Im Land der tausend Sonnen
eine gute Investitionsmöglichkeit, hab ich mir sagen lassen. Irgendwann einmal wird unser Gemeinschaftsland eine Menge wert sein. Es ist unser Glück, dass wir so frühzeitig zugegriffen haben.«
»Unser Bauholz ist auch eine Menge wert«, sagte Lukas.
»Welches Bauholz?«
»All die großen Bäume, die auf unserem Land wachsen.«
»Und das ist gut?«
»Ja. Als Bauholz sind diese Bäume sehr wertvoll.«
»Aber wer kauft schon einen Baum?« Ihr Vikar, der Stadtmensch, verstand nicht viel von dieser Unterhaltung, doch als man ihm schließlich alles erklärt hatte, wunderte er sich, dass die Gemeinde so arm war.
»Verzeihen Sie«, sagte er, als Walther den Wagen an der Baustelle nahe dem Fluss anhielt, »aber Pastor Beitz sagt, der Gemeinde fehlt es an Geld.«
Sie nickten, wie er fand, ein wenig verlegen.
»Dann ist es vielleicht ganz gut, dass die Glocke zurückgeschickt wurde.«
»Welche Glocke?«
»Die, die Pastor Beitz bestellt hatte. Eine mächtige Glocke für den Kirchturm.« Wie er es sich schon gedacht hatte, wussten die Männer nichts davon.
»Er hatte mich gebeten, sie in Brisbane beim Zollamt abzuholen und hierher schicken zu lassen, doch sie war schon auf dem Weg zurück nach Hamburg – weil niemand sie abgeholt und bezahlt hatte.« Er hob entschuldigend die Schultern. »Es tut mir Leid.«
Er spürte ihren Zorn und fuhr fort: »Was ich allerdings nicht begreife, ist, warum Sie diese Bäume nicht verkaufen. So weit ich etwas davon verstehe, ist das Land keinen Penny wert, solange der Wald darauf wuchert. Wie könnte man es schon nutzen, abgesehen von den wenigen kleinen Fleckchen, auf denen gerade eine Kirche Platz hat?«
»Pastor Beitz hat entschieden, die Bäume nicht zu verkaufen«, erklärte Walther in einem Tonfall, der verriet, dass dieser Beschluss endgültig war, und Friedrich ließ das Thema ruhen.
Er hatte sich seine eigene Meinung gebildet.
Dann kamen die guten Nachrichten. Walther reichte ihm die Zügel des Pferdes und fragte den Vikar, ob er zurückkommen und sie nach der Arbeit abholen könnte, und Friedrich war entzückt. Er hatte schon befürchtet, zu Fuß zurück zur Gemeinde gehen zu müssen.
»Falls Sie den Wagen mal brauchen«, sagte Walther, »fahren Sie einfach mit uns in die Stadt, dann können Sie ihn haben. Wenn Sie oder der Pastor ihn nicht benötigen, können wir ihn auch hier stehen lassen und abends für die Rückfahrt nutzen.«
Er war frei! Mit einem eigenen Wagen! Er fühlte sich wie ein König, so groß war seine Erleichterung. Und außerdem war es noch sehr früh, so machte er sich zunächst auf den Weg zum Royal Hotel, wo er gerade rechtzeitig eintraf, um sich Vater und Tochter Hoepper zum Frühstück in dem hübschen kleinen Speisezimmer anzuschließen.
Hoepper langweilte ihn allmählich mit seiner Begeisterung und seinem Interesse an all diesen neuen Unternehmungen. Und schlimmer noch. Adele war widerlich entzückt von ihrem Besuch auf der Farm der Meissners, und noch viel entzückter schwärmte sie vom Sohn des Hauses …
»Karl war mit mir zum Angeln. Können Sie sich das vorstellen? Und ich habe tatsächlich einen Fisch gefangen. Und am Flussufer haben wir Vögel beobachtet, so viele schöne Vögel … unglaublich … und ein Eingeborener, ein Freund, hat uns gezeigt, wo man wilden Honig findet, und Karl hat welchen für mich geholt. Wussten Sie, Herr Vikar, dass Karl eine eigene Farm besitzt? Oder vielmehr eine zukünftige Plantage, sagen sie, in einem Jahr etwa. Ist das nicht großartig?«
Augenscheinlich hatte Karl ihr den Kopf verdreht. Dieser Halbwüchsige! Typisch für dumme kleine Jungfrauen wie sie, sich so schnell für einen anderen zu begeistern. Er wandte sich an ihren Vater.
»Fräulein Adele scheint ziemlich eingenommen zu sein von dem jungen Karl. Erwidert er ihre Zuneigung?«
Sie wurde tiefrot und tupfte sich das Gesicht mit einem Taschentuch. »Oh nein. Ich wollte nicht … Ach, du liebe Zeit!«
Hoepper sah Adele mit einem ernsten Blick an. »Er ist ein feiner junger Mann. Sehr arbeitsam. Ich glaube kaum, dass er zurzeit den Kopf für Liebesabenteuer frei
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