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Im Land der Orangenbluten

Im Land der Orangenbluten

Titel: Im Land der Orangenbluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: belago
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er sich doch offensichtlich gewünscht hatte.
    Martinas Argumente überzeugten ihren Vater dann doch. Vielleicht wäre es wirklich nicht schlecht, wenn sie sich mit ihrer Stiefmutter in der Stadt sehen ließ. Der Rat, sich der Gesellschaft der Kolonie wieder etwas mehr zuzuwenden, weshalb er sich die junge Frau überhaupt ins Land geholt hatte, hallte leise in seinem Kopf nach. Und die Zeiten wurden nicht besser. Die Hochzeit sah er als notwendiges Übel, aber auch als passende Gelegenheit, sich jetzt wieder vermehrt geschäftlichen Kontakten zu widmen. Dieser Buchhalter hatte erneut keine Zweifel offengelassen: Die Plantage lief erneut nicht gut. Es war Zeit, jetzt an die Reserve zu gehen – und die bestand aus Juliettes Mitgift und Erbe.

Kapitel 4
    Kiri war aufgeregt. Nicht wegen der bevorstehenden Reise in die Stadt, nein – die Frauen aus dem Dorf warteten auf die Boote der Buschneger, die diverse Waren aus dem Hinterland liefern sollten. Kiri hoffte, dass Dany dabei war. Sie hatte ihn lange nicht gesehen, in ihren Träumen aber tauchte immer wieder der muskulöse Körper des jungen Mannes auf, dessen Tätowierungen zu tanzen schienen.
    Kiris Hoffnungen wurden nicht enttäuscht. Bei der Ankunft der Boote sprang Dany als Erster behände ans Ufer und schenkte Kiri ein strahlendes Lächeln. Schlagartig verschwanden aus Kiris Kopf alle Worte, die sie zu ihm hatte sagen wollen.
    Zunächst aber hatten die Männer genug mit dem Entladen der Boote zu tun. Die Frauen wuselten um sie herum wie eine Schar aufgeregter Hühner und kommentierten jede Ware, die an Land gebracht wurde, mit aufgeregtem Geschnatter. Die Handelsbeziehungen zu den Buschnegern waren für die Plantagensklaven die einzige Möglichkeit, an Dinge zu kommen, die es auf der Plantage nicht gab. Das Reisen war ihnen untersagt und Passierscheine, die vom Masra ausgestellt werden mussten, so gut wie nicht zu erhalten. Lediglich die Rudersklaven, die die Herrschaften in die Stadt oder zu anderen Plantagen brachten, hatten Kontakt zur Außenwelt. Aber deren Möglichkeiten, Hunderte von Menschen mit den gewünschten Dingen zu beliefern, waren begrenzt, schließlich konnten sich die weißen Herrschaften während ihrer Reisen nicht auf bunte Stoffballen oder Ähnliches hocken. Also bestellten die Sklaven größere Mengen an Gütern über die Buschneger. Von diesen durften einige die Stadt bereisen, andere wiederum hatten ein florierendes Netzwerk auf den Flüssen zu den Plantagen aufgebaut. Zwar sahen es die weißen Kolonisten nicht gerne, wenn die Buschneger Kontakt zu den Plantagensklaven hatten, vom Rang her stand dieses gottlose Urwaldvolk in der Bevölkerung des Landes noch weit unter den einfachen Arbeitern, aber so wurden die Kolonisten wenigstens von dem Übel entbunden, auch noch Güter wie Stoffe und dergleichen für ihre Arbeitssklaven beschaffen zu müssen. Die meisten Plantagenbesitzer begnügten sich also damit, lediglich einmal im Jahr einfachen Tuchstoff an die Leute auszugeben, die sich dann zusätzlich mit dem bunten Tand der Buschneger eindeckten. Bei Letzteren war der Erwerb auch billiger, Tauschgeschäfte bestimmten den Handel.
    Dementsprechend ging es an diesem Morgen am Flussufer hoch her. Es wurde gefeilscht, was das Zeug hielt, die Frauen schimpften drakonisch, lachten aber mindestens genauso viel, und unterm Strich wusch eine Hand die andere.
    Kiri beobachtete, etwas abseits stehend, das Treiben. Sie hatte zwar auch eine Kette gefertigt, aus kleinen rosafarbenen Muscheln, die es weiter oben am Fluss nicht gab, weshalb Schmuckstücke daraus bei den Frauen der Buschneger und den Arbeitssklaven im Hinterland durchaus begehrt waren, aber jetzt dachte sie nicht daran, diese gegen etwas Nützliches einzutauschen. Sie saß gedankenverloren auf einem Baumstamm und ließ die zerbrechliche Kette zwischen ihren Fingern hin und her gleiten. Eigentlich brauchte sie nichts von den Waren. Als Haus- und Leibsklavin der Misi standen ihr einige Vergünstigungen zu, die unter anderem den Erhalt abgelegter Kleidung aus dem Haushalt beinhaltete, die sie sich zu eigenen Stücken umnähen konnte. Die entsprechende Umänderung war dabei ungeschriebenes Gesetz – kein Sklave durfte in der Kleidung der Weißen herumlaufen, außer es handelte sich um eine Hausuniform, die aber wohl kaum ein Weißer je tragen würde.
    Natürlich schürten diese Vergünstigungen manchmal den Neid der anderen Mädchen und Frauen, aber da Kiri bescheiden war und auch gerne einen

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