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Im Land der tausend Sonnen

Titel: Im Land der tausend Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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jedoch konnte er nicht tun. Beißt war sein Freund. Beißt, darauf bestand er, war ein guter Mann, den jemand mit dem bösen Blick getroffen hatte. Darum musste sich doch irgendwer kümmern.
            Der Dingo kam, schmiegte sich an ihn, wärmte ihn, machte ihm Mut, und gemeinsam sahen sie die feurige Morgenröte den Himmel erhellen, bis die trüben Wolken die Vorstellung beendeten.
            Tibbaling nickte. Er tätschelte den Hund. Die Szene, deren Zeuge er geworden war, wies einen Fehler auf. Wenn ein fähiger Mann den Knochen auf jemanden richtet, dann ist das sehr wirklich. Das weiß niemand besser als das Opfer. Er weiß es vom selbigen Moment an. Und von diesem Moment an stirbt das Opfer, gleichgültig, was gesagt oder getan wird, gleichgültig, welche Gebete und Opfer angeboten werden, gleichgültig, welche kriecherischen Entschuldigungen vorgebracht werden.
            Von dem Moment an stirbt das Opfer.
            Das war's. Langsam kam er auf die Füße, prüfte jeden knirschenden Knochen, ging hinaus auf das Gemüsefeld von Beißt und sah sich um, keineswegs befreit von seiner Niedergeschlagenheit.
            Er wusste jetzt, dass das, was er gesehen hatte, die Variante des weißen Mannes von der Zeremonie des Knochen-Richtens gewesen war. Doch die Zeremonie hatte einen Makel, als wäre sie von einem Anfänger ausgeführt worden, denn etwas war übersehen worden.
            Das Opfer musste es wissen! Musste sich der Bedrohung bewusst sein. Also … solange er es nicht wusste, war er in Sicherheit.
            Beißt wusste nicht, dass der Zauber über ihn gesprochen worden war. Tibbaling fiel es nicht schwer, seinen Freund jetzt heraufzubeschwören, wie er vom Schlaf erwachte, mit seinen Männern redete, auf die ihm eigene Art umherwuselte, ohne eine Spur von Angst. Ohne Angst, die ihm das Leben austreiben würde! Doch Tibbaling selbst erstarrte bei dem Gedanken. In der Minute, in der Sekunde, da er Beißt aufklärte, zu ihm ging und ihn warnte, dass er die Zielscheibe war, das Opfer dieser Übeltat, würde der unsichtbare Speer seine Wirkung tun. Sein Leben würde langsam versickern, bis zum Ende. Sein einziger Schutz war seine Unwissenheit über den bevorstehenden Untergang. Er, sein Freund, hatte keine Möglichkeit, ihn zu warnen.
            Aber warum? Warum geschah das alles?
            Tibbaling nahm die gesamte Kraft seiner Lunge zusammen, um den Himmel anzurufen, die Geister, die Vögel, die Tiere, die Wasserbewohner … Warum? Doch niemand antwortete. Niemand wusste es. Und das war Tatsache. Niemand wusste es.

16. Kapitel
     
            Aus einer Anzeige in der vierseitigen Lokalzeitung erfuhr Hubert, dass der Anwalt, von dem Jakob gesprochen hatte, ein gewisser Mr Arthur Hobday aus Maryborough, an diesem Tag seinen Klienten in der Progress Hall zur Verfügung stünde. Er begab sich dorthin und wartete mit anderen Herren, die freundlich mit ihm plauderten, vor der Tür, bis er an der Reihe war. Mittlerweile hatte Hubert seine Schüchternheit und seine Abneigung gegen legeres Auftreten so weit überwunden, dass er mit völlig Fremden ins Gespräch kommen konnte, denn das schien hier so üblich zu sein. Wahrscheinlich auf Grund der großen Entfernungen und der Einsamkeit, schloss er, denn natürlich waren ihm die leeren Straßen und die dünne Besiedlung von Bundaberg und Umgebung längst aufgefallen.
            »Entschuldigen Sie, dass Sie warten mussten«, sagte Mr Hobday fröhlich, nachdem sie sich einander vorgestellt hatten.
            »Schon gut. Ich hatte ja nichts anderes zu tun.«
            »Nun, das ist aber ein trauriges Eingeständnis, Sir. Sie müssen doch eine Beschäftigung haben?«
            Ja, dachte Hubert. Ich soll mir den Pastor vorknöpfen. Laut aber sagte er: »Eigentlich nicht. Ich bin Pensionär. Nur zu Besuch hier.«
            »Ein Mann in Ihrem Alter ist Pensionär? Sie sind überhaupt nicht der Typ dafür. Aus Ihren Augen spricht hohe Intelligenz. Die mag nicht lange brachliegen. Aber genug geredet. Was kann ich für Sie tun, Mr Hoepper? Sind Sie zufällig ein Freund von Jakob Meissner? Ah ja, das dachte ich mir. Ein feiner Kerl. Also, was ist das Problem?«
            Hubert konnte feststellen, dass der gesprächige Mr Hobday auch ein guter Zuhörer war, und schon bald hatten sie vereinbart, dass der Anwalt im Namen seines Klienten das Land am Meer kaufte, da Hubert, wie er

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