Henni Hohermuth

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