Im Land der tausend Sonnen
so aufgeregt; sein Tag der Premieren: sein erstes Geld, seine erste Uhr … Und jetzt … Sein Atem ging in kurzen Stößen. So etwas wie dieses Tier hatte er noch nie besessen. Er war regelrecht verliebt in die Stute. Und er konnte sie sich leisten! Er konnte sich Queenie , so hieß sie, leisten. Sechzig Pfund sollte sie kosten, und der Juwelier und der Knecht aus dem Stall hinter dem Laden hatten Mitleid mit ihm. Er sah es an ihren Augen. Dem armen Priester dieses prachtvolle Tier zu zeigen, war eine Sache. Eine andere war es, zu erwarten, dass er das Geld dafür auftreiben würde.
»Für zehn Pfund mehr geben wir noch ein verdammt feines Zaumzeug drauf«, sagte der Stallknecht, und der Juwelier übersetzte:
»Er hat da einen guten Sattel und Zaumzeug und könnte Ihnen beides für zehn Pfund überlassen, aber Sie müssen sich nicht jetzt gleich entscheiden.«
»Ich nehme das Pferd und das Zaumzeug«, sagte Friedrich und fühlte sich großartig und bedeutend. Doch dann fiel ihm der verdammte Wagen wieder ein. Warum sollte er sich jetzt noch mit solch einer Plackerei belasten, da er doch sein eigenes prächtiges Pferd hatte?
Das Problem war schnell gelöst. Einer der Stallburschen sollte den Wagen an Walthers Baustelle abliefern. Offenbar wusste alle Welt, wo an den Grundmauern der Brauerei gearbeitet wurde.
»Er wird Erfolg haben«, sagte der Juwelier über Walthers Vorhaben. »Es ist teuer, das Bier mit dem Schiff hierher zu bringen.«
»Irgendwann, ja«, sagte Friedrich und löste einen Hunderter aus seinem Bündel Scheine. Ganz lässig.
Nach einigen falschen Abzweigungen fand er den Weg hinaus zur Gemeinde und stellte Queenie, versorgt mit ein wenig Hafer, auf der Pferdekoppel ab, auf der die Schindmähren, die den Wagen zogen, Ruhe fanden. Es war nur gut, dass die Pferdekoppel etwas abseits vom Eingang zur Gemeinde lag und nicht in Sichtweite der Unterkünfte, denn Pastor Beitz war wieder auf den Beinen und so übel gelaunt wie ein Truthahn ohne Zehen.
»Wo warst du, Friedrich? Weißt du nicht, dass wir zu arbeiten haben?«
Friedrich hörte zu, nickte, brachte ein paar halbherzige Entschuldigungen vor und wunderte sich, dass der Alte es geschafft hatte, sich von seinem Krankenlager zu erheben.
»Sie sehen nicht gut aus, Pastor. Sie sollten sich ausruhen.«
»Wie soll ich ruhen, wenn du einfach verschwindest und kein Mensch die Arbeiter bei der Stange hält? Friedrich, du musst begreifen, dass unsere Eingeborenen zwar lieb und nett sind, aber nichts vom Ackerbau verstehen. Wenn wir nicht im Gemüsegarten aufpassen, wissen sie nicht, was sie tun sollen.«
»Ah. Das ist ja interessant. Ich hatte keine Ahnung, Pastor. Nun, natürlich werde ich sie morgen beaufsichtigen. Wollen Sie sich nicht wieder hinlegen? Sie sehen schlecht aus. Ich bringe Ihnen Kaffee.«
»Wir haben keinen Kaffee. Wir haben gelernt, ohne Luxus auszukommen.«
»Das weiß ich wohl, aber Herr Hoepper hat Kaffee für Sie gekauft. Eine Art Spende, könnte man sagen.«
»Tatsächlich? Wie freundlich. Stellen Sie den Kaffee zu den anderen Vorräten, für einen besonderen Anlass.«
»Aber erst, wenn Sie ihn gekostet haben. Und jetzt ruhen Sie sich aus. Ich bringe Ihnen gleich den Kaffee.«
Pastor Beitz schmeckte der Kaffee sehr gut. »Der beste, den ich je getrunken habe«, sagte er.
Entweder hat er vergessen, wie guter Kaffee schmeckt, oder das Opiumpulver von den Huren in Kapstadt ist doch nicht so bitter, wie ich dachte, überlegte Friedrich.
Er hatte dem Pastor nur eine kleine Menge verabreicht, doch es zeigte bereits Wirkung. Jetzt lag er ausgestreckt auf seiner Pritsche und schnarchte, was das Zeug hielt, während sein Hilfspfarrer Gelegenheit hatte, im kühlen Wasser des Bachs zu entspannen und über seine Zukunft nachzudenken.
Als die Arbeiter heimkamen, fanden sie den Pastor betend vor Pastor Beitz' Hütte knien. Als er seine Andacht beendet hatte, berichtete er ihnen von seinem Pferd. Sie hatten es natürlich längst gesehen und waren von Queenie genauso beeindruckt wie Friedrich, aber auch verwundert. Verwundert über solch einen Luxus. Friedrich jedoch wusste, dass sie alle viel zu höflich
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