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Im Land der Regenbogenschlange

Im Land der Regenbogenschlange

Titel: Im Land der Regenbogenschlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Altmann Andreas
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Wiese für ein paar Bäume, ein paar Blumen. Aber nichts, nirgends, nichts. Nur die nackte braune Erde, nichts, was die Umgebung schmückt. Niemand zu sehen, wie ausgestorben. Bis ein junges Mädchen ein Blechtor öffnet und heraustritt, ich frage:
    â€“ Wo sind die Leute?
    â€“ In den Häusern.
    â€“ Warum?, mitten an einem sonnigen Tag?
    â€“ Es gibt nichts zu tun, es ist langweilig.
    â€“ Und was machen sie in den Häusern?
    â€“ Sie spielen Karten und trinken und schauen fern.
    Ich bin überrascht von dem apathischen Ton der vielleicht 14-Jährigen. Als wüsste sie längst Bescheid. Nur der Wind und die Fliegen treiben sich auf den Straßen herum.
    Kurz darauf finde ich Allen und die anderen Handwerker, plus den Boss, einen Serben. Eine Frau wohnte hier allein. Sie musste ausziehen, bekam eine kleinere Unterkunft zugewiesen. Hier soll eine Familie wohnen. Die Arbeiter sind Profis, vieles musste ausgewechselt werden, sogar die gesplitterten Fenster, die verrußten Decken. An ein paar Stellen lässt sich noch erkennen, wie abgewirtschaftet der Ort war. Aber was jetzt (wieder) kommt, sieht gut aus. Eine zentrale Klimaanlage für die vier geräumigen Zimmer, eine moderne Küche mit Elektroherd und Dampfabzug, ein großes Bad mit Heißwasserboiler, eine eigene Toilette, Einbauschränke, sogar neue Dachrinnen wurden installiert. Die Böden werden noch gebeizt. Wer hier einzieht, hat es fein, eine richtige Heimstatt. Alles bezahlt vom Staat.
    Aber die Männer sind pessimistisch. Sie haben schon andere Häuser in der Gegend saniert. Halbwertzeit: längstens ein Jahr, dann wird aus Schöner Wohnen wieder eine Bruchbude, die endgültig zu Bruch geht, wenn nichts mehr niet- und nagelfest ist. Wie hier. Die sechs reden ohne gehässige Zwischentöne. That's the way it is. Aborigines, sagt Allen, wollen nicht »bewahren«, das sei ihnen fremd. Das Wort »Zukunft« fehlt in ihren Sprachen. Zudem werden Häuser im Handumdrehen zu Karawansereien umfunktioniert. Laufend reist Besuch an, der gesamte Clan zieht ein, zieht weiter, kehrt zurück. Komel, der Slowake, der fünf Jahre in Deutschland lebte, bevor er nach Australien auswanderte, bringt einen Vergleich, der für wieherndes Gelächter sorgt: »Schau«, sagt er, »den Aborigines mehr Disziplin beizubringen wäre genau so schwierig wie euch Deutschen den Zwang auszutreiben, jeden Tag die Stechuhr zu drücken.« Nicht schlecht.
    Ich mag Coober Pedy. Wie ich alles und jeden mag, der mir was beibringt. »Wohlfühl-Oasen« will ich mir für mein Leben als 100-Jähriger aufheben. Dann, hoffentlich, halte ich auch jene aus, die sich ununterbrochen »wohlfühlen« müssen. Dann bin ich möglicherweise den Verdacht los, dass man an den Reichtum des Lebens nur rankommt, wenn man die unwohlen Zustände, auch die inneren, als Eintrittspreis akzeptiert. Wie Ängste, wie Muskelschmerz, wie Schlaflosigkeit, wie die Erkenntnis, oft keine Antwort zu wissen.
    Am späten Nachmittag zieht ein violettes Licht über die Stadt. Wie es die Schönheit der Welt vermehrt. Ich treibe mich vor dem Supermarkt herum, nur ein paar Schritte vom Busbahnhof. Im liquor store hängen strenge Regeln aus, wann und wie viel an wen verkauft werden darf. Auch besagt das Gesetz, dass jeder Käufer »strikt« seine ID herzeigen muss, »... in the interest of the responsible service of alcohol«. Der Laden gehört Chinesen, ich führe mich als potenzieller Kunde auf, beobachte. Nicht eine einzige der Vorschriften wird respektiert, nie der Ausweis verlangt. Wie sagte Deng Xiaoping, der ehemalige Parteichef in Peking: »Es ist ruhmvoll, reich zu werden. Auch wenn andere dabei verrecken.« Den zweiten Satz sagte er nicht. Aber so haben sie es hier verstanden.
    Draußen lehnen les muristes – so nennen sie in Algier die Arbeitslosen – an der Mauer, die Aborigines, die ihr Bier in Coladosen umfüllen, um der Heuchelei Genüge zu tun. Am Schwarzen Brett wird Body Heat angekündigt, ab morgen zieht sich ein Dutzend Stripperinnen im Opal Inn aus. Ein violettes Licht und hübsche nackte Frauen, Coober Pedy kann sich sehen lassen. Kurz vor 19 Uhr fährt der MAPS ( Mobile Aboriginal Patrol Service ) vor, eine Art Großraumtaxi, um die Mauersteher – manche liegen bereits – einzusammeln. Und in der Community abzuliefern. Mein Greyhound-Bus kommt.
    Ruhige

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