Im Land der tausend Sonnen
zugeben musste, nicht mit dem landesüblichen Procedere vertraut war und außerdem keinen festen Wohnsitz in Australien nachweisen konnte.
»Und welchen Beruf haben Sie früher ausgeübt?«, fragte Hobday. »Meine Neugier über Reisende aus Europa ist unersättlich.«
»Ich war Kaufmann, Sir. Import, Export, diese Art Geschäfte. In Hamburg.«
Der Anwalt verstand den Wink mit dem Zaunpfahl. »Entschuldigen Sie, Mr Hoepper. Ich wollte nicht indiskret sein. Bevor Sie sich nun auf den Weg machen, sollten Sie mir besser eine Adresse hinterlassen. Nehmen Sie meine Karte. Und Sie sollten sich auch Maryborough mal näher ansehen. Ich würde Ihnen gern alles zeigen.«
Er stand auf und geleitete Hubert zur Tür. Dann grinste er und versetzte ihm einen Hieb auf die Schulter. »Das arme kleine Bundaberg hat einen echten Kaufmann mit dem richtigen Geschäftssinn bitter nötig, wissen Sie?«
»Ich fahre heute Morgen zur Gemeinde hinaus«, sagte Hubert zu Adele. »Magst du mitkommen?«
»Nein, danke. Ich möchte unten am Fluss ein bisschen zeichnen.«
»Geh nicht zu weit weg.«
»Nein. Nur über die Straße.«
Die Ställe in der nächsten Straße verfügten über ein annehmbares Gig, das er und Adele schon mehrmals gemietet hatten, und Hubert hoffte insgeheim, jemand anderer hätte es bereits geholt, doch es stand auch jetzt zur Verfügung.
»Es sieht nach Regen aus«, sagte der Stallknecht.
»Hier sieht es immer nach Regen aus.« Hubert lächelte. »Und was noch schlimmer ist: Wenn es hier nach Regen aussieht, dann gibt es auch Regen.«
Ein Wolkenbruch ging nieder, als Hubert gerade die Stadt verließ, doch als er in der Gemeinde eintraf, schien schon wieder die Sonne. Wie üblich war Pastor Beitz von seinen schwarzen Wachtposten informiert worden, und er stand bereit, um Hubert in Empfang zu nehmen.
»Wie schön, Sie zu sehen, Herr Hoepper. Kommen Sie mit. Ich habe gute Nachrichten.«
Diese guten Nachrichten enthoben Hubert des Problems, selbst das Thema der Kirchenfinanzen anschneiden zu müssen. Pastor Beitz führte ihn eilig die Wege entlang, vorbei an den Unterkünften, vorbei an der Kirche zu einer Stelle, wo mehrere Eingeborene angefangen hatten, den dichten Busch zu roden.
»Sehen Sie? Wir haben mit dem Roden begonnen. Ich möchte hier einen schönen ebenen Platz, damit wir so bald wie möglich mit dem Bau der Missionsschule beginnen können. Einer richtigen Schule.«
Hubert schluckte. »Die Missionsschule«, wiederholte er.
»Ich hatte doch den Eindruck, dass die Gemeinde unter Geldmangel leidet.«
»Wir vielleicht, aber nicht die Bank. Sie geben mir das Geld.«
»Ich dachte, Sie hätten ohnehin schon Schulden bei der Bank.«
»Ja, aber ich konnte das Darlehen aufstocken, indem ich eine Sicherheit bot.«
»Was für eine Sicherheit?«
»Nun, das Land natürlich.«
»Aber Pastor, Sie werden das Darlehen zurückzahlen müssen. Wie wollen Sie das bewerkstelligen? Abgesehen von den Bau- und Ausrüstungskosten wird die Schule selbst unterhalten werden müssen, und die Eingeborenen haben kein Geld.«
»Du liebe Zeit, Sie machen sich vielleicht Sorgen. Der Bau der Schule wird nicht viel kosten. Nur Holz, wissen Sie … und dann ein paar Schulbänke und Tafeln und so weiter.«
»Pastor, finden Sie es nicht merkwürdig, dass Sie eine Schule aus Holz bauen, während Sie und die anderen in Strohhütten leben?«
»Überhaupt nicht. Meine Missionsschule wird Vorbildcharakter haben. Die Leute werden kommen, um sie zu besichtigen. Wichtige Leute. Deshalb muss sie perfekt werden. Ich habe die Pläne selbst gezeichnet. Es gibt natürlich zwei Klassenzimmer. Eines für die Jungen, eines für die Mädchen …«
Er schilderte voller Begeisterung seinen Plan, ließ sich mit Hubert in der schattigen Essecke nieder und gab ihm Wasser zu trinken. Schließlich holte Hubert tief Luft und setzte seine Befragung fort.
»Können Sie mir sagen, Pastor, wie Sie das Darlehen zurückzahlen wollen?«
»Walther wird sich darum kümmern«, antwortete der Priester gereizt. »Und ich
Weitere Kostenlose Bücher