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Im Land der tausend Sonnen

Titel: Im Land der tausend Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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schließlich schon zur Einwandererbaracke gerufen worden, um als Übersetzer für Neuankömmlinge einzuspringen, die dann allerdings gar keine Deutschen waren, sondern Polen oder Ungarn. Wie auch immer, er hatte nicht helfen können. Keiner verstand sie, keines der Mitglieder dieser jungen Familie. Später erfuhr er, dass sie geglaubt hatten, in Brisbane zu sein. Waren im falschen Hafen an Land gegangen.
            Und jetzt, nachdem sie alles genommen hatten, was er ihnen bieten konnte, stellten sich diese undankbaren Gesellen gegen ihn, versteckten sich hinter der Freundlichkeit Hoeppers, der nun wirklich vernünftig genug sein sollte, nicht auf sie zu hören. Rebellieren wollten sie? Das wird sich noch zeigen! Am Sonntag würden sie eine Predigt über ihre Undankbarkeit hören. Über das Werk Gottes, an dem sie alle beteiligt waren. Glaubten sie etwa, der Herr hätte sie wohlbehalten hierher geführt, damit sie ihm dann den Rücken kehrten?
            Der Kern einer guten Predigt formte sich, und so stieg er von seiner Pritsche und kniete nieder, weil er in dieser Haltung am besten nachdenken konnte. Er musste jedoch feststellen, dass ihm scheußlich schwindlig war; die Wände schienen zu schwanken. Zugleich machten sich bohrende Kopfschmerzen bemerkbar, und ihm blieb nichts anderes übrig, als sich wieder ins Bett zu schleppen und auf Walther zu warten, der ihm sein allmorgendliches Glas Milch brachte.
            »Sie sehen krank aus«, sagte Walther und befühlte seine Stirn. »Sie sind ganz heiß. Sie sollten lieber eine Weile im Bett bleiben.«
            »Mir fehlt nichts. Ich stehe gleich auf«, knurrte Beitz, doch das Schwindelgefühl stellte sich wieder ein, als er aufstehen wollte. Er musste sich festhalten.
            »Sie brauchen nicht aufzustehen, Pastor, wenn Sie sich nicht wohl fühlen.«
            »Oh ja, das könnte dir so passen, wie? Ihr alle wünscht euch doch, dass ich für immer im Bett bleibe. Euch nicht im Wege stehe.«
            »Nein, das stimmt nicht. Sie sehen müde aus, Sie brauchen mehr Schlaf.«
            Als Friedrich hörte, dass Pastor Beitz mit einem leichten Fieber darnieder lag, heuchelte er Besorgnis. »Das tut mir so Leid. Kann ich etwas für ihn tun?«
            »Nein, nein. Das kommt schon mal vor«, sagte Walther. »Kein Grund zur Sorge. Er überfordert sich, läuft zu viel herum und braucht ein paar Tage Ruhe. Dann steht er wieder auf und kommandiert uns herum.«
            Friedrich lächelte. »Ja, für einen Mann seines Alters ist er sehr umtriebig. Ich wollte heute eigentlich in die Stadt fahren, aber jetzt ist es wohl besser, wenn ich hier bleibe.« Er brachte es nicht fertig, »zu Hause« zu sagen. Dieses Urwaldlager war nicht sein Zuhause.
            »Nicht nötig. Wenn Sie in der Stadt zu tun haben, können Sie mit uns fahren. Der Pastor kommt schon zurecht. Sie können ihm doch nicht helfen. Wenn er Fieber hat, wird er nichts essen, und ich habe ihm eine Flasche mit frischem Wasser gebracht. Er braucht nur Ruhe.« Auf dem alten Wagen rumpelten sie zur Stadt, luden Hans und Max im Hafen ab, fuhren dann zur Sägemühle, um Bauholz abzuholen, luden es auf und fuhren durch die Stadt zu Walthers Baustelle.
            »Es ist ein sehr kleines Dorf«, bemerkte Friedrich unglücklich, doch Lukas lachte. »Sie hätten es bei unserer Ankunft sehen sollen. Es war nur halb so groß und so trocken und windig, dass wir glaubten, am Ende der Welt gelandet zu sein.«
            »Trocken? Trocken kann ich es mir gar nicht vorstellen, ich habe diese Stadt bisher nur im Regen gesehen. Trotzdem ist sie sonderbar. Zum Beispiel sind überall freie Grundstücke. Man möchte doch meinen, dass die Leute ihre Läden und Geschäftshäuser dicht an dicht bauen, statt sie so in der Gegend zu verstreuen. Man kann kaum erkennen, welche Straße die Hauptstraße sein soll.«
            »Das hängt mit der Landvermessung zusammen«, erklärte Walther. »Diese Wildnis wurde erst vor etwa einem Jahr vermessen. Sie bestimmten den Standort für eine Stadt, boten Grundstücke an, und die Leute kauften. Sehr billig, versteht sich, denn außer Kängurus gab es hier ja nichts. Einige Käufer haben gar nicht die Absicht, irgendwas zu bauen. Sie sind nur Spekulanten und warten darauf, mit dem Weiterverkauf das große Geld zu machen.«
            »Und gelingt ihnen das?«
            »Oh ja. Städte wie diese sind

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