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Im Land der Regenbogenschlange

Im Land der Regenbogenschlange

Titel: Im Land der Regenbogenschlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Altmann Andreas
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Complex . Um in wenigen Monaten auch das neue Haus dem Casino zu schenken. Sie muss in eine engere Bleibe ziehen. Die Zeichen stehen auf Absturz. Eine abgebrannte Rentnerin nachts an einem Roulettetisch, das lässt ein böses Ende schwanen.
    Von wegen. Sie schafft die Teufelsaustreibung, bekommt sich so weit in den Griff, dass nur noch seltene Attacken sie foltern. Das Hündische ist weg. Inne kann nun auf die großen Einsätze verzichten (muss wohl), kauert sich nur noch vor einen der 1500 lichterblitzenden Opferstöcke, die diskreter und langsamer den Kunden leerrauben.
    Sagt's, zwinkert mit den Augen und nimmt mich an der Hand. »Sorry, I've got just one of these attacks«, geht zielstrebig auf ihren Stammhocker zu, zieht wie nichts einen Plastikbecher voller Dollar-Münzen aus ihrer Handtasche und beginnt ohne weitere Umwege, den Einarmigen Banditen, der nur noch Bandit, aber nicht mehr einarmig ist, zu füttern.
    Es wird wahnwitzig lustig, denn die Greisin mit ihrem extravaganten Charme erklärt mir nebenbei, welche Knöpfe man drücken muss, um »highly probably« eine Gewinnkombination zu erreichen. Ich Narr nehme den Kampf auf und erzähle ihr von Untersuchungen über einschlägige Wahrscheinlichkeits-Theorien, die alle beweisen, dass am Ende des Tages nur einer hier verspielt: der Spieler. Absurdes Theater bricht aus, als ich nun laut aus der Broschüre vorlese, die ich bereits bei der Ankunft mitten im Casino ausliegen sah, Titel: Can you win, really win, on a poker machine? Natürlich kannst du nicht, denn hier steht es, weiß auf rot, intelligent und unmissverständlich formuliert: »Moderne elektronische Poker-Maschinen werden von Computer-Programmen kontrolliert (...) Jedes Mal, wenn Sie mit einer Poker-Maschine spielen, kontrolliert der Computer, welche Symbole erscheinen. Sie können nichts tun, um das zu beeinflussen. Die Entscheidung des Computers ist vollkommen zufällig und kein Symbol trägt die Wahrscheinlichkeit in sich, öfter zu erscheinen als ein anderes.«
    Ich mache gerade eine beachtliche Erfahrung: Alle Fakten liegen vor uns und eine Vernagelte kann nicht hinhören. Wir haben die Daten und wir haben Innes Wirklichkeit. Beide dokumentieren nichts anderes als ein Desaster. Doch die Vernagelte grinst nur, sagt eiskalt: »I don't believe you.« Ist das nicht hinreißend, dem Irrsinn leibhaftig zu begegnen?
    Es kommt noch besser, jetzt legt Inne den Overdrive ein. Nicht weit von ihrem Sitz blinkt es: Werde Sofort-Millionär! O.k., zugegeben, sofort ging Inne heute nicht pleite. Immerhin braucht die Frau, die diesem Casino sicher schon eine halbe Million gespendet hat, knapp zwei Stunden, um die neunzig Dollar loszuwerden. Ich sage kein Wort, verkneife mir ein schnödes »I told you so!«, und Inne sagt nur »bad luck«, zwinkert wieder mit den Augen und lädt mich zu Tee und Kuchen ein.
    What a woman. In ihrer Nähe streckt man die Waffen. Auch die Moralkeule. Etwas ganz Reines bewegt sie, etwas, was keiner, auch die Welt nicht, korrumpieren kann. Sie gehört zur Rasse der Stehaufmännchen. Sie verliert und steht wieder auf. Sie ist 77 und zockt. Sie ist winzig und hat das Lächeln einer Märchenfee. Als wir auseinandergehen, fällt mir auf, dass sie niemanden denunziert hat. Jedes Wort über ihre drei Männer war warm. Ist das ihr Geheimnis?
    Bevor ich Perth verlasse, habe ich noch eine Rendezvous mit Jim und Paul. Das kam so: Als ich nach Hank B. Marvin suchte, redete ich am Telefon mit verschiedenen Zeugen Jehovas. Bis ich mit Jim telefonierte, er kannte den Musiker von gemeinsamen Veranstaltungen. Das Schöne an Missionaren ist, dass sie immer Zeit haben. Um eine Seele zu kapern, um sie vollzustopfen mit ihren Wahrheiten. So vereinbarte ich mit ihm ein Treffen, um 11 Uhr vormittags, Ecke Hay Street/Plain Street, ein Katzensprung von meinem Hotel.
    Und Jim kommt. Als Verstärkung hat er Paul mitgebracht. Da sie beide mit weißem Hemd auftreten, denke ich sofort an zwei Mormonen. Die genau so unterwegs sind. Aber ich beruhige mich, die beiden haben keine verpickelten Gesichter. Was ja bei Religiösen oft als Hinweis taugt auf praktizierende Masturbanten. Pickel als Ausdruck von viel Heimlichkeit und viel Schuldgefühl.
    Wir drei mögen uns, von Anfang an. Und so sitze ich in der Mitte der Parkbank (den Rucksack darunter), Jim links und Paul rechts. Mir fallen die blassen Weiblein vor

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