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Im Land der Orangenbluten

Im Land der Orangenbluten

Titel: Im Land der Orangenbluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: belago
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Heimat Julie mehr, als sie ihr Klarheit verschafften.
    Als das Wetter sich nochmals deutlich besserte, tauchten im vorderen Bereich des Decks Julie bisher unbekannte Passagiere auf. Sie hatte angenommen, dieser Bereich wäre den Matrosen vorbehalten. Nach Schiffspersonal sahen diese Menschen aber nicht aus.
    »Was sind das für Leute, Wilma, und warum kommen sie erst jetzt an Deck?« Julie scheute sich inzwischen nicht mehr, Fragen zu stellen.
    »Ach, Glücksritter und Glaubensbrüder ... die Kapitäne versuchen, sie unter Deck zu halten, solange es geht, damit es keine Unruhen gibt. Zudem ist der Anblick für die anderen Passagiere ...«, Wilma deutete mit dem Kopf in den Bereich, wo sich die Passagiere des Oberdecks gewöhnlich aufhielten, »... oft nicht sonderlich erbaulich.« Julie runzelte die Stirn. Wilma erklärte bereitwillig weiter. »Seit an einigen Flüssen Gold gefunden wurde, treibt es immer mehr seltsame Menschen in das Land. Und angeblich werden neuen Siedlern nun auch einige Bereiche im Landesinneren zur Verfügung gestellt. Unter ihnen sind viele Deutsche, so sagt man, da es dort gute Holzgründe gibt und sich diese Leute auf Rodungen und Tischlerei verstehen.«
    Wilma wirkte nachdenklich. »Ich halte das für keine gute Idee, die meisten Einwanderer kommen mit dem Klima nicht so gut klar.«
    »Aber Karl sagte, das Wetter in Surinam sei ganz angenehm.« Julie hoffte, dass jetzt nicht weitere ihrer Illusionen zerstört wurden.
    Wilma lachte kurz auf. »Nun, das kann man so oder so sehen. Es ist natürlich das ganze Jahr angenehm warm, selbst in der Regenzeit muss man nicht frieren. Aber es ist schwül, nicht zu vergleichen mit europäischer Sommerhitze.« Wilma richtete ihren Blick gen Horizont. »Und leider bringt dieses Klima Krankheiten mit sich, die ebenfalls mit keinem europäischen Übel vergleichbar sind. Am schlimmsten ist das Fieber.«
    »Fieber?«
    »Es gibt unterschiedliche Arten von Fieber, manche quälen den Kranken nur, andere können ihn umbringen.« Wilma deutete auf einige schlicht gekleidete Menschen auf dem Vorderdeck, die sich gerade zu einer Art Andacht versammelten. »Es gibt gottlob eine kleine Brüdergemeine der Herrnhuter in Surinam, die Mitglieder dort kümmern sich um die Sklaven und auch um die Kranken.«
    Julie schaute zu der kleinen Gruppe hinunter. Unter ihnen waren auch einige Frauen, die nun mit gesenkten Häuptern andächtig der Stimme eines Mannes lauschten, der aus einem Buch, vermutlich der Bibel, vorlas. In einer anderen Ecke hingegen, zwischen Tauen und allerlei Schiffszubehör, saßen einige Männer in zerschlissenen Kleidern, die rauchten und Karten spielten. Julie brachte die Beobachtung dieser Passagiere auf eine andere Frage, die sie schon seit Tagen beschäftigte. »Wo ist denn wohl unser Sklave untergebracht, Wilma?«
    Wilma schürzte die Lippen. »Sklave? Dem wird’s schon gut gehen. Vielleicht fragen Sie besser Ihren Mann, Juliette.« Mehr war aus Wilma nicht herauszuholen, sie wechselte jetzt auch das Thema. Julie war wieder einmal verwundert. Kaum stellte sie eine etwas unbequemere Frage, wurde sie vertröstet, sie solle sich keine Sorgen machen oder ihren Ehemann fragen. Insgeheim dünkte ihr, dass dieses Land nicht so wunderherrlich wild-romantisch war, wie sie es sich ausgemalt hatte. Auch schien die Sklavenhaltung mit vielen zumindest kritischen Fragen belegt.
    Julie ließ der Gedanke an Aiku nicht los. Er hatte in den Niederlanden schließlich auch ihr gedient. Sie hatte die Angst vor diesem Mann schnell verloren und war von seiner Gutmütigkeit überzeugt. Dass sie ihn jetzt nicht auf dem Deck sah, bereitete ihr Sorge.
    Am Abend stellte sie Karl zur Rede, gerade als er zu seinem Kartenspiel aufbrechen wollte. »Wo ist eigentlich Aiku? Ich habe ihn seit unserer Abfahrt nicht gesehen.«
    Karl machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ach, der bleibt unter Deck. Das ist Vorschrift, Sklaven müssen während der Überfahrt sicher verwahrt werden.«
    »Sicher verwahrt? Was heißt das? Sperren sie ihn ein?«
    Karl schüttelte den Kopf. »Das brauchst du nicht zu wissen«, beschied er sie kurz. »Und jetzt lass mich in Ruhe, ich bin verabredet.«
    Karl verließ die Kabine und ließ Julie unzufrieden und zornig zurück. Sie war nicht bereit, sich mit dieser Antwort abzufinden.

Kapitel 11
    Bereits nach wenigen Tagen unter Deck war Erika überzeugt, dass dies die erste wirklich schwere Prüfung in ihrem Leben war, die Gott ihr auferlegt hatte. Eingepfercht

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