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Im Land der Orangenbluten

Im Land der Orangenbluten

Titel: Im Land der Orangenbluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: belago
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Achseln. »Ja, das ist eine längere Geschichte.«
    Suzanna schüttelte nur den Kopf. »Und ich dachte, weiße Misis müssten nicht arbeiten.«
    Julie spürte die Missbilligung der Frau, bemühte sich aber, möglichst ruhig zu bleiben. »Suzanna, ich denke, es ist erst einmal wichtig, dass Sie gesund werden. Dann sollten wir uns vielleicht mal unterhalten ... wenn Sie mögen.«
    »Bei mir gibt es nichts zu holen, Karl hat mir nichts hinterlassen.«
    Julie war verblüfft. »Sie denken doch nicht etwa, ich wollte ...? Nein! Ich bin doch nicht hier, um ... Suzanna, bitte, lassen Sie uns in ein paar Tagen in Ruhe darüber reden, ja?«
    »Wenn Sie unbedingt möchten ... ich wüsste zwar nicht, was wir zu bereden hätten, aber bitte.« Dann schloss sie erschöpft die Augen.

Kapitel 7
    »Erika! Wie schön, dich zu sehen! Ich hab mir schon Sorgen gemacht.« Julie begrüßte ihre Freundin noch am selben Tag überschwänglich. »Erzähl! Hast du Reinhard gefunden?«
    Über Erikas Gesicht huschte ein kurzes Lächeln. »Ja.«
    »Das ist ja wunderbar!« Julie freute sich ehrlich. »Und? Kommt er zurück in die Stadt?« Julie war ganz aufgeregt und zog Erika am Ärmel in den Salon des Stadthauses. »Foni, bring uns bitte etwas zu trinken. Erika, setz dich doch.« Aber das Lächeln auf Erikas Gesicht war bereits wieder verschwunden. »Erika? Ist alles gut?« Erika senkte den Blick und nestelte an ihrem Kleid.
    »Nein. Reinhard wird nicht in die Stadt zurückkommen. Er kann nicht.«
    Julie sah Erika an, wie tief verzweifelt sie war. Sie verstand zwar nicht, worum es ging, stand aber auf und legte ihrer Freundin tröstend den Arm um die Schulter. »Ach, Erika ...«
    Erika weinte nicht, aber ihr Körper bebte, als würde sie einen innerlichen Kampf ausfechten. »Er ... er muss auf Batavia bleiben. Und ich ... ich muss ... irgendwie allein ...«
    »Aber du bist doch die letzten Jahre auch allein zurechtgekommen.« Julie wusste nicht, was sie sagen sollte, traute sich aber auch nicht zu fragen, was genau passiert war.
    »Ja, aber da habe ich immer gedacht, eines Tages wären wir wieder vereint.«
    Die Gewissheit, nun endgültig auf sich allein gestellt zu sein schien für Erika schlimmer als die Jahre, in denen sie es schon gewesen war. Stockend berichtete sie von den Erlebnissen der letzten Tage.
    Julie hörte schweigend zu, dann saß auch sie ratlos da.
    »Aber du willst doch nicht das Land verlassen, oder?« Sie hatte nicht nur große Angst um Erika und die Kinder, sondern spürte auch ein Unbehagen, dass sie Erika nun ebenfalls verlieren könnte. Sie war schließlich ihre einzige Vertraute hier im Land. Erika aber schüttelte nur schwach den Kopf. »Selbst wenn ich wollte, ich könnte nicht. Ich habe kaum Geld, und so eine Reise mit einem kleinen Kind ... zwei kleinen Kindern«, verbesserte sie sich, »wäre viel zu riskant.«
    »Außerdem, wo sollte ich hin? Nach Deutschland? Was sollte ich dort anfangen? Würde ich in die Gemeine zurückkehren, als Witwe, was ich ja aber eigentlich noch gar nicht bin ... es ist kompliziert.«
    Julie schwieg einen Moment. »Ach, Erika ... ich wünschte, die Reise wäre anders verlaufen«, sagte sie dann, bevor sie hinzufügte: »Aber ich habe während deiner Abwesenheit auch einiges erlebt. Eigentlich muss ich dir sogar danken, denn durch deine Abwesenheit und meine Vertretung in der Krankenstation ...« Julie erzählte von ihrer Bekanntschaft mit Suzanna.
    Erika schaute Julie verblüfft an. »Du meinst, du und die ehemalige Gelie ... von deinem Mann, ihr habt euch getroffen?«
    »Na ja, Geliebte ... ich weiß nicht, ob das die richtige Bezeichnung ist. Suzanna hat ihn nicht ... genau genommen war sie ...« Julie wusste nicht, wie sie die komplizierte Situation beschreiben sollte. Das war wirklich zu verworren, und sie hatte sich in den letzten Tagen öfter gefragt, wie stark wohl solche Beziehungen in der Kolonie ausgeprägt waren. Besser, man dachte nicht darüber nach. Sie wurde in ihren Überlegungen unterbrochen.
    »Hast du inzwischen etwas von Jean gehört?«
    Julie verneinte traurig. »Und leider auch schon einige Zeit nichts mehr von Rozenburg, ich hoffe, da ist alles in Ordnung.« So ganz glaubte sie nicht daran, Pieter war unberechenbar und würde ihre Abwesenheit ganz sicher auf die eine oder andere Art ausnutzen.
    »Was willst du jetzt machen?« Erika sah Julie fragend an. »Ich meine, willst du zurück?« Julie zuckte mit den Achseln. »Ich muss zurück, vor allem wegen Henry. Schon

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