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Im Land der Orangenbluten

Im Land der Orangenbluten

Titel: Im Land der Orangenbluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: belago
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Streifen Stoff abgab, hielt sich der Unmut in Grenzen.
    Als sich die Frauenschar jetzt langsam auflöste, um ihre Errungenschaften in das Dorf zu bringen, schlenderte Dany auf Kiri zu. Kiri spürte, wie ihre Wangen zu glühen begannen.
    »Na, Kleine!«, sagte er neckisch, während er sich neben sie setzte und ein Stück Cassavabrot abbrach, das er soeben erhandelt hatte. Er bot es ihr an. Kiri nahm es und versuchte ein Lächeln.
    »Und? Hat das Huhn geholfen?«, fragte er zwinkernd.
    Kiri wusste erst nicht, was er meinte. Dann fiel ihr siedend heiß die Nacht ein, in der sie das Ritual für die Misi abgehalten hatte. In ihren Erinnerungen drehte sich das Ereignis meist eher um etwas anderes. Sie hatte sofort ein schlechtes Gewissen, denn noch hatte die Opferung des Huhns nichts geholfen, vielleicht glaubte sie auch einfach nicht genug daran. Oder war sie gar zu sehr abgelenkt gewesen?
    Kiri zuckte als Antwort lediglich mit den Achseln und biss schnell in das Brot, aus Angst, ihre Stimme würde kratzig klingen vor Nervosität. Als Dany sich nun näher zu ihr beugte, verschluckte sie sich fast.
    »Bist du heute Nacht wieder beim dansi ?«, flüsterte er heiser.
    Kiri wusste gar nichts von einem Fest, das war aber nicht ungewöhnlich, normalerweise sprachen die Sklaven untereinander nicht über ein solches Ereignis, in der Regel wussten nur die Beteiligten davon. Zu groß war die Gefahr, dass die Weißen etwas mitbekamen. Trotzdem nickte Kiri jetzt. Sie würde schon herausfinden, wie und wo ...
    »Gut, dann sehen wir uns ja!« Ein breites Grinsen überzog Danys Gesicht, er stand auf, zwinkerte Kiri zu und lief den anderen Männern hinterher ins Dorf.
    Kiris Herz pochte bis zum Hals.
    Es war nicht schwer, tief in der Nacht den wenigen Sklaven zu folgen, die sich aus dem Dorf schlichen. Kiri hatte hellwach jedes Geräusch verfolgt und sich ebenfalls in den Wald begeben.
    Niemand stieß sich daran, als sie sich mit an das Feuer schlich, und Dany wählte gleich den Platz neben ihr. Jenk wusste vielleicht von Dany, dass er Kiri erwartete. Kiri grübelte kurz ängstlich, ob sie sich zu offensichtlich verhielt, wenn sie jetzt ohne triftigen Grund hier am Feuer Platz nahm. Die anderen Plantagensklaven waren aber zu sehr mit sich selbst beschäftigt, dass keiner sie eines Blickes würdigte. Wieder schien es um ein Beschwörungsritual zu gehen, wieder waren zwei Paare sowie die Buschneger und Jenk als Schamane dabei. Vermutlich hatten die Buschneger das notwendige Zubehör besorgt, manchmal bedurfte es für ein spezielles Ritual etwas ausgefallenerer Dinge. Affenschwänze oder gar eine große Leguanhaut zum Beispiel waren auf dem Grund der Plantage schwer zu bekommen. Dany grinste sie wieder an, und einige Zeit saßen sie schweigend nebeneinander, das knisternde Feuer erhitzte die Haut ihrer Gesichter, und die Beschwörungsformeln des Medizinmannes lullten sie in eine unwirkliche Stimmung.
    Irgendwann brach Dany das Schweigen und flüsterte Kiri zu: »Sag mal, du bist nicht von der Plantage, oder?«
    Kiri schüttelte den Kopf. »Nein, ich bin mit der neuen Misi hergekommen.«
    Er nickte und schwieg wieder einen Moment. Dann fragte er: »Und? Hast du Sehnsucht nach dem Ort, wo deine Nabelschnur begraben liegt?«
    Kiri war erstaunt, dass Dany dieser alte Glaube etwas zu bedeuten schien. Dieser Glaube, der besagte, dass jeder Mensch an den Ort gebunden war, wo seine Nabelschnur begraben lag. Er war stets einer der Gründe, warum Sklaven überwiegend eben an genau diesem Ort, einer Plantage, ihr Leben lang festhielten und nicht daran glaubten, dass es einen anderen Ort für sie gab. Was sie selbst betraf, gab es bezüglich dieses Glaubens allerdings ein kleines Problem. »Ich weiß gar nicht, wo meine Nabelschnur begraben liegt«, brachte sie leise hervor und senkte den Blick, denn im Grunde stimmte sie das ein wenig traurig. Wieder wurde sie gewahr, dass sie eigentlich keine Heimat hatte und auch keine Familie.
    Dany zog verwundert die Augenbrauen hoch. »Du weißt es nicht? Oh, das ist schade.«
    Kiri war es peinlich, nicht genau zu wissen, woher sie stammte. »Wo liegt denn deine?«, fragte sie neugierig, nicht zuletzt in dem Versuch, von ihrer eigenen Situation abzulenken.
    »Meine? Na, hier!« Er deutete mit dem Blick in den Wald.
    Jetzt lachte Kiri. »Hier? Im Wald? Kommst du gar aus No-Meri-Mi-Kondre ?« Sie kicherte.
    No-Meri-Mi-Kondre war eine beliebte Geschichte unter den Sklaven im Land. Es bedeutete so viel wie

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