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Im Land der Orangenbluten

Im Land der Orangenbluten

Titel: Im Land der Orangenbluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: belago
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begleitete sie ihn zum Ufer, wo das Boot wartete.
    »Mijnheer Riard, werden Sie ... ich meine ... in der Stadt?« Julie war unsicher, wie sie ihr Anliegen formulieren sollte.
    Er aber schien verstanden zu haben und lächelte sie munter an, wobei seine blauen Augen vor Freude kleine Funken versprühten. »Natürlich werde ich Sie besuchen, wenn Sie in der Stadt sind, es ist doch schade, dass Sie bisher kaum mehr als die Plantage kennengelernt haben.«
    Julie wurde von einer herrlichen Wärme durchströmt, und in ihrem Bauch schienen tausend Schmetterlinge zu flattern.
    »Ich freue mich darauf. Machen Sie es gut.«
    »Martina, können wir reden?«
    Julie traf ihre Stieftochter allein im Damensalon, wo Martina für ihren zukünftigen Nachwuchs bereits einiges an Leibchen gehäkelt hatte. Noch sah man nichts von der Schwangerschaft, und da die Hochzeit schon in einigen Wochen vollzogen werden sollte, würde Martina nicht in die prekäre Lage geraten, ihren Bauch großartig verstecken zu müssen. Dies war Karls größte Sorge, denn eine Hochzeit aus eindeutigem Grund schien ihm eine hochnotpeinliche Angelegenheit zu sein.
    Martina sah auf und funkelte Julie sofort wieder mit ihrem katzenhaft lauernden Blick an. »Na, welche tolle Idee hatte Vater jetzt wieder für die Hochzeit?«
    Martina und Julie hatten in den letzten Wochen nur kommuniziert, wenn es die Situation verlangte. Und das war meistens dann, wenn Karl etwas bestimmte und Julie die leidliche Aufgabe hatte, es ihrer Stieftochter mitzuteilen. Was meistens im Streit endete, obwohl Julie an Karls Anweisungen im Grunde keine Schuld trug. Hätte Karl Martina direkt angesprochen, wäre seine Tochter wohl weniger aggressiv gewesen, er schien sich aber einen gewissen Spaß daraus zu machen, Julie mit der zänkischen Martina zu konfrontieren.
    »Nein, Martina. Ich möchte dir einen Vorschlag machen.« Julie setzte sich ihr gegenüber. Sofort versteifte sich Martina auf ihrem Sessel. Julie tat, als hätte sie es nicht gesehen. Sie hoffte, Martina jetzt klarmachen zu können, dass sie ihr im Grunde nichts Böses wollte, und fuhr mit ruhiger Stimme fort: »Martina, ich weiß, dass du eigentlich generell gegen alles bist, was ich zu deiner Hochzeit beitrage. Das bringt aber weder uns noch die Hochzeit weiter, und ich will doch auch, dass es ein schönes Fest wird. Du willst unbedingt deine Tante in die Planungen mit einbeziehen. Dein Vater duldet das jedoch nicht, wofür ich übrigens nicht unbedingt Verständnis habe.« Julie holte tief Luft: »Da einige Dinge jetzt ja auch in der Stadt erledigt werden müssen, könnten wir es so machen, dass wir beide für einige Zeit nach Paramaribo reisen, um uns dort offiziell um die Hochzeitsangelegenheiten zu kümmern. Von mir aus kannst du das Ganze dann gerne mit deiner Tante organisieren. Nur offiziell, und vor allem deinem Vater gegenüber, sollten wir so tun, als ließen wir sie außen vor ... verstehst du? Ich möchte keinen Ärger mit Karl, und ich denke, auch du hast keine Lust, dich ständig mit deinem Vater zu streiten.«
    Mutig nahm Julie Martinas Hand in die ihre und drückte sie freundschaftlich. »So hätten wir es doch beide einfacher, oder?«
    Martina schien aufbrausen zu wollen, dann sah man ihrem Gesicht aber an, dass die Verlockung dieses Vorschlages deutlich überwog. »In die Stadt? Zu Tante Valerie? Und du würdest Vater nichts verraten?« In ihrem Blick lag Misstrauen.
    Julie schüttelte nachdrücklich den Kopf und blickte Martina fest in die Augen. »Das bliebe unter uns, Martina«, versprach sie.
    Plötzlich erhellte ein Strahlen Martinas Gesicht, wie es Julie in all den Monaten noch nicht gesehen hatte. »Wirklich? Wann fahren wir?«
    Karl hingegen war weniger leicht davon zu überzeugen, dass die Hochzeitsvorbereitungen eine Reise in die Stadt nötig machten. Obwohl er weniger mit Martinas Plänen zu hadern schien als mit Julies Wunsch, sie in die Stadt zu begleiten.
    »Könnt ihr das nicht von hier aus regeln?«, brummte er missmutig. Julie grollte innerlich. Hatte Karl sie etwa in den ersten Tagen nach ihrer Ankunft in der Stadt herumgereicht und in den folgenden Monaten zu sämtlichen Nachbarn geschleppt, um sie dann nachfolgend auf immer und ewig auf der Plantage gefangen zu halten? Warum stellte er sich so an, wenn es darum ging, dass sie auch mal in die Stadt wollte? Hier auf der Plantage brachte sie ihm schließlich nichts. In der Stadt konnte sie wenigstens das repräsentative Püppchen spielen, das

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