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Im Land der Orangenbluten

Im Land der Orangenbluten

Titel: Im Land der Orangenbluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: belago
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Lass-mich-in- Ruhe-Dorf und bezeichnete einen Ort, von dem man nie wieder fortkam, denn wenn man wusste, wo er lag, musste man dort bleiben. Dort wohnten böse Geister, so sagte man, und Buschneger, die Menschen jagten und in dieses Dorf brachten. Tante Grena hatte Kiri als kleines Mädchen oft die Geschichte erzählt, vermutlich um sie am Fortlaufen in den Wald zu hindern.
    Dany schüttelte schmunzelnd den Kopf. »Nein, nicht von dort, obwohl ... als Kind habe ich manchmal versucht, dieses Dorf zu finden«, sagte er nachdenklich. »Nein, von hier meine ich, von Rozenburg«, fügte er schließlich lächelnd hinzu.
    Jetzt war Kiri wirklich überrascht. »Wie? Du kommst von der Plantage, lebst aber im Wald bei ... das verstehe ich nicht.«
    Er nickte. »Ist ’ne längere Geschichte ... beim nächsten Mal.« Er schaute sie verschwörerisch an und erhob sich dann. Kiri bemerkte, dass auch die anderen im Aufbruch waren.
    Ihre Gedanken kreisten jedoch weiter um das Gehörte. Wenn Dany von der Plantage kam, musste er doch Familie dort haben? Und wie war er zu den Buschnegern gekommen? Sie fand das alles sehr merkwürdig und tappte grübelnd im Dunkeln am Rand der Zuckerrohrfelder zurück ins Sklavendorf.

Kapitel 5
    »Ich bleibe hier!«
    Fast hätte Julie sich an ihrem Kaffee verschluckt, als Pieter die Neuigkeit zwei Tage vor der Abreise in die Stadt am Frühstückstisch eröffnete. Martina hatte tagelang aufgeregt ihre Sachen gepackt, und Julie fragte sich im Stillen, von welcher Reisedauer ihre Stieftochter wohl ausging. Julie hatte an zwei oder drei Wochen Aufenthalt in der Stadt gedacht, Martina aber packte, als gäbe es kein Zurück. Sie war sichtlich froh, der Plantage zu entkommen.
    Julie hatte gehofft, dass es Pieter ähnlich ging. Schließlich hielt Karl ihn seit Martinas Schwangerschaft an der kurzen Leine. Pieter durfte zwar die umliegenden Plantagen besuchen und dort als Arzt tätig sein, doch viel zu tun gab es nicht. Auch wenn Karl ihm bei den Sklaven und auf den Feldern einiges zugestand, mehr als ein besserer Aufseher war er dann doch nicht. Daher lungerte Pieter die meiste Zeit auf Rozenburg herum und versuchte, sich in der Plantagenverwaltung einzubringen. Neuerdings hegte er auch Interesse an medizinischen Neuentwicklungen, ihm waren zumindest einige große Pakete aus Europa geliefert worden. Auf Nachfragen antwortete er stets mit gewichtiger Miene. »Forschung« nannte er sein Vorhaben, das ihm besser zu gefallen schien als die Arbeit als praktizierender Arzt.
    »Aber Pieter!« Martina brauste jetzt auf. »Du kannst doch nicht ... wir wollten doch ...«
    Auch Karl schaute seinen zukünftigen Schwiegersohn böse an. »Du wirst die Frauen in die Stadt begleiten, da gibt es nichts zu diskutieren.«
    Julie war ernsthaft in Sorge. Wenn Pieter wirklich nicht mitreisen würde, wenn er während Karls Kontrollritten und wöchentlichen Dienstagsreisen gar allein hier auf der Plantage blieb – wer wusste, was er mit den Sklavenmädchen anstellen würde? Nein, das kam gar nicht in Frage.
    Julie raffte ihren Mut zusammen. »Ich finde auch, du solltest uns begleiten, stell dir mal vor, Martina passiert etwas? Ich würde ja des Lebens nicht froh, wenn wir dann keinen Arzt zur Stelle hätten.«
    Ihre Argumentation zeigte prompt Wirkung. Karl pflichtete ihr sofort bei, und Martina tupfte sich bereits die Tränen von der Wange.
    Pieter jedoch schnaubte verächtlich. Seine schwangere Zukünftige schien ihm eher eine Last zu sein. Der Blick, den er Julie nun zuwarf, hätte töten können.
    Karl war nach dem Frühstück in die Stadt aufgebrochen. Am Donnerstag, wenn er wiederkommen würde, sollte Julie mit Martina und Pieter und den Leibsklaven mit einsetzender Ebbe in die Stadt fahren. Pieter nutzte die Abwesenheit von Karl und ließ seine üble Laune an Julie aus. Mit einem höhnischen Grinsen kam er am Abend auf die vordere Veranda geschlendert und lehnte sich an einen Pfeiler.
    »Na, da werden die Negerkinder aber traurig sein, dass sie einige Zeit auf die Zuwendungen der Misi verzichten müssen.« Julie nahm sich fest vor, sich nicht provozieren zu lassen und konzentrierte sich verbissen auf einige Schriftstücke, die sie für ihre Reise in die Stadt noch ordnen wollte. Immerhin für seine Hochzeitsvorbereitungen. »Weiß Karl eigentlich, was du so treibst, wenn er in der Stadt ist? Ich meine ... könnte ja sein, dass es ihm gar nicht gefällt, dass du dich so um seinen Arbeiternachwuchs scherst.«
    »Kann ihm doch

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