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Im Land der Sehnsucht

Im Land der Sehnsucht

Titel: Im Land der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Way
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Erzieherin. Trauen Sie mir diese Rolle nicht zu?“
    Marissas ruhiger Ton machte keinen Eindruck auf Lois. Sie war auf Feindschaft, nicht auf Versöhnung aus. „Glauben Sie, es genügt, ein Kind zu bekommen, um mit Kindern umgehen zu können?“, fragte sie höhnisch.
    Marissa ahnte, was wirklich hinter diesen Worten steckte. Lois war um die dreißig, unverheiratet und kinderlos. Sie hatte einfach Angst, den Anschluss zu verpassen.
    „Wie oft muss ich es noch wiederholen?“, fragte sie betont geduldig. „Riley ist mein Halbbruder. Leider scheine ich Sie davon nicht überzeugen zu können.“
    „Allerdings nicht.“ Lois verzog angewidert das Gesicht. „Es dürfte nicht schwierig sein, die Wahrheit festzustellen.“
    „Würden Sie sich dann bei mir entschuldigen, Miss Aldridge?“
    Lois schwieg.
    „Worüber wollten Sie mit mir sprechen?“ Marissa hatte keine Lust, lange um den heißen Brei herumzureden.
    „Ich wollte Sie nur warnen.“ Lois’ Augen funkelten förmlich vor Hass. „Meine Schwester hat Georgina in Holts Obhut gelassen, trotzdem ist sie immer noch ihre Mutter. Außerdem liebt sie Holt, wenn sie auch das Gegenteil behauptet. Halten Sie sich daher lieber von ihm fern.“
    Marissa war mit ihrer Geduld am Ende. „Ich weiß nicht, was Sie damit meinen, Miss Aldridge“, sagte sie scharf. „Ich habe nicht die Absicht, Mr. McMaster in irgendeiner Form zu nahe zu treten, das können Sie Ihrer Schwester ausrichten. Vermutlich stecken Sie unter einer Decke.“
    „Warum auch nicht?“ Lois konnte nicht verhindern, dass sie errötete. „Schließlich sind wir Schwestern. Was wollen Sie überhaupt hier draußen, Miss Devlin? Warum vergraben Sie sich in der Wüste? Eine hübsche Frau wie Sie!“ Das Wort „schön“ brachte sie nicht über die Lippen.
    „Ich muss auf Riley aufpassen, bis er alt genug ist, um ein Internat zu besuchen“, versuchte Marissa, die Wogen zu glätten. „In der Stadt hat sich das als äußerst schwierig erwiesen. Riley ist noch nicht über den Verlust seines Vaters hinweg und braucht sehr viel Zuwendung.“
    „Sie bleiben also bei Ihrer Geschichte.“ Lois’ Nasenflügel bebten vor Empörung. Diese hergelaufene kleine … Unvorstellbar, welches Chaos sie anrichten würde!
    „Es ist die Wahrheit, Miss Aldridge.“ Marissa ahnte Lois’ heimliche Ängste und kam ihr daher nochmals entgegen. „Kann ich jetzt gehen? Die Kinder warten.“
    „Bisher haben Sie, was Ihren Job betrifft, wenig überzeugend gewirkt, Miss Devlin“, spottete Lois.
    „Finden Sie? Mir kommt alles viel leichter vor, als ich gefürchtet hatte. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden …“
    „Ich rate Ihnen, heute nicht Holt aufzusuchen.“ Lois war zu gereizt, um ihren Ton ändern zu können. Diese Schwäche lag offenbar in der Familie. „Georgina bewohnt ein sehr schönes Zimmer, das ich persönlich für sie eingerichtet habe. Lassen Sie die Finger davon.“
    Marissa drehte sich noch einmal um. „Sie waren Georgina bestimmt eine liebevolle Tante, Miss Aldridge, doch Anweisungen nehme ich nur von Mr. McMaster entgegen. Er hat mich eingestellt und mir völlig freie Hand gegeben.“
    „Freie Hand? Dass ich nicht lache! Machen Sie doch, was Sie wollen. Sie werden schon merken, was es bedeutet, mich und meine Schwester gegen sich zu haben.“
    Das klang nicht nur wie eine Drohung, es war eine. Marissa ging noch einmal zurück, blieb dicht vor Lois stehen und sagte leise, aber deutlich: „Ich frage mich, ob Sie Ihren Einfluss nicht überschätzen, Miss Aldridge.“
    Lois schoss das Blut ins Gesicht. „Sie sind zweifellos anders als unsere bisherigen Erzieherinnen“, sagte sie mit zornbebender Stimme. „Wie können Sie es dennoch wagen, so mit mir zu sprechen? Ich gehöre zur Familie, und Sie sind nur eine Angestellte … für sehr begrenzte Zeit, wie ich annehmen darf. Ich warne Sie vor meiner Schwester, Miss Devlin. Sie ist eine Tigerin. Verglichen mit ihr, bin ich nur ein harmloses Kätzchen.“
    Das bezweifelte Marissa nicht, denn eine harmlose Frau hätte Holt McMaster niemals geheiratet!

6. KAPITEL
    Marissa holte sich bei Olly Rat, ehe sie das Haus verließ.
    „Georgy möchte zu uns in den Westflügel ziehen“, berichtete sie ihr. „Anscheinend hat sie Riley lieb gewonnen.“
    „Das wundert mich nicht.“ Die ältere Frau saß am Küchentisch und stellte den Speiseplan für die nächste Woche zusammen. „Er ist ein lieber, sonniger Junge, Marissa. Das verdankt er Ihnen.“
    Marissa

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